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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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auf, holte, was sie brauchte, aus dem Bad. Schweigend ließ er sich die Wunden säubern.
    Am liebsten hätte sie Salz hineingerieben.
    Ihre Hände waren starr vor unterdrückter Wut.
    Sie brachte keinen Bissen hinunter. Wenn sie den Mund aufmachte, würden Flammen aus ihrem Rachen lodern.
    Kurz vor zehn war er zu Bett gegangen. Vorher hatte er eine Flasche Rotwein geleert. Danach schlief er immer sofort ein.
    Schon nach eins. Sie konnte nicht schlafen. Nicht mit all der Wut, die sie ganz unruhig machte. Jede Pore ihrer Haut stand unter Strom. Ihr Körper vibrierte, jede seiner Zellen schwang, rieb sich an anderen, erzeugte elektrische Hitze und noch mehr Wut und trieb sie aus dem Bett.
    Sie streifte durchs Haus. Alles war ordentlich und sauber. Sogar die Kachelfugen in Bad und WC waren gescheuert. Es gab nichts zu tun. Ein Fingerdapper auf dem Ceranfeld. Sie rieb ihn weg. Im Kühlschrank eine angebrochene Flasche Rotwein. Sie schenkte sich ein Glas voll und leerte es mit zwei Zügen.
    Das Vibrieren blieb.
    Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer; ich finde sie nimmer und nimmermehr.
    Die Flasche flog gegen die Wand. Ein Knall wie ein Schuss. Ein roter Scherbenregen. Einen Moment betrachtete sie die Rinnsale und Pfützen, bückte sich, sammelte die Splitter auf, trat in einen und beobachtete, wie sich Blut mit Wein vermischte.
    Wie es wäre, wenn das nicht aufhörte? Wenn das Leben einfach aus ihr floss, so wie es aus Isa geflossen war.
    Es tat nicht weh. Die Lache wurde nur langsam größer. Marlis setzte sich auf den Boden und zog die Scherbe aus dem Fuß. Nun lief das Blut schneller. Es sprudelte beinahe.
    Meine Güte. Die Küche sah aus. Doch sie verspürte keine Lust zu putzen. Sollte Stefan doch die Sauerei morgen wegwischen.
    Bei dem Gedanken an ihn schoss eine Stichflamme in ihr hoch. Sie sprang auf. Als ob Messer darin rührten, jagten Schmerzen durch ihre Ferse. Alles drehte sich. Kalter Schweiß brach ihr aus jeder einzelnen Pore. Sie griff nach dem Küchenstuhl, um Halt zu finden. Eine Welle Übelkeit schwappte hoch. Sie schluckte alles wieder runter. Warum schluckte sie und schluckte und schluckte und schluckte!
    Die Küchentür ging auf. Das heilige Leiden kam herein.
    »Marlis! Was ist denn …«
    Er sprang zur Seite. Der Stuhl verfehlte ihn nur knapp. Krachend durchschlug er die Glasfüllung der Küchentür. Ein donnerndes Scherbengewitter.
    Ausatmen. Hatte sie das getan?
    Einatmen. Wow! Das fühlte sich gut an.
    Das Vibrieren ließ nach.
    Mit diesem scheiß Märtyrerblick sah er sie an. Wollte er mehr? Bitte! Konnte er haben! Sie griff sich die Obstschale. Schlecht gezielt. Sie zerschellte am Gefrierschrank.
    »Marlis. Hör auf. Bitte!«
    Wirklich nicht! Es fühlte sich zu gut an. Die Stabfilterkanne. Er ging nicht in Deckung. Sie traf ihn am Kopf. Die Haut unter der Augenbraue platzte. Blut lief ihm übers Gesicht. Noch mehr Scherben und Splitter. Sie watete in Blut. Mehr davon! Der Wasserkocher folgte. Das Stövchen. Ein Becher.
    »Bitte! Hör auf!«
    Das Weinglas!
    Die Munition ging ihr aus. Sie riss den Kühlschrank auf. Die Ketchupflasche! Das Glas bittere Orangenmarmelade. Es traf ihn an der Brust. Er krümmte sich. Kam dennoch auf sie zu. Schritt für Schritt.
    Die Butterdose!
    »Bitte! Marlis!« Sie ignorierte die Verzweiflung in seiner Stimme.
    Das Glas Oliven!
    Grünes Pesto! Ein Farbkontrast zu all dem Blut. Sie griff nach der Pfeffermühle. Peugeot-Mahlwerk. Das würde auch diesen stummen Ankläger kleinkriegen. Sie traf ihn am Kinn. Platzwunde. Weißes Fleisch, dann schoss Blut hervor.
    Er kam ihr zu nahe. Sie musste ihn sich vom Leib halten. Doch sie fand nichts mehr. Ihre Hände tasteten ins Leere.
    Seine Arme schlossen sich um ihre Schultern wie Krallen. Sein Blut tropfte auf ihr von Blut und Wein verschmiertes T-Shirt. Er schüttelte sie. Sie wollte schreien. Doch es wurde nur ein Krächzen.
    »Ich habe sie doch auch geliebt.« Er vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge. Warm fühlte sie sein Blut durch den dünnen Stoff dringen. »Sie fehlt mir so.«
    Mir auch. Jede Sekunde des Tages. Jede in der Nacht. Mit jedem Atemholen fehlt sie mir und mit jedem Herzschlag.
    »Morgens ist mein erster Gedanke bei ihr, und abends gilt ihr der letzte. Glaub mir. Bitte.«
    Ein Staudamm brach, Wassermassen stürzten zu Tal, löschten das Feuer, spülten all den Hass fort. Sie schlang ihre Arme um ihn. In ihrer Ferse pulsierte der Schmerz. Klebrig-warme Feuchtigkeit umgab ihre Füße.
    »Es tut mir

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