Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Lieblingsplätze in der Stadt.
»Ich weiß auch nicht.« Unschlüssig blickte sie auf das Handydisplay. Heute Morgen hatte sie einfach die Nummer des letzten Anrufers in Phillips Handy gesucht und per Bluetooth an ihres geschickt. Und nun wusste sie nicht, was sie damit machen sollte.
»Ich bin mir sicher, dass Phillip gemeinsam mit Daniel in dieser Ecstasysache drinhängt. Er weiß, von wem Daniel das Zeug bekommen hat. Und der hat heute angerufen. Phillip hat ihn deswegen angeraunzt, ob er total bescheuert sei.«
»Und vielleicht ist das Daniels Mörder. Du solltest die Finger davon lassen. Wer weiß, was du ins Rollen bringst und dann vielleicht nicht mehr stoppen kannst. Wenn du was unternehmen willst, dann gib die Nummer der Polizei.«
»Ich hänge doch Phillip nicht hin. Er ist zwar ein Idiot, aber er ist mein Bruder. Außerdem habe ich nur eine Vermutung. Ich würde gerne wissen, ob er mit Daniel gemeinsame Sache gemacht hat.«
»Das verstehe ich nicht. Warum willst du das denn wissen?«
Mika musste schlucken. Ein Klumpen saß in ihrem Hals. »Weil er dann schuld wäre. Und nicht ich. Nicht wegen Gucci und Prada. Verstehst du?«
Lukas legte den Arm um sie und zog sie an sich. »Ja, klar. Will Phil dir das einreden, dass du schuld bist? Daniel wusste, was er tat. Das hat nichts mit dir zu tun. Eher damit, dass er sich unterlegen gefühlt hat, also mit seinem Selbstbewusstsein. Nicht mit dir.«
Lukas’ Worte taten gut. Dennoch flüsterte ein kleines Racheteufelchen in ihrem Ohr. Ruf an, finde raus, ob Phil was damit zu tun hat, und reibe es ihm unter die Nase.
»Also ich rufe jetzt einfach an.« Sie betätigte die Wahltaste. Lukas riss ihr das Handy aus der Hand und drückte auf Beenden . »Spinnst du? Er kann deine Nummer sehen, und dann findet er heraus, wer du bist. Wenn du schon mit dem Kerl reden willst, dann solltest du ein anderes Handy benutzen und einen Plan haben, was du sagen willst.«
»Na, dass ich die Nummer von Phillip habe und bei ihm X kaufen will, meine Quelle ist versiegt, seit Daniel tot ist.«
»Du hast ja ein Rad ab. Du willst dich doch nicht mit dem treffen?«
»Nein, das war es dann schon. Wenn er darauf eingeht, ist klar, dass Phillip mitmischt. Das ist alles, was ich wissen will.«
Widerwillig stimmte Lukas zu. Er nahm sein Handy und stellte die Rufnummerunterdrückung ein. Mika machte das auf ihrem Handy ebenso. Sie riefen sich gegenseitig an. Keiner sah die Nummer des anderen. Es sollte also klappen. Dennoch gab Lukas Mika sein Handy. »Ist sicherer so.«
Mit klopfendem Herzen wählte Mika die Nummer.
»Christian von Oesner, Antiquitäten. Guten Tag.«
Antiquitäten? Was sollte das denn? »Oh. Entschuldigung«, stammelte Mika. »Da habe ich mich wohl verwählt.«
»Wen wollten Sie denn sprechen?« Die Stimme des Mannes klang jung.
»Meinen Freund. Sorry, habe mich vertippt.« Mika legte auf und sah Lukas ratlos an. »Ein Antiquitätenhändler. Was hat Phillip mit Antiquitäten zu tun?«
»Ist doch egal. Jetzt weißt du, dass er nicht in Daniels Geschäfte verwickelt ist, und jetzt lass es gut sein.«
Ratlos umfing sie mit den Armen die Knie und blickte ins Wasser. Weiter hinten schoss es über die Staustufen unter der Maximiliansbrücke. Bis es die Praterinsel erreichte, wurde aus dem donnernden Getöse ein stetes, besänftigendes Rauschen. Irgendwann tat Mika es Lukas gleich und streckte sich im Sand aus. Ein paar Vögel zogen über den blauen Himmel. Antiquitäten? Sie nahm ihr Handy und wollte den Laden googeln. Doch sie ließ es bleiben. Sie hatte sich geirrt. Vielleicht war dieser Christian einfach nur ein Freund. Doch warum war es bescheuert von ihm, Phillip anzurufen? War das mit den Antiquitäten ein Trick, eine Art Losung? Vielleicht musste man ein Codewort verwenden, um an X zu gelangen. Doch sie kannte das Schlüsselwort nicht.
Irgendwann kamen sie wieder auf Isa zu sprechen und auf Sascha. Mika erzählte Lukas von der Vermutung der Polizei, Daniel habe gewusst, wer Sascha war. »Dühnfort wollte wissen, wer Isa derart hasste, dass er sie in den Tod treiben wollte, und …«
»Vielleicht wollte er das ja gar nicht.«
Ungläubig sah Mika zu Lukas. Er hatte die Fingernägel von Daumen und Mittelfinger ineinander verhakt, starrte darauf und schnippte damit. »Woher willst du wissen, dass er wollte, dass sie sich umbringt?«
47
Schon die zweite Nacht, die er sich wegen dieses verwöhnten Bengels um die Ohren schlug. Erst zum Japaner. Sushi take away.
Weitere Kostenlose Bücher