Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
hielt Ausschau nach dem Ring und entdeckte ihn am Ringfinger der linken Hand. Das also war der Siegelringträger, mit dem Daniel im Van Gogh gesehen worden war. Ein ebenso verzogenes Bürschchen wie dieser Phillip. Darauf wettete Alois seine zwiefach genähten Budapester, die ihn ein halbes Monatsgehalt gekostet hatten.
»Das kann nur Mika gewesen sein. Die doofe Nuss. Sie muss deine Nummer aus meinem Handy haben. Schon mal was von Rufnummerunterdrückung gehört?« Das war Phillip.
»Bisher war das nicht nötig. Bisher hat unser System reibungslos funktioniert. Und nun knirscht Sand im Getriebe. Wir beenden das jetzt, bevor wir auffliegen.«
»Mika rennt nicht zur Polizei. Womit auch? Mit deiner Handynummer? Und wenn? Das ist doch kein Beweis. Es wäre besser, das Geschäft eine Weile einschlafen zu lassen und abzuwarten, bis sich alles wieder beruhigt hat. Komm, Chris, wir haben hier jede Menge Arbeit investiert, und das Geschäft läuft gut.«
»Lief gut. Jetzt ist es absolut tot, und die Käsköpfe holen sich unser Stück vom Kuchen. Wir sind raus. Ich riskiere kein Ticket für Stadelheim. Also raus mit dem Krempel. Und dann fackeln wir das hier ab.« Chris steuerte auf den Ausgang zu. Alois verzog sich wieder in den Schatten.
»Lass uns wenigstens noch ein paar Tage abwarten.« Phillip folgte seinem Kumpel.
Auf dem Absatz wirbelte Chris herum. »Damit du es weißt«, sein ausgestreckter Finger zielte auf Phillip wie ein Pistolenlauf. »Kein Dornröschenschlaf mehr. Es hat sich ausgeschlafen. Ich habe bei Daniel schon auf dich gehört. Vergiss es.«
»Okay. Sie haben es gefunden. Ist doch egal. Was sagt das denn schon? Dass Daniel gedealt hat. Mehr nicht. Lass uns abwarten.«
Ein Stöhnen hallte durch die Nacht. »Warst du schon immer so blöd, oder hast du zu viel von dem Zeug eingeworfen! Wir fackeln das jetzt ab und Ende. Pack mit an.«
Phillip kam aus der Baracke und folgte Chris zum Lieferwagen. Ein Rumpeln erklang von der Ladefläche.
Bis die Kanister in der Halle waren, wollte Alois nicht abwarten. Er zog erst die Handschellen vom Hosenbund, dann die Heckler und Koch aus dem Holster und entsicherte sie. Sicher war sicher. Er wollte nicht riskieren, dass hier eine andere Waffe als seine ins Spiel kam. Im Schutz der Dunkelheit näherte er sich bis auf ein paar Meter. Chris war im Fahrzeug. Phillip nahm einen Kanister in Empfang.
»Polizei. Keine Bewegung.«
Die beiden fuhren herum, starrten ihn an. Phillip ließ den Kanister fallen. Jeder Muskel an ihm spannte sich. »Stehen bleiben!«, brüllte Alois ihn an. »Und du kommst da raus.« Das galt dem Guttenbergverschnitt, der zögernd der Aufforderung folgte. Alois legte ihm eine Handschelle an. Die andere Hälfte war für Phillip bestimmt. Doch der gab plötzlich Gas. »Hiergeblieben!« Alois knallte die Handschelle um einen Holm, ließ sie einrasten, schob die Waffe in den Bund, hechtete diesem verzogenen Fratz hinterher und erwischte ihn zwei Meter vor dem Cabrio am T-Shirt. Phillip versuchte, sich loszureißen, verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Stöhnend blieb er liegen, rieb sich die Rippen. »Das gibt eine Anzeige. Körperverletzung im Amt! Ihren Job sind Sie so gut wie los.«
48
Stefan wälzte sich schnarchend auf die andere Seite, während sie neben ihm lag und kein Auge zutat. Die Wut ließ einfach nicht nach. Sie war nicht nur kurz aufgeflackert und dann ebenso schnell erloschen, wie sie sich am Nachmittag entzündet hatte. Sie entwickelte sich zum Großbrand. Meterhohe Flammen loderten in ihr. Jeder Gedanke an Stefan fachte das Feuer weiter an. Ein Feuer, das im Verborgenen wütete. Warum eigentlich? Warum schleuderte sie ihm ihre Vorwürfe und ihre Verachtung nicht entgegen? Warum funktionierte sie weiter? Weiter, bis sie explodieren würde. Oder implodieren.
Irgendwann hatte der leidende heilige Stefan dann doch ein T-Shirt angezogen. Gut. Es würde keine Verbrennungen zweiten Grades geben. Den Notarzt würde sie also nicht rufen müssen. Gegen sechs richtete sie das Abendessen auf der Terrasse. Aufschnitt. Käse. Tomaten. Radieschen. Holzofenbrot. Verschwitzt und in Arbeitshosen setzte sich die nach Schweiß stinkende Leidensgestalt an den Tisch. Nicht einmal das bisschen an Rücksichtnahme war sie also noch wert. Die Verbände an den Händen waren weggefetzt, blutiges rohes Fleisch, dreckige Wundränder. Anklagend hielt ihr der Märtyrer seine Male entgegen. Er würde sich eine Blutvergiftung einfangen. Wortlos stand sie
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