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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Abholen gelöscht oder nicht. Mika ließ ihre nicht löschen. Das tat sie erst, wenn das Serverpostfach überzuquellen drohte. Wenn Isa das auch so gemacht hatte, dann gab es ihre Mails vielleicht noch und man konnte sie abfragen. Da Isa beim selben Provider war wie Mika, wusste sie, wie das ging. Sie brauchte nur noch Isas Passwort. Wenn Isa immer dasselbe verwendete, so wie Mam, dann kannte Mika es.

57
    Dühnfort versuchte Alois zu erreichen. Er probierte es auf dem Handy und dann daheim. Es meldeten sich die Mailbox und der Anrufbeantworter. Ging es Simon etwa schlecht? Stand es so ernst um den Jungen, dass alles andere unwichtig wurde? Dieser Gedanke legte sich wie Blei in Dühnforts Magen. Er versuchte es bei Evi, doch auch dort ging nur der Anrufbeantworter an, und ihre Handynummer hatte er nicht.
    Beunruhigt fuhr er nach Laim, um Dettmanns Alibi zu knacken. In der engen, von Reihenhäusern aus den Siebzigern gesäumten Straße fand er keinen Parkplatz und hielt schließlich im Halteverbot vor dem Nachbarhaus der Steiningers, Dettmanns Alibizeugen.
    Karl Steininger war ein sturer Hund. Er und seine Frau beharrten darauf, mit Peter, seiner Frau und den drei kleinen Kindern bis nach ein Uhr morgens gegrillt zu haben. Die Kinder seien irgendwann auf dem Sofa und im Sessel eingeschlafen. Man habe geratscht und etliche Biere getrunken und gar nicht gemerkt, wie die Zeit verging. Dühnfort wies darauf hin, dass sie sich strafbar machten, wenn sie Dettmann ein falsches Alibi gaben. Doch beide blieben dabei, Peter habe den ganzen Abend hier gesessen.
    Alles hatte seine Zeit. Die beiden würden keinen Meineid schwören, wenn sie mit den Beweisen konfrontiert wurden. Das war sicher. Er kehrte zu seinem Wagen zurück und bemerkte eine alte Frau mit Rollator, die sich näherte. Sie kam vom Einkaufen, der Korb unter dem Sitz ihrer Gehhilfe war voll. Obenauf lagen zwei Plastikbeutel, die ins Rutschen gerieten und auf den Boden fielen, als sie mit einem der Gummiräder am Sockel der Straßenlaterne hängenblieb. Tomaten, Äpfel, Aprikosen und zwei Grablichter kullerten hervor. »Schöne Bescherung«, sagte sie, während Dühnfort sich bereits bückte, Obst, Gemüse und die Kerzen einsammelte und die Beutel zurück auf den Sitz legte.
    »Danke. Das ist sehr freundlich.«
    »Kein Problem. Gerne geschehen.«
    »Ich fürchte nur, das passiert gleich wieder.« Sie wies auf das Haus, vor dem sie standen. Genauer gesagt auf zwei Stufen, die sie offenbar überwinden musste. »Ob Sie wohl so nett wären, mir die Tüten an den Türknauf zu hängen?«
    »Natürlich.« Er nahm die Beutel wieder hoch. »Schaffen Sie das mit den Stufen?«
    »Muss ich wohl. Ich treffe ja nicht immer einen so hilfsbereiten Menschen wie Sie.« Sie sagte das mit einem Augenzwinkern. Er half ihr dann doch, obwohl sie zunächst abwehrte, hängte die Beutel an die Tür, stellte den Rollator davor, hakte sie unter und führte sie die beiden Stufen hinauf. Und dann hatte er eine Idee. Die alte Dame war die Nachbarin der Steiningers. Wenn diese am fraglichen Tag bis ein Uhr morgens im Garten gefeiert hatten, musste sie das mitbekommen haben. Er stellte sich vor und fragte danach.
    »O ja, natürlich. Sie haben gegrillt. Bis halb zehn ging das. Es war schon ein wenig laut, und der Wind kam von Westen. Der Rauch vom Grill zog zu mir auf die Terrasse. Deshalb bin ich hineingegangen.«
    »Bis halb zehn Uhr? Sind Sie sich da sicher?«
    Wieder erschien dieses augenzwinkernde Lächeln. »Meine Knochen sind zwar ein wenig morsch geworden, aber die grauen Zellen, die tanzen noch Cha-Cha-Cha. Wobei es mir umgekehrt manchmal fast lieber wäre.« Sie tippte sich an den Kopf. »Ich muss jeden Tag, bevor ich zu Bett gehe, ein Medikament einnehmen. Das mache ich immer um halb zehn Uhr. Ich stand grad am Küchenfester, das geht nach vorne raus …« Sie wies auf ein Fenster neben der Haustür. »… als der Mann mit dem Pferdeschwanz, seine verhuschte Frau und die drei Kinder ins Auto stiegen. Für die Kleinen war es ja höchste Zeit, dass sie ins Bett kamen.«
    »War das ein Lieferwagen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ein schwarzer BMW. Ein älteres Modell.«
    »Und Sie irren sich auch nicht im Datum?«
    »Ganz sicher nicht. Am Nachmittag habe ich mit einer Freundin ihren Geburtstag gefeiert.«
    Dühnfort dankte ihr. Sie verschwand im Haus und hob die Hand zum Gruß.
    Erfreut, dass das so schnell gegangen war, fuhr Dühnfort zurück. Unterwegs wählte er Alois’ Handynummer.

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