Verfluchte Fesseln
Ende. In welches Wespennest hatte er da
gestochen?
Die
Frage drückte ihn noch mehr, als er auf den nächsten
Bildern zu sah, wie die Frau breitbeinig auf einem der Tische lag und
sich vor der Kamera selbst befriedigte.
Das
sie das nicht freiwillig tat, war mehr als offensichtlich, denn die
Tränen liefen ihr immer noch über die Wangen, wo die
aufgeweichte Wimperntusche schon dunkle Spuren hinterlassen hatte.
„ Diese
Drecksau!“, entfuhr es Robert voller Hass, als er den Ordner
geschlossen hatte.
Er
hatte sich von den eben gesehen Fotos so in Beschlag nehmen lassen,
dass er darüber fast die Zeit vergessen hätte. Jetzt war
Eile angesagt, denn er musste auf jeden Fall Punkt zwölf bei
Welser sein.
Den
Stick versteckte er ganz tief in einem Werkzeugkasten in der Garage.
Dafür hatte er zwar keinen erkennbaren Grund, aber er dachte,
man könne ja nie wissen.
Eilig
verließ er das Haus und hätte beinahe Tim über den
Haufen gerannt.
„ Tim?
Was machst du denn hier?“
Sein
Freund sah etwas betreten drein und meinte, dass er einmal mit ihm
sprechen müsse.
„ Kein
Problem, Tim, aber jetzt nicht. Ich bin total in Eile. Lass uns
später reden.“ Damit ließ er Tim stehen und stieg
ins Auto. „Bis dann!“
16.
Zum
Glück war nicht viel los auf den Straßen und etwa zehn
Minuten später war er bei Welser. Er parkte in der Tiefgarage
und fuhr von dort mit dem Fahrstuhl in die vierte Etage.
Es
mussten schon Jahre vergangen sein, seit er das letzte Mal hier im
Restaurant gewesen war. Er kannte es überhaupt nicht wieder.
Auch hatte er es nicht so groß in Erinnerung. Grob geschätzt
gab es hier hundert Tische mit entweder vier oder sechs Stühlen.
Die Tische waren überwiegend durch Pflanzenkübel
voneinander getrennt, so dass nahezu der ganze Raum in keine, fast
intime Abteile aufgeteilt war.
Er
setzte sich mit einem Kaffee an einen Tisch, von dem aus er jeden
sehen konnte, der das Restaurant betrat. Es war zehn vor zwölf.
Falls
sie kam, konnte das jeden Moment der Fall sein. Eine seltsame
Mischung aus Vorfreude und Anspannung machte sich in ihm breit. Er
konnte sich nicht entschließen, was er glauben sollte. Würde
sie kommen oder nicht? Und wenn sie käme, was würde er ihr
sagen? Das er etwas ganz Bestimmtes hatte, war nun nicht mehr neu für
sie, aber zweifelte immer mehr daran, dass sie überhaupt von dem
Stick wusste. Egal, es würde sich ergeben, was er sagte, wenn
sie nur erst da wäre.
Robert
sah sich die anderen Gäste an, soweit ihm der Blick nicht durch
die künstlichen Pflanzen in den Kübeln verwehrt war. Soweit
er es beurteilen konnte, kannte er niemanden der Anwesenden. Nicht
dass ihn das gestört hätte, aber erfreut hätte es ihn
auch nicht.
Zum
wiederholten Mal sah er auf die Uhr. Punkt zwölf! Nichts zu
sehen von ihr. Er ertappte sich dabei, dass er unaufhörlich mit
dem linken Knie wippte. So nervös wie heute war er schon lange
nicht mehr. Ohne den Blick vom Eingang des Restaurants zu wenden,
holte er sich einen neuen Kaffee. Wieder und wieder fragte er sich,
ob sie überhaupt kommen würde. Und was, wenn nicht? Was
könnte er sonst noch tun, um mit ihr in Kontakt zu kommen? Und
gleich danach fragte er sich, wie schon so oft zuvor, was er hier
eigentlich mache? Ja, sicher, sie gefiel ihm, sie gefiel ihm sogar
ganz außerordentlich. Aber was wollte er eigentlich mit seinen
Aktionen bewirken. War er darauf aus, sie ins Bett zu bekommen? Der
Gedanke erschien ihm im Moment ziemlich weit hergeholt, denn
schließlich war sie ja verheiratet. Auf der anderen Seite wäre
sie nicht die erst verheiratete Frau, die er gevögelt hätte.
Eigentlich waren ihm solche Frauen sogar lieber, denn sie versuchten
in aller Regel nicht zu klammern. Ein kleines Abenteuer, und dann
wieder zurück an den heimischen Herd, ganz unverbindlich, keine
Szenen, alles sauber.
Ja,
ja, ja, natürlich hätte er sie gern im Bett gehabt, gab er
sich selbst zu, aber irgendwie war das nicht im Vordergrund. Er
genoss es schon, sie anzusehen, ihre Nähe zu spüren. Wenn
er daran dachte, von wievielen Männern sie schon gefickt worden
war, hätte ihn das normalerweise eher abgeschreckt, aber bei ihr
war das anders. Es war ihm egal. Komplett egal!
Er
dachte an ihren Mann und fragte sich, ob das größtenteils
wirklich nur Spielchen waren, was sich auf den meisten Fotos
abspielte. Aber selbst wenn, dieses Video war doch eindeutig der
Beweis dafür, dass er ungemein gewalttätig war. Selbst wenn
er mittlerweile schon
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