Verfluchte Fesseln
gebrauchen. Seine
Hirnwindungen waren voll und ganz mit Franziska ausgelastet.
Aber
irgendwie musste er die Zeit totschlagen bis Max kam. Er stopfte die
Waschmaschine voll und ließ sie laufen, machte dasselbe mit der
Spülmaschine und beschäftigte sich anschließend mit
dem Staubsauger.
Während
der ganzen Zeit ließ er das leider viel zu kurze Gespräch
mit Franziska wieder und wieder in seinem Gedächtnis ablaufen.
Es war ihm, als hätte er es Wort für Wort mitgeschnitten.
Er hatte keine Zweifel daran, dass alles, was sie gesagt hatte, auch
ernst gemeint war. Und er glaubte auch, was sie über ihren Mann,
dieses verfluchte Arschloch, gesagt hatte. Was er bisher von ihm
gesehen und gehört hatte, war durchaus dazu angetan, ihm alles
zuzutrauen.
Aber
momentan sah er noch nicht, dass er irgendwie in Gefahr war.
Schließlich wusste er nicht, dass er den Stick hatte. Sicher
hielt er ihn für einen zufälligen Bekannten seiner Frau,
dem er seiner Meinung nach deutlichst gezeigt hatte, wer der Herr im
Haus Bergmann war, um jede weitere Kontaktaufnahme zu unterbinden.
Jetzt
erst fiel im auf, dass Franziska gar nicht danach gefragt hatte, was
denn genau auf dem Stick gespeichert war. Sicher, er hatte gesagt,
Bilder und Videos, aber worum es dabei ging, darüber war nicht
gesprochen worden. Vielleicht war das auch gar nicht nötig und
Franziska wusste in etwa, was sich darauf befand. Warum sonst hätte
sie ihn gefragt, ob er sie erpressen wolle. Auch nach dem
Zusammenhang zwischen ihm und dem Verrückten hatte sie ihn nicht
angesprochen.
Das
Rätselraten ging also weiter. Er musste unbedingt mit Max reden.
Vielleicht brachte ihm ein gemeinsames Brainstorming ein paar neue
Ideen, wie er weiter verfahren könnte, denn in einem Punkt war
er sich absolut sicher. Er würde es nicht bei diesem kurzen
Treffen nicht bewenden lassen.
Dann
fiel ihm ein, er könnte sich doch einmal die Homepage des
Helmholtz-Gymnasiums ansehen, sofern es eine hatte. Natürlich
hatte es eine, sogar eine recht ausführliche, und aktuell war
sie obendrein, denn gleich auf der Startseite war ein Gruppenfoto mit
der Austauschklasse und Oberstudienrat Bergmann zu sehen. Er
blätterte sich durch alle möglichen Seiten, bis er
schließlich ein Seite fand, die alle Lehrer und Lehrerinnen
zeigte. Unter den Fotos standen jeweils der Name und die Fächer
des oder der Abgebildeten.
Es
brauchte nur ein paar weitere Klicks und er hatte den schwulen
Sportlehrer gefunden, einen Herrn Wunderlich, und auch die
Studienrätin Freitag, die offenbar sehr von einem ihrer Schüler
angetan war. Und beide hatte allem Anschein nach der feine Herr
Bergmann in der Hand.
Irgendwann
klingelte es und Max stand vor der Tür. Robert sah an ihm vorbei
auf die Straße.
„ Wo
ist dein Auto?“
„ Ich
bin mit dem Taxi gekommen.“
„ Aha,
verstehe, Wodka oder Cognac?“
Max
lümmelte sich auf die Ledercouch und grinste breit.
„ Cognac!
Aber nun erzähl mal. Wie sieht es denn aus?“
Robert
berichtete, was er über den Oberstudienrat Bergmann
herausgefunden hatte und zeigte ihm auch die kompromittierenden
Fotos, die er von seinen Kollegen angefertigt hatte. Danach erzählte
er, was sich bei Welser zugetragen hatte, wobei es ihm sehr zugute
kam, dass er sich an jedes noch so kleine Detail erinnern und alles
nahezu wortwörtlich wiedergeben konnte.
Max
runzelte die Stirn.
„ Meinst
du, das war so klug, ihr von dem Stick zu erzählen?“
„ Keine
Ahnung, aber wie hätte ich sie denn sonst dazu bringen können,
sich mit mir zu treffen?“
„ Das
ist schon richtig, aber was, wenn sie dem Arschloch erzählt,
dass du den Stick hast?“
Robert
stutzte.
„ Quatsch!
Das macht sie nicht!“
„ Und
da bist du sicher?“
„ Ja,
ich denke schon!“
Max
beließ es dabei, hatte aber im Gegensatz zu seinem Freund arge
Bedenken.
„ Sag
mal“, fuhr er dann fort, „ was beabsichtigst du
eigentlich damit, wenn du nichts auslässt, um dieser Frau näher
zu kommen? Bist du verknallt in sie?“
Robert
sah auf seine Hände, aber irgendwie auch durch sie hindurch, als
fixiere er einen imaginären Punkt. Dann blickte er wieder zu
Max.
„ Ehrlich
gesagt, ich glaube ja!“
„ Schöne
Scheiße, das hab ich mir gedacht!“
„ Ja,
mein Gott, was soll ich denn machen? Ich hab mir das nicht
ausgesucht, es ist einfach so gekommen!“
„ Ist
ja gut, Reg dich nicht auf! Ich meine ja nur, dass das noch große
Probleme, also noch größere als jetzt, geben kann.“
Damit
hatte er
Weitere Kostenlose Bücher