Verfluchte Fesseln
Bei
dem, was mein Mann vermissen soll.“
„ Ja,
also, auf dem Parkplatz, vom Einkaufszentrum, meine ich, ist ihrem
Mann etwas aus der Hosentasche gefallen, als er nach dem
Wagenschlüssel gesucht hat.“
Hier
legte er ganz bewusst ein Pause ein, um zu sehen, ob sie nun
vielleicht wusste, wovon er sprach, aber ihr Blick sagte ihm, dass
sie nicht im geringsten wusste, was er meinte.
„ Und
was?“
„ Ein
USB-Stick!“
„ Wie?
Ich verstehe nicht.“
„ Er
hat einen USB-Stick verloren!“
Jetzt
gingen bei ihr sämtliche Lichter an. Jetzt verstand sie auch,
dass er sich wie wahnsinnig gebärdet hatte, als sie ihm von
einem Verrückten erzählt hatte, der angeblich etwas hatte,
was ihr gehöre. Dass es ihm und nicht ihr gehörte, wusste
sie ja nicht und das hatte er auch nicht gesagt.
Robert
bemerkte, wie blass sie mit einem Schlag geworden war.
„ Und
was, was ist auf dem Stick?“, fragte sie unsicher, fast so, als
wolle sie die Antwort gar nicht hören.
Robert
räusperte sich und sah sie dabei gar nicht an.
„ Da
sind jede Menge Bilder drauf und auch einige Videos.“
War
Franziska eben noch blass geworden, so war sie nun leichenblass und
begann zu zittern. Robert wollte sie beruhigen, aber das war momentan
völlig unmöglich. Sie sprang plötzlich auf, und zwar
so abrupt, dass ihr Stuhl fast umgekippt wäre. Mit funkelnden
Augen blitzte sie ihn an.
„ Und
was jetzt? Wollen sie mich erpressen?“ Sie ließ ihm
keinen Zeit, darauf zu antworten. „Ich kann Ihnen nur eines
sagen, wenn mein Mann das erfährt, der bringt sie um! Und
glauben sie mir, das ist mein Ernst!“
Robert,
der sich in dieser Hinsicht zwar noch keine Gedanken gemacht hatte,
glaubte ihr auf Anhieb jedes Wort. Diesem Mistkerl traute er alles
zu. Aber darüber nachzudenken, blieb ihm keine Zeit, denn sie
drehte sich plötzlich um und lief unvermittelt davon.
Es
blieb ihm nichts anderes übrig als ihr nachzulaufen, und es
interessierte ihn nicht die Bohne, dass alle Leute ihm nachsahen, als
hätte er ihr in aller Öffentlichkeit unzüchtige
Anträge gemacht. Auf Höhe der Badezimmermöbel hatte er
sie eingeholt.
„ Warten
Sie, bitte, ich will Ihnen nichts Böses. Das habe ich Ihnen doch
schon gesagt. Ich will Ihnen helfen!“
Sie
blieb kurz stehen und sah ihn mit einem fast mitleidigen Blick an.
„ Sie
wissen nicht, was sie da sagen. Lassen Sie mich bitte in Ruhe. Sie
machen alles nur noch schlimmer!“
Robert
glaubte, hier und jetzt nicht mehr viel erreichen zu können.
Dazu war sie viel zu aufgeregt.
„ Bitte,
dann nehmen Sie wenigstens meine Telefonnummer mit. Egal, was ist, ob
Sie reden möchten oder Hilfe brauchen. Sie können mich
jederzeit anrufen!“
Er
drückte ihr einen kleinen Zettel in die Hand und freute sich
darüber, dass sie ihn nicht gleich wegwarf.
Für
einen kurzen, einen ganz kurzen Moment hatte er ihre Hand berührt,
und allein diese flüchtige Berührung ließ seinen Puls
höher schlagen. Sie warf ihm noch einen Blick zu, der zwar warm,
aber irgendwie auch verzweifelt war. Dann war sie endgültig weg.
Robert
sah ihr noch nach, als sie schon gar nicht mehr zu sehen war.
Irgendwann kam er wieder zu sich. Er ging zum Fahrstuhl und ließ
sich in die Tiefgarage bringen. Mit seinen Gedanken war er immer noch
bei Franziska und dem, was sie gesagt hatte. Er bemerkte nicht, dass
ihm ein dunkler Mercedes bis nach Hause folgte.
18.
Kaum,
dass er im Haus war, ging das Telefon. Es war Max.
„ Hallo,
Max! Ob du es glaubst oder nicht, ich wollte dich gerade auch
anrufen. Hast du Lust, vorbei zu kommen? Ich habe dir eine Menge zu
erzählen.“
„ Ja,
deswegen ruf ich an. Was gibt es denn Neues?“
„ Oh,
Mann, das dauert zu lange am Telefon.“
„ Okay,
dann komm ich, aber es geht erst heute Abend. Ich muss für einen
Kunden noch etwas fertig machen. Sagen wir um sieben?“
„ Okay,
dann bis später!“
Max
war ein absoluter Computerfreak. Er kannte sich mit allem aus, egal,
ob Hard- oder Software. Er hatte sich mit seinem Wissen selbständig
gemacht und im Laufe der Jahre einen ziemlich großen
Kundenstamm aufgebaut. Er verdiente gutes Geld, und das meiste
verdiente er mit Programmierarbeiten. Manchmal waren es komplette
Branchenlösungen, manchmal waren es Ergänzungen für
diverse Webseiten. Für seine Lieblingsbeschäftigung,
nämlich zu faulenzen, hatte er so gut wie keine Zeit mehr.
Robert
hatte noch den ganzen Nachmittag vor sich. Für etwas
Anspruchsvolles war er im Augenblick nicht zu
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