Verfluchte Seelen
zugeschnürt.
Die beiden lösten sich in Luft aus.
Urplötzlich trat über ihren Köpfen Stille ein. Keine Explosionen mehr. Und auch kein Gewehrfeuer von automatischen Waffen. Eine Sekunde lang herrschte absolute Ruhe, und es war beinahe, als würde die ganze Welt – und nicht nur Bastien – mit angehaltenem Atem darauf warten zu sehen, wie es Melanie ergehen würde.
Lisette betrat das Zimmer. Étienne. Roland und Sarah. Yuri und Stanislav. Bastien hatte nicht einmal bemerkt, dass Letzterer sich inzwischen ebenfalls am Kampf beteiligte. Dann Ethan und Edward. Marcus und Ami kamen zuletzt.
Mit ernsten Gesichtern bildeten sie einen Halbkreis um Bastien.
»Ist es vorbei?«, fragte Bastien.
Étienne nickte. »Die Sonne ist aufgegangen. Nur eine Handvoll Soldaten ist entkommen.«
Gut. »Ami müsste in der Lage sein, ihnen zu ihrem Stützpunkt zu folgen.«
»Da ist noch etwas«, sagte Lisette.
Die Unsterblichen wechselten Blicke, und es war ihnen anzumerken, dass keiner der Überbringer der schlechten Nachricht sein wollte.
Wie schlimm konnte es schon sein? Melanie war soeben fast vollständig von einem Vampir ausgesaugt worden, und ihr Körper wurde von dem Virus überschwemmt. Was konnten sie ihm schon erzählen, das auch nur
annähernd
so schlimm war?
»Was ist los?«
Lisette ergriff das Wort. »Wir glauben, dass die Soldaten Cliff haben.«
Ungläubig schüttelte Bastien den Kopf. »Als Joe Melanie sah, geriet er in Panik und ergriff die Flucht. Cliff ist ihm gefolgt, um ihn zurückzubringen. Wahrscheinlich haben sie sich ein Versteck gesucht, als die Sonne aufgegangen ist. Sie kommen heute Nacht zurück.«
Étienne schüttelte den Kopf. »Ich habe gesehen, wie Cliff einen Pfeil abbekam und zu Boden ging. Ich war gerade damit beschäftigt, eine konfiszierte Handgranate in einen der Transportpanzer zu werfen, und konnte ihn deshalb nicht im Auge behalten. Als ich wieder hinsah, war er verschwunden.«
Bastien unterdrückte einen Anflug von Panik. »Bist du sicher?« Was war, wenn er sich zwischen den Bäumen versteckt hielt? Wenn Cliff noch da draußen war, konnte er sterben, sobald sich der Sonnenstand veränderte.
»Ich habe den Wald nach ihm abgesucht«, sagt Étienne. »Er war nicht dort.«
»Sind noch alle Fahrzeuge da?«, wollte David wissen. »Die Söldner sind bestimmt nicht zu Fuß mit einem Gefangenen geflohen.«
Die anderen zuckten mit den Achseln.
»Ich war der Erste, der im offenen Gelände gegen die Soldaten gekämpft hat«, sagte Richart, »aber ich weiß nicht, wie viele es insgesamt waren, da sie bereits angefangen hatten, das Gebäude in die Luft zu sprengen.«
David steckte seine Waffen weg. »Ich versuche sie zu finden.«
Aber Étienne schüttelte den Kopf. »Der Tag ist bereits angebrochen.«
»Ich weiß. Ein paar Stunden Sonnenlicht kann ich aushalten.«
So lange? Wirklich?
Als David an ihm vorbeimarschierte, griff Bastien nach seinem Arm. »Warum hast du nicht erzählt, dass du ein Gestaltwandler bist?«
»Weil du nicht gefragt hast.«
Die übrigen Unsterblichen wechselten Blicke.
»Du kannst die Gestalt wechseln?«, fragte Lisette.
»Ja. Und nein – ich werde es euch nicht vorführen. Das ist kein Taschenspielertrick.«
Als David gehen wollte, griff Bastien noch fester zu. »Dann bestand keine Notwendigkeit, Ami herzubringen. Wir brauchen ihre Fähigkeiten nicht, wenn wir einen Gestaltwandler unter uns haben.«
»
Ich
hätte Ami auch niemals hergebracht«, erwiderte David mit finsterem Gesicht. »Nie hätte ich sie einer solchen Gefahr ausgesetzt, und das hättest du auch nicht tun sollen.«
»Weil ich es nicht gewusst habe!«
Mit eisernem Griff umfasste Étienne Bastiens Arm und zog ihn von dem mächtigen Unsterblichen weg.
Endlich ließ Bastien von David ab. »Du musst dich nur in einen Vogel verwandeln und den Soldaten nach Hause folgen. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich sie niemals gebeten, ins Hauptquartier zu kommen.«
David trat einen Schritt näher und blitzte ihn böse an. »Egal ob du ihre Hilfe gebraucht hast oder nicht – du hättest sie nicht bitten dürfen herzukommen. Damit hast du mutwillig ihr Leben auf Spiel gesetzt. Hast du nicht kapiert, was für eine phänomenal miese Idee das war, oder glaubst du, ich habe nur zum Spaß aufgelegt? Dir muss doch klar gewesen sein, dass ich diesen Plan nicht gutheiße.«
»Aber wenn du …«
»Mach nicht den Fehler, mein Entgegenkommen mit Schwäche zu verwechseln, Sebastien. Und auch nicht
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