Verfluchte Seelen
Pseudofeuerwehrmann, der ihn schon vorher angesprochen hatte, trat auf ihn zu, während er sein Handy zurück in die Gesäßtasche schob. »Irgendetwas geht im neuen Hauptquartier vor sich. Es hat etwas mit Sebastien Newcombe zu tun. Mr Reordon könnte Ihre Hilfe gebrauchen.«
War ja klar. Sebastien war offenbar nicht in der Lage, einen einzigen Tag vergehen zu lassen, ohne Unruhe zu stiften. Allmählich verlor Seth die Geduld.
Er dankte dem falschen Feuerwehrmann und teleportierte sich zum neuen Hauptquartier, um zu sehen, was Bastien dieses Mal angestellt hatte.
Noch nie in ihrem Leben war Melanie so erschöpft gewesen. Allein die Augen zu öffnen verlangte ihr alles ab. »Bastien?«
Als ihre Augen offen waren, sah sie nichts außer dem gleißenden Weiß von Decke, Boden und Wänden der Krankenstation. Den Rest des Zimmers konnte sie nicht sehen, da der Vorhang zugezogen war.
Ihr verwirrter Blick richtete sich auf den Infusionsständer und die medizinischen Geräte, die ihre Vitalfunktionen überwachten. Sie fühlte sich zu schwach, um auch nur einen Finger zu rühren.
War sie wieder verletzt worden? Eine andere Erklärung kam ihr nicht in den Sinn. Aber wie? War sie noch einmal mit Bastien und Richart auf die Jagd gegangen? Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass Bastien Stuart zum Netzwerk gebracht hatte.
In diesem Augenblick nahm sie eine Bewegung auf der anderen Seite des Vorhangs wahr, und sie hätte schwören können, dass sie hörte, wie jemand eine andere Person als Arschloch bezeichnete.
»Bastien?«
Der Vorhang glitt zur Seite.
Melanie starrte Bastien an, der zu ihr an das Bett trat. Sein Haar war ordentlich nach hinten gekämmt. Hinter ihm standen Linda, Richart, Étienne, Lisette, Sarah und Roland. Étiennes Kleider waren zerrissen und blutverschmiert, als wäre er in einen Kampf verwickelt gewesen. Außerdem tippelte er unbehaglich von einem Fuß auf den anderen; man hätte meinen können, dass er Sand in der Unterwäsche hätte.
In Sarahs Gesicht glaubte sie Blutspritzer zu sehen, und ihre Fingerknöchel waren blutverkrustet.
Die Unsterblichen mussten gerade von der Jagd zurückgekehrt sein.
Bastien nahm ihre Hand und streichelte sie beruhigend, wobei sein Daumen über ihre Haut kreiste. Seine Körperwärme übertrug sich auf ihre eiskalte Haut und wanderte ihren Arm hinauf, sodass ihr warm ums Herz wurde.
Ihr Blick glitt zu Roland. Was machte
der
hier? Wenn sich Roland und Bastien im selben Zimmer aufhielten, konnte das nur Ärger bedeuten.
Moment. Hatte die Wand dort drüben etwa ein Loch? Da mehrere hochgewachsene Männer direkt davorstanden, war es schwierig, Genaueres zu erkennen.
Allerdings schien Bastien nicht verletzt zu sein. Roland ebenso wenig. Was war also mit der Wand passiert? Und warum war Roland hier? Hatte er sie noch einmal geheilt?
»Was ist passiert?«, fragte sie Bastien. »Bin ich wieder mit euch Vampire jagen gegangen?«
Er schüttelte den Kopf. »Die Söldner haben Stuart benutzt, um an uns heranzukommen. Emrys hat Stuart vor uns in die Finger bekommen und einen Mikrochip in seiner Kopfhaut eingepflanzt. Aus diesem Grund konnten Emrys und seine Männer seiner Spur folgen.«
Sie waren der Spur des Vampirs gefolgt? Entsetzen breitete sich in ihr aus. »Aber dann wissen sie, dass er hier ist. Sie werden ihn finden. Sie werden
uns
finden, das Netzwerk.«
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie davon abzuhalten, aus dem Bett zu springen. »Sie haben uns bereits gefunden. Sie haben uns kurz vor der Morgendämmerung angegriffen.«
Melanies Blick wanderte zu den übrigen Unsterblichen, die sie mit ernster Miene ansahen. Das erklärte das Loch in der Wand. »Dann konntet ihr sie aufhalten? Ist es hier sicher? Werden sie nicht zurückkehren?«
»Wir haben sie zwar besiegt, aber die Soldaten haben uns mit schweren Geschützen angegriffen.«
Richart nickte. »Und es waren so viele, dass wir immer noch keine genauen Zahlen haben.«
»Sie haben das Hauptquartier in Schutt und Asche gelegt«, erklärte Bastien.
»Ich verstehe nicht.« Sie sah sich in dem vertrauten Zimmer auf der Krankenstation um. »Aber wir sind doch im Hauptquartier.«
Linda trat neben Bastien und tätschelte beruhigend ihr Knie. »Nein, Liebes. Das hier ist ein anderes Gebäude. Erinnerst du dich an die vielen Vorsichtsmaßnahmen, die Mr Reordon ergriff, um unsere Sicherheit zu gewährleisten, und die uns – na ja – manchmal etwas übertrieben vorkamen?«
»Ja.«
»Nun ja,
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