Verfluchte Seelen
werfen konnten.
Man konnte ihnen den Schreck ansehen. Genauso wie die Genugtuung in ihrem Gesicht, als sie sahen, dass Bastien offensichtlich von wenigstens einem der anwesenden Unsterblichen eine ordentliche Tracht Prügel bezogen hatte.
Es war nicht zu leugnen. Sie hassten ihn.
Todd nickte und lächelte Sarah dann zu. »Kein Problem. Vielen Dank, dass wir das klären konnten, Ma’am. Ich werde also Mr Reordon sagen, dass alles unter Kontrolle ist.«
»Vielen Dank.« Sarah schloss die Tür und sah ihren Mann an. »Siehst du? Mehr als das war nicht nötig.«
»Sie einzuschüchtern macht aber mehr Spaß.«
Sie grinste und küsste ihn auf das Kinn.
Die Laken raschelten, als sich Melanie im Bett bewegte. Obwohl sie den Kopf auf dem Kissen in ihre Richtung drehte, blieben ihre Augen geschlossen. »Bastien?«
Bastien wollte zum Bett gehen, aber Sarah kam ihm zuvor und zog schnell den Vorhang zu, der das Krankenbett vom Rest des Zimmers trennte, sodass Bastien vor Melanies Blick verborgen war. Sie sah die anderen mit gerunzelter Stirn an und zischte: »Sie darf ihn so nicht sehen.«
Die Anwesenden musterten Bastien.
»Warum nicht?«, fragte er. Sah er so schlimm aus? Immerhin ragte der Knochen nicht mehr aus seinem Arm.
Lisette schürzte die Lippen. »Du hast recht. Étienne, gib ihm deine Klamotten.«
Étienne runzelte die Stirn. »Du spinnst wohl.«
Sie verdrehte die Augen. »Tu’s einfach. Ihr beiden habt dieselbe Größe, und Richart kann dich nach Hause teleportieren, damit du dir etwas Frisches anziehen kannst, sobald wir hier fertig sind.«
»Na schön«, brummte er und hatte sich innerhalb von Sekunden bis auf die Boxershorts ausgezogen. Er knäulte die Sachen zusammen und hielt sie Bastien hin. »Und jetzt du.«
Okay. Das war … seltsam.
Bastien zog sich ebenfalls bis auf die Unterwäsche aus, reichte ihm seine zerrissenen, blutverklebten Kleider und zog dafür Étiennes Klamotten an.
Scharrende Geräusche lenkten Bastiens Aufmerksamkeit auf das Loch in der Wand, als er gerade dabei war, den Reißverschluss seiner Hose zu schließen.
Linda kam ungeschickt durch das Loch in der Wand gekrabbelt, wobei sie etwas Weißes in der Hand hielt. Sobald sie mit beiden Füßen im Zimmer war, richtete sie sich auf und blies sich die zerzausten Ponyfransen aus den Augen. »Der Kampf ist beendet, stimmt’s?«
»So ist es«, beruhigte sie Sarah.
Linda lächelte. »Gut.« Sie marschierte auf Bastien zu. »Hier. Das sollte helfen.« Sie hielt ihm zwei feuchte Handtücher hin.
Als er sie entgegennahm, konnte er nicht umhin, sich zu fragen, warum sie ihn anlächelte. »Danke.«
Lisette schnappte sich eins der Handtücher, umgriff sein Kinn mit dem eisernen Griff einer Frau, die wusste, was sie tat, und fing an, ihm das Gesicht zu säubern. Und sie war dabei nicht grob.
Sarah nahm das andere Handtuch und legte es ihm über den Kopf. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strubbelte ihm damit durch das Haar, sodass ein Teil dessen, was in seinem Haar hing – Blut, Staub und Putzbröckchen – im Handtuch landete.
Bastien stand wie erstarrt da.
Ja, das war …
wirklich
seltsam.
Keiner der Anwesenden konnte ihn leiden. Und trotzdem taten sie ihr Bestes, damit er für Melanie präsentabel aussah. Er wusste, dass sie es für Melanie taten und nicht für ihn, aber …
Fühlte es sich so an?
Sarah wandte sich an Roland. »Liebster, hast du einen Kamm dabei?«
Fühlte es sich so an, wenn man einer von ihnen war? Wenn man Freunde hatte, die jederzeit hinter einem standen und für einen da waren, wenn man ihre Hilfe brauchte? Fühlte es sich so an, wenn man
tatsächlich
Teil der Unsterblichen Familie war, nicht nur dem Namen nach?
Roland zog einen Kamm aus seiner Gesäßtasche.
»Du trägst tatsächlich einen Kamm mit dir herum?« Bastien konnte nicht widerstehen, diese Frage zu stellen, während Lisette ihm mit dem feuchten Handtuch das Blut von Nase und Kinn wischte. Der Neid in ihm bewirkte, dass er sich unbehaglich fühlte.
»Den habe ich nur wegen Sarah dabei, du Blödmann.«
Das Handtuch, das Sarah beiseitelegte, war erstaunlich dreckig. Sie ließ sich wieder auf die Fersen zurücksinken. »Lass uns tauschen, Lisette. Ich bin einfach zu klein für diese Aufgabe.«
Lisette, die die nur einen Meter fünfzig große Sarah um mehrere Zentimeter überragte, tauschte das inzwischen blutbefleckte Handtuch gegen den Kamm und stellte sich neben Bastien.
Sarah duckte sich unter Lisettes Arm hindurch und
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