Verfluchte Seelen
studierte prüfend Bastiens Gesicht. Ihre weichen Lippen verzogen sich zu einem spitzbübischen Lächeln. »Wie geht’s dem Kopf?«
Bastien schmunzelte, weil sie ihm genau die Frage stellte, die er normalerweise an sie richtete. »Pocht und hämmert.«
Sarah wischte ihm ein paarmal mit dem Handtuch über das Gesicht und widmete sich dann den Blutspritzern an seinem Hals. »Jetzt, da ich weiß, warum du den Kampf provoziert hast, fühle ich mich irgendwie schlecht.«
»Nicht nötig.«
Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Das ist alles? ›Nicht nötig‹?«
Er nickte und ächzte vor Schmerz, als Lisette versuchte, sein zerzaustes Haar mit dem Kamm zu entwirren. »Bei einem Kampftraining hättest du mir dieselben Verletzungen beigebracht.«
Sie und Lisette unterbrachen ihre Verschönerungsmaßnahmen und traten einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten. Beide schnitten eine Grimasse.
»Roland, Liebster, komm her und heile ihn.«
»Auf keinen Fall!«
»Wenigstens sein Gesicht. Es ist geschwollen und sieht wirklich schlimm aus.«
Na toll.
»Tu’s für Dr. Lipton«, warf Lisette ein.
Roland seufzte. »Na schön. Aber ich behalte mir das Recht vor, ihm das Gesicht wieder blutig zu schlagen, sobald sie sich erholt hat.« Seine Frau beiseiteschiebend, umfasste er unsanft Bastiens Gesicht, ohne Rücksicht auf blaue Flecken oder gebrochene Knochen.
Seine Hand wurde heiß. Die Schmerzen ließen nach, während die vielen Verletzungen in Bastiens Gesicht heilten und sowohl das unangenehme Ziehen als auch die Schwellungen verschwanden. Als Roland die Hand zurückzog (wobei er Bastien noch eine Kopfnuss verpasste), fühlte sich sein Gesicht wieder normal an.
Der Rest von ihm allerdings schmerzte höllisch. Aber diese Verletzungen waren zumindest nicht sichtbar.
»Wie sehe ich aus?«, fragte er an die Frauen gewandt.
»Gut genug«, antwortete Lisette.
Sarah und Linda nickten zustimmend.
»Bastien«, hörte er Melanie erneut hinter dem Vorhang flüstern.
Skeptisch beäugte er die anderen, irgendwie wusste er nicht so recht, was er von all dem halten sollte. »Vielen Dank.«
Roland schüttelte den Kopf. »Das haben wir nicht für dich getan.«
Ach ja, richtig.
14
Seth materialisierte sich in Davids Haus und folgte den Stimmen in Davids Arbeitszimmer.
Dort traf er auf Darnell, der telefonierte und gleichzeitig auf seine Computertastatur einhämmerte.
»Was ist passiert?«
Darnell zuckte heftig zusammen und fuhr herum, wobei er das Telefon fallen ließ. Er wirkte nicht besonders erleichtert, ihn zu sehen, als er sich bückte, um das Handy wieder aufzuheben. »Das Netzwerk ist angegriffen worden.«
»Von Vampiren?« Wie zur Hölle hatten die Vampire sie gefunden?
»Nein, von Emrys’ Männern. Wir können noch nicht sagen, wie viele Tote es gegeben hat.«
Seth teleportierte sich zum Hauptquartier … und konnte kaum glauben, was er da vor sich sah. Vor ihm im goldenem Sonnenschein lag ein Trümmerfeld. Fast der ganze oberirdische Teil des Hauptquartiergebäudes war zerstört worden. Selbst der Asphalt des Parkplatzes wurde von riesigen Kratern geziert. Ein paar vereinzelte Mauerreste ließen erahnen, wie weitläufig das Gebäude gewesen war. Schwarzer Rauch erhob sich bis in den Himmel und bildete dort dunkle Wolkenschleier.
Große Löcher im Fundament gaben den Blick auf das erste Untergeschoss frei. Neben dem zerstörten Gebäude lagen zwei abgestürzte Helikopter, mehrere gepanzerte Mannschaftstransportwagen und vier Humvees. Die gefallenen Söldner türmten sich kreisförmig um die Stellen herum auf, an denen die Unsterblichen gekämpft hatten. Alles um ihn herum war entweder versengt oder von Munition durchsiebt. Und zwar von großen Geschossen.
Der Geruch des Todes hing in der Luft.
Das hier war ein Kriegsschauplatz mit der entsprechend hohen Zahl an Toten und Verletzten.
In der Ferne hörte er Sirenen heulen.
Seth fluchte. Eine schnelle Inspektion der Fahrzeuge ergab, dass ein paar davon noch zu gebrauchen waren. Seth hob die Hand und teleportierte sie auf das Grundstück neben dem Gebäude, das Chris – falls er das hier überlebt hatte – zweifellos gerade als neues Hauptquartier bezogen hatte. Etwas oder jemanden zu teleportieren, ohne den Gegenstand oder die Person zu berühren oder zu begleiten, kostete zwar zusätzliche Energie (weshalb niemand außer Seth dazu imstande war), aber ihm blieb keine Wahl, da er in der Ferne bereits das Dröhnen von Motoren hörte.
Die übrigen
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