Verfluchte Seelen
in das Zimmer hinein. Stattdessen sah er sich alles genau an und machte sich Notizen.
»Welche Soldaten erkennst du wieder, David?«
David zeigte auf die Männer, die er beim Netzwerk gesehen hatte.
»Okay. Was jetzt?«
Sie zeigten ihm die Räume, von denen sie glaubten, dass die Vampire dort festgehalten worden waren.
»Ihr glaubt, dass sie immer noch beide in ihrer Gewalt haben?«
»Joe ist möglicherweise an dem Blutverlust gestorben.«
»Das glaube ich nicht. Sie hätten sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, seine Klamotten zu beseitigen, wenn er sich aufgelöst hätte, und ich habe keine Kleider herumliegen sehen.«
Gutes Argument.
Chris’ Gesicht blieb reglos, bis sie ihm das erste Zimmer mit Zivilistenleichen im Keller zeigten.
Seth warf David einen fragenden Blick zu, als Chris schlagartig kreideweiß wurde.
»Kennst du die Toten?«, fragte David.
Chris schluckte. »Dieser Mann war einer von meinen Kontakten. Und ich glaube … ich glaube, bei der Frau handelt es sich um seine Ehefrau.«
Oder vielmehr um das, was von ihr übrig war. Emrys und seine Männer hatten sie offenbar gefoltert, um aus ihrem Mann Informationen herauszupressen.
Chris verließ das Zimmer und ging den Flur hinunter zum nächsten Zimmer. »Verdammt!« Dann zum nächsten. Und zum übernächsten. Er wandte sich zu ihnen um. »Das sind meine Kontakte!« Er drehte sich wieder um und warf einen Blick in das nächste Zimmer. »Diese Leute waren meine Kontakte. Alle, die ich hatte!« Der erschütterte Unterton in seiner Stimme konnte nur bedeuten, dass er die Kinderleichen gesehen hatte. »Und ihre Familien! Warum zum Henker haben sie ihre Familien getötet? Ihre Kinder?«
»Um sie als Druckmittel zu benutzen«, vermutete Seth.
David seufzte. »Es gibt keine bessere Methode, einen Mann zum Reden zu bringen, als seine Liebsten zu bedrohen.«
Aufgebracht marschierte Chris im Flur auf und ab.
Seth brauchte seine Gedanken nicht zu lesen, um zu wissen, dass die Schuldgefühle seinen Freund von innen auffraßen.
Kurz innehaltend, schloss Chris die Augen und kniff sich in den Nasenrücken, als gäbe er sich alle Mühe, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. »Warum haben sie die Leichen einfach so liegen lassen?«
»Mir fallen nur zwei mögliche Gründe ein«, sagte Seth. »Es könnte eine Botschaft sein – und zwar, sich in Zukunft nicht mehr dieser Art von Quellen zu bedienen, um an die Söldner heranzukommen.«
»Oder es ist eine Falle«, fügte David hinzu. »Seth und ich werden das Gelände nach Minen und anderen Sprengsätzen absuchen, um sicherzustellen, dass das Säuberungskommando nichts zu befürchten hat, wenn es eintrifft.«
Chris nickte.
»Das hier ist nicht dein Fehler«, sagte Seth zu ihm.
»Aber ich war derjenige, der sie rekrutiert hat«, widersprach er bekümmert.
»In meinem Auftrag.«
»Egal, was du sagst, ich fühle mich schlecht wegen dieser Sache.«
Seth nickte. Er verstand ihn.
»Wie wollt ihr jetzt Emrys und die Soldaten, die überlebt haben, aufspüren? Das hier war unsere heißeste Spur.«
Seth wechselte einen Blick mit David, in dem Wissen, dass sie beide zu demselben Schluss gekommen waren.
»Wir haben keine andere Wahl«, sagte David.
Seth seufzte. »Wir werden Ami bitten müssen, uns zu ihnen zu führen.«
Chris starrte ihn ungläubig an. »Gibt es keinen anderen Weg?« Er hatte die Akten gelesen. Auch wenn er nicht mit eigenen Augen
gesehen
hatte, was Emrys’ Folterknechte ihr angetan hatten, kannte er die grausigen Details.
»Wir können mit ziemlich großer Sicherheit davon ausgehen, dass Emrys dort zu finden ist, wo auch die Vampire sind. Da Ami den Vampiren im Verlauf der Angriffe mehrere Male begegnet ist, müsste sie in der Lage sein, uns zu ihnen zu führen.«
Bedrückte Stille machte sich breit, und der ekelerregende Todesgestank, der sie umgab, machte alles nur noch schlimmer.
»Beantwortet mir eine Frage«, sagte Chris schließlich, »wart ihr beide schon mal in einer Situation, die so … übel … war?«
»Ja«, antworteten beide gleichzeitig. Seth und David hatten schon Dinge erlebt, die andere sich nicht einmal vorstellen konnten.
»Na schön. Schluss mit dem Gejammer. Am besten, wir machen uns an die Arbeit. Ihr sucht nach versteckten Sprengsätzen, und ich führe ein paar Telefonate.«
»Dann geh am besten nach draußen.« Seth wollte nicht, dass Chris hier unten blieb und die Leichen der toten Männer und Frauen anstarrte, an deren Tod er schuldig zu sein
Weitere Kostenlose Bücher