Verfluchte Seelen
Vampirs herunter und tropfte auf den Tisch. Ein paar Sekunden vergingen. Ein verformter Bleiklumpen tauchte in der offenen Wunde auf und fiel dann auf den Tisch.
Donalds Schoßhündchen schnappte nach Luft. »Ich glaub’s nicht!«
Die Schusswunde schloss sich und vernarbte. Es dauerte länger, als Emrys recht sein konnte, was an dem Betäubungsmittel lag. Das Ganze hätte noch länger gedauert, wenn sie ihm nicht eine Extradosis Blut verabreicht hätten. Nichtsdestotrotz waren die Männer an seiner Seite völlig von den Socken.
Donald wandte sich an Emrys. »Und er lebt wirklich noch?«
»Ja. Nach dem, was ihm die Unsterblichen angetan haben, hielten wir es für humaner, ihn zu betäuben.«
»Ich würde mir den Vampir gern genauer ansehen.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Folgen Sie mir.«
Emrys führte sie hinunter zu dem Raum, in dem sie den farbigen Vampir untergebracht hatten, froh darüber, dass sie nicht nach dem anderen Blutsauger gefragt hatten. Die Wunden des hellhäutigen Vampirs heilten nicht annähernd so schnell, da sie ihm beinahe zu viel von dem Betäubungsmittel verpasst hätten. Er war immer noch in einem sehr schlechten Zustand. Sie hatten es zwar geschafft, das Schlimmste mithilfe von Make-up zu kaschieren, aber das würde keiner näheren Überprüfung standhalten.
Emrys wartete, bis sich die beiden Männer Kittel angezogen hatten.
Nate nickte ihnen zu, als sie den OP-artigen Raum betraten.
Donald beugte sich über die liegende Gestalt auf der Metallpritsche. Die milchkaffeebraune Haut des Vampirs war weich und makellos. Der einzige Beweis dafür, dass er angeschossen und mit dem Skalpell verletzt worden war, bestand in dem noch nicht getrockneten Blut und der Kugel, die sein Körper ausgestoßen hatte.
Donald streckte die Hand nach dem Skalpell aus. »Darf ich?«
Nate warf Emrys einen Blick zu.
Dieser nickte zustimmend.
Nachdem Nate ihm die Klinge gegeben hatte, machte er damit einen tiefen Schnitt, der sich quer über den Oberschenkel des Vampirs zog.
Wie schon zuvor quoll etwas Blut aus der Wunde, dann schloss sie sich und verheilte in Sekundenschnelle.
»Sehen Sie?«, sagte Emrys. »Keine Spezialeffekte.«
»Sind die Vampire wirklich so schnell und stark, wie Sie behaupten?«
»Sie haben das Video gesehen. Haben Ihre Computerexperten irgendeinen Hinweis darauf gefunden, dass das Video manipuliert wurde?«
Donald schüttelte den Kopf.
»Diese Sache hier wird uns steinreich machen«, sagte Nelson, der den Vampir ehrfürchtig musterte.
Dieses eine Mal war Emrys einer Meinung mit Donalds Schoßhündchen.
Donald ging es offenbar genauso, denn als er endlich den Blick auf Emrys richtete, sagte er: »Wir müssen reden.«
Melanie kam sich in ihrer neuen Jagdkluft komisch vor. Fast so, als wäre sie ein Kind und würde Verkleiden spielen. Statt Jeans und Chucks trug sie Stiefel und schwarze Cargohosen mit wahnsinnig vielen Taschen. Obenherum trug sie einen schwarzen Rollkragenpulli. In den Pistolengürteln, die um ihre Hüften geschlungen waren, steckten zwei Sig Sauer P220s. Ihre Brüste wurden von einer schusssicheren Weste plattgedrückt, und darüber hatte sie einen Patronengurt angelegt, in dem ein Dutzend Dolche steckten. Die Vordertasche ihrer Jeans war vollgestopft mit Autoinjektoren. Zusätzliche Ladestreifen und Injektoren, die eine passende Dosis von dem Betäubungsmittel für einen Menschen enthielten, waren in der anderen Tasche.
Bastien marschierte ruhelos in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer auf und ab und verbreitete dabei eine Stimmung wie ein Tiger, der in einen zu kleinen Käfig gesperrt worden war.
»Was ist eigentlich los? Bist du sauer?«, fragte sie schließlich. »Oder machst du dir einfach nur Sorgen?«
»
Nur
Sorgen?«, wiederholte er. »Wir haben vor, die Männer aufzuspüren, die dir dreimal in die Brust geschossen haben. Die Männer, die Ami gefoltert und auf dem Grundstück, das Seth und David gefunden haben, ganze Leichenberge hinterlassen haben.
Besorgt
beschreibt nicht annähernd, was ich empfinde.«
»Ich bin jetzt eine Unsterbliche, Bastien. Und ich trage eine schusssichere Weste. Ich habe bereits als Mensch ein Kampftraining absolviert, man kann also nicht behaupten, dass ich mich unvorbereitet in den Kampf stürzen würde oder nicht wüsste, was auf mich zukommt.«
»Ein Unsterblicher zu sein bedeutet aber nicht, unsterblich zu sein. Es bedeutet, dass man
fast
unsterblich ist.«
»Aber wir kämpfen immer noch gegen dieselben Gegner«,
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