Verfluchte Seelen
sich um. »Was?«
»Bringen Sie ihr Orangensaft, gemischt mit Sodawasser. Das beruhigt den Magen und versorgt sie gleichzeitig mit Vitamin C.«
Richart nickte. »Danke.«
»Und Salzstangen«, fügte Bastien hinzu. Er hatte gehört, wie Sarah erwähnt hatte, dass Salzstangen ihr während ihrer Verwandlung dabei geholfen hatten, die Übelkeit in den Griff zu bekommen. Sie hatte zwar nicht die Grippe gehabt, aber … Übelkeit war Übelkeit, oder?
Richart schien überrascht über Bastiens Beitrag zur Krankenpflege. »Danke, gute Idee.«
Als wäre ihm ein Gedanke gekommen, warf Bastien einen Blick auf die Uhr. »Wenn du ihr die Sachen heute noch vorbeibringen willst, musst du jetzt los.
Whole Food
schließt in fünfzehn Minuten.«
»Du hast recht«, stellte Richart fest, bevor er sich wieder dem Telefonat zuwandte. »Ich fahre zum Supermarkt und komme anschließend vorbei, wenn dir das recht ist.«
»Natürlich ist es das«, sagte sie. »Aber mach dir meinetwegen keine Umstände, Richart. Du hast auch so schon genug Probleme.«
»Das mache ich doch gern, meine Süße. Ruh dich aus. Ich bin in Nullkommanichts bei dir.«
Inzwischen war Melanie neugierig geworden auf die Frau, die dem französischen Unsterblichen das Herz gestohlen hatte. Alles an ihm wurde weich, wenn er mit ihr sprach. Seine Stimme. Seine Gesichtszüge. Seine Körpersprache. Es war offensichtlich, dass er sie anbetete.
Zögernd schob Richart das Handy zurück in die Tasche. »Hm, also … das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber Dr. Lipton …« Er machte eine Pause. »Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll …«
Bastien verdrehte die Augen. »Er hat den Befehl, mich nicht aus den Augen zu lassen, und bittet Sie darum, ihn nicht zu verpetzen.«
»Oh.« Im Ernst? Er sollte Bastien überwachen? »Ja, natürlich, Sie können sich auf mich verlassen.« Allerdings fragte sie sich, ob es tatsächlich Misstrauen war, das Seth dazu veranlasste, Richart diesen Befehl zu geben. Handelte es sich nicht eher um eine Vorsichtsmaßnahme, um den unbeliebten Unsterblichen zu schützen? Fürchteten Seth und David, dass einer der anderen Unsterblichen versuchen würde, Ewens Tod zu rächen?
Richart zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und säuberte sich das Gesicht, dann steckte er es wieder weg und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Wie sehe ich aus?«
Melanie grinste. »Sehr attraktiv.«
Bastien musterte Richart finster. »Wenn du mich jetzt auch noch darum bittest, deinen Atem zu prüfen, dann bekommst du meine Faust gleich noch einmal zu spüren.«
Richart zeigte ihm den Stinkefinger und löste sich in Luft auf.
Melanie sah Bastien an. »Ich weiß, als Ärztin und Wissenschaftlerin sollte ich mich eigentlich sachlicher verhalten, aber das ist ja
so
cool.«
Er lachte. »Ja, das ist es.«
In diesem Augenblick betrat Dr. Whetsman das Zimmer, den Blick auf einen aufgeschlagenen Aktenordner in seiner Hand gerichtet. Als er aufblickte und sie bemerkte, erbleichte er. Wortlos drehte er sich auf dem Absatz um und verließ fluchtartig das Zimmer.
»Wer zur Hölle war das?«, knurrte Bastien.
»Dr. Whetsman.«
Der Unsterbliche zog ein grimmiges Gesicht. »Der Bastard, der Ihnen das Gesicht zerkratzt hat, als Vince seinen letzten psychotischen Anfall hatte?«
»Genau der«, erwiderte Melanie, erstaunt darüber, dass er sich an dieses Detail erinnerte. Seit jenem Vorfall hatte sich so viel ereignet. Und sie hatte ihn nur ein einziges Mal erwähnt – und zwar an dem Tag, als sie hilflos hatte zusehen müssen, wie Vince um seine geistige Gesundheit rang.
Unvermittelt fingen Bastiens Augen an, in einem hellen Bernsteinton zu funkeln. In seiner Kehle regte sich ein grollendes Geräusch.
Als er einen Schritt auf die Tür zu machte, um dem flüchtenden Arzt zu folgen, hielt Melanie ihn am Arm fest. »Immer mit der Ruhe, Tiger. Lassen Sie ihn gehen.«
»Aber er hat Sie geschlagen.«
»Nein, das trifft es nicht ganz. Er hat mich im Eifer des Gefechts gekratzt, während er wie ein kleines Mädchen um Hilfe schrie und vor einem durchgeknallten Vampir davonrannte.«
In Bastiens Miene zeigte sich zuerst Wut, dann Belustigung und schließlich Abscheu vor sich selbst. »Oh verdammt! Ich hab total vergessen, dass Sie verletzt sind.« Er beugte sich vor, schob einen Arm unter ihre Knie und trug sie zum Behandlungstisch.
Überrascht schnappte Melanie nach Luft. »Was machen Sie da …?«
Er setzte sie auf dem Tisch ab und fing an, den
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