Verfluchte Seelen
große Hilfe.«
Bastien ließ die Hand sinken, wobei er ihren Arm und ihre Hüfte streifte. »Erzähl mir alles.«
Sie seufzte. »Es handelt sich um ein Aufputschmittel. Eins, das so stark ist, dass ich es nicht einmal einem komatösen Elefanten verabreichen würde.«
»Genau das, was wir brauchen. Wo liegt das Problem?«
Aus Melanies Sicht lag das auf der Hand. »Wenn du tatsächlich ein Untoter wärst, so wie die Vampire in der klassischen Mythologie, würde ich mir keine Sorgen machen. Aber das bist du nicht. Dein Herz schlägt. Und das Virus kann zwar viele Verletzungen heilen, benötigt dafür aber einen intakten Blutkreislauf. Selbst wenn das Aufputschmittel genauso wie die Droge stark genug sein sollte, um nicht von dem Virus neutralisiert zu werden, besteht die Gefahr, dass es nicht einfach nur die Wirkung des Betäubungsmittels aufhebt, sondern Kammerflimmern auslöst. Dein Herz würde aufhören zu schlagen und nur noch zittern – was zur Folge hätte, dass es kein Blut mehr durch deinen Körper und dein Gehirn pumpen würde.«
Cliff sah Bastien an. »Ich habe versucht, sie dazu zu überreden, die Substanz an mir auszuprobieren. Bei mir ist ohnehin Hopfen und Malz verloren. Mein Gehirn ist bereits geschädigt, was habe ich also noch zu verlieren? Aber sie weigert sich.«
Bastien gab Cliff einen Klaps auf den Hinterkopf.
»Aua! Was sollte das denn?«
»Du bist hier, weil wir verhindern wollen, dass das Virus dein Hirn weiter zerfrisst. Wir haben nicht vor, diesen Prozess auch noch zu beschleunigen.«
Zum Glück war sie nicht die Einzige mit dieser Meinung.
»Ich danke dir«, sagte Bastien an sie gewandt.
Sie nickte.
»Du brauchst also mehr Zeit? Um weitere Tests durchzuführen?«
»So ist es.« Sie wusste nur nicht, wie sie das bewerkstelligen sollte.
»Wie wird das Mittel verabreicht? Wenn ein Unsterblicher einen Betäubungspfeil abbekommen hat, hat er nicht viel Zeit zu reagieren, bevor er das Bewusstsein verliert.«
»Ich habe es in Autoinjektoren gefüllt, so ähnliche wie die, die wir neulich benutzt haben.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Eine Subkutanspritze gibt den Wirkstoff schneller ab und ist einfacher zu bedienen. Du hast gesagt, dass sie den Autoinjektoren ähneln, die wir neulich benutzt haben. Sie sind also nicht identisch?«
»Nein.«
»Würdest du mir eine von diesen Injektoren zeigen? Auch wenn ich nicht viel von dem Wirkstoff selbst verstehe, kann ich dich wenigstens beraten, wie er am leichtesten zu verabreichen ist.«
»Na klar. Ich hole einen.«
Bisher hatte Melanie nur drei Injektoren mit der Substanz befüllt. Sie holte einen aus dem Labor und ließ die anderen beiden in einem verschlossenen Schrank zurück.
Als sie in Cliffs Apartment zurückkehrte, redeten Cliff und Bastien aufgeregt aufeinander ein, allerdings unhörbar für menschliche Ohren. Was ein ziemlich interessanter Anblick war, da sie so heftig miteinander diskutierten, dass man glauben konnte, sie hätten einander angebrüllt, wären sie wirklich allein gewesen.
Im Stillen hoffte Melanie, dass Bastien Cliff darum bat, sie nicht mehr zu drängen, die Droge an ihm zu testen. Etwas so Riskantes konnte und wollte sie einfach nicht tun.
Als sie eintrat, verstummten sie sofort. Sie schloss die Tür hinter sich und ging auf Bastien zu, um ihm den Injektor zu geben.
Er drehte ihn in den Händen und öffnete schließlich die Verschlusskappe. »Könnte man den Verschluss auch ganz weglassen? Dann wäre es schneller einsatzbereit. Abgesehen davon waren meine motorischen Fähigkeiten etwas eingeschränkt, als ich betäubt wurde.«
»Wenn man die Kappe abnimmt, entsichert man damit gleichzeitig den Autoinjektor. Man darf die Kappe nicht entfernen, bis man ihn einsetzt.«
»Funktioniert das wie Adrenalin? Muss man den Wirkstoff ins Bein spritzen?«
»Nein. Wie bei dem Betäubungsmittel ist es egal, wo man es hinspritzt.«
»Also sticht man die Nadel ein und wartet drei Sekunden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Zehn.«
»Zehn Sekunden sind zu lang. Entweder haben wir es mit Vampiren zu tun, die sich in Sekundenbruchteilen fortbewegen, oder wir kämpfen gegen Menschen mit automatischen Waffen. Könnte man den Zeitraum halbieren?«
»Wir wissen aber nicht, wie das Virus darauf reagiert, wenn die Substanz zu schnell verabreicht wird.«
Ein leises
Plopp
war zu hören. Melanie sah nach unten und stellte fest, dass Bastien die Kappe heruntergeschnippst hatte. Er folgte ihrem Blick. »Oh. Tut mir
Weitere Kostenlose Bücher