Verfluchter Bastard! (German Edition)
überbrücken, die die Luft um sie herum vibrieren ließ.
Lorn
schloß in aller Ruhe die Truhe, die er bis eben noch inspiziert
hatte. Seine nachtschwarzen Augen fixierten sie erneut, bevor er
langsam aufstand und sich zu einer Antwort bequemte.
„ Ich
bin Lorn Blackwell.“
„ Lorn
Blackwell?“, gab sich Cathy erstaunt. „Sagt nur. Seid Ihr etwa
jener Blackwell, der ...“
„ Genau
jener“, unterbrach Lorn sie kurzangebunden und gab ihr damit
deutlich zu verstehen, dass er keine Lust hatte, mehr über sich
preis zu geben.
„ So,
so. Ihr seid also jener Blackwell, über den man derzeit überall
spricht. Dem Geschwätz nach sollt Ihr ein kultivierter, feinsinniger
Gentleman sein. Hm, alles was ich sehen
kann, ist ein unhöflicher, ungehobelter Klotz, der …“
„ ...
einem verlogenen und unverschämten Stinkzwerg gleich das lose
Mundwerk stopft!“, knurrte Lorn warnend in ihre Richtung. Unter
seinen buschigen Augenbrauen glitzerte es gefährlich.
Cathy
zuckte gleichmütig mit den Schultern. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl
zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Lorn fragend
an: „Nun gut, Mr. Blackwell. Fragen darf ich nichts, reden darf ich
auch nichts – was also machen wir nun?“
Als
Lorn nicht antwortete, sondern sie nur nachdenklich von oben bis
unten musterte, gingen bei Cathy langsam die inneren Alarmglocken an. Wieso schaut er mich denn schon wieder so komisch an? , fragte
sie sich unbehaglich. Sie wusste instinktiv, dass er nichts Gutes im
Schilde führte.
„ Als
Erstes wirst du dich mal ausziehen.“
Es
dauerte eine Sekunde, bis dieser ungeheuerliche Befehl bei Cathy
angekommen war. Ungläubig starrte sie ihn an. Im nächsten Moment
schnappte sie empört nach Luft und japste: „Waaaaas?“ Was zur
Hölle fiel diesem unverschämten Kerl nur ein?
„ Seid
Ihr verrückt? Oder pervers? Ich werde mich ganz sicher nicht vor
Euch entkleiden! Und Ihr lasst Eure Kleider auch besser an!“ Ihre
Stimme klang schneidend scharf, und man merkte ihr plötzlich an,
dass sie es gewohnt war Befehle zu erteilen. Jeder andere wäre bei
ihrem peitschenden Tonfall erschrocken zusammengezuckt, doch bei Lorn
zitterte nicht einmal eine Wimper. Stattdessen trat er langsam auf
sie zu.
„ Und
ob du dich ausziehen wirst“, sagte er mit gefährlich leiser
Stimme. Cathy erhob sich langsam und betont hoheitsvoll von ihrem
Stuhl. Unauffällig stellte sie sich auf die Zehenspitzen, nur um
verärgert festzustellen, dass sie trotzdem nur bis zu seiner
imponierend breiten Brust reichte.
„ Du
hast die Wahl, Stinkzwerg ...“ Lorns Worte waren nicht mehr als ein
leises, warnendes Zischen, doch es brachte die Luft um Cathy herum
zum Schwingen. Ein seltsames Glühen bemächtigte sich ihrer Haut und
ihr Puls wurde plötzlich schneller.
„ Entweder
du ziehst dich freiwillig aus, oder ich schneide dich aus diesen
dreckigen Lumpen. Dein erbärmlicher Gestank verpestet die ganze
Hütte!“
Wie
durch Zauberei lag plötzlich ein kleines Jagdmesser in Lorns Hand,
dessen Spitze drohend in Cathys Richtung zeigte. Cathy sog die Luft
ein und versuchte gleichzeitig dieses Kribbeln zu bekämpfen, das
ihre Glieder auf seltsame Weise lähmte. Ihre Augen starrten
ungewollt auf das dichte Haargekräusel, das aus seinem
Hemdausschnitt lugte. Wieder war da dieser Hauch jenes betörenden
Duftes. Sie schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können.
„ Mit
Verlaub. Ihr duftet auch nicht gerade nach Veilchenwasser“, gelang
es ihr zu erwidern.
„ Aber
ich stinke nicht wie jemand, der schon wochenlang kein Wasser mehr
gesehen hat.“
„ Wochenlang?
Was erlaubt Ihr Euch? Wie würdet Ihr wohl riechen, wenn Ihr bis zur
Nase im Moorschlamm gesteckt hättet?“
„Nun,
der Moorschlamm
nimmt sich noch wie Parfüm aus ...“, ätzte Lorn bevor er abrupt
verstummte. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er
griff nach einer Laterne und leuchtete Cathy direkt ins Gesicht.
Deren
Herz machte einen Satz, als sie sah, wie er sie plötzlich eingehend
von oben bis unten betrachtete. Ein kalter Schauer kroch ihren Rücken
herauf. Er wird doch nicht …?
In
diesem Augenblick war sie fast dankbar für die Schicht getrockneten
Moorschlamms, die ihr Gesicht bis über die Nasenspitze hinweg
bedeckte und sie nahezu unkenntlich machte.
„ Haltet
doch einfach mehr Abstand zu mir, wenn mein Geruch Eure Nase so
belästigt“, schlug Cathy geistesgegenwärtig vor. Lorn schien
ihren Einwand jedoch gar nicht zu hören. Er
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