Verfolgt im Mondlicht
meiner Freunde etwas antut.« Kylie lauschte, doch sie konnte kein Geräusch mehr vor der Tür wahrnehmen. Sie hörte nur das wischende Geräusch des Deckenventilators, sonst nichts.
War Della schon gegangen?
Er neigte den Kopf zur Seite. »Was genau wirfst du mir eigentlich vor?«
»Was haben Sie getan?« Kylie atmete schnell ein und hielt dann die Luft an.
»Nichts«, antwortete er.
Lügner! Sie konnte spüren, wie er die Wahrheit versteckte. »Wie gesagt, ich vertraue niemandem so schnell.« Sie wandte sich um und ging davon. Doch bei jedem Schritt rechnete sie damit, dass er sie am Kragen packen und ihr von hinten die Hände um den Hals legen würde, um ihr das junge Leben zu nehmen, so wie er es bei den anderen auch getan hatte.
Drei Tage später stürmte Kylie ins Büro. Gerade hatte sie wieder eine Stunde mit Hayden Yates über sich ergehen lassen müssen und hatte dabei an nichts anderes denken können als an die Gefahr, die von diesem Mann ausging. Burnett und Holiday stritten sich mal wieder; Kylie konnte sie schon aus der Ferne hören, was ihr aber im Moment egal war.
Na ja, nicht ganz egal, aber die Beunruhigung über Hayden Yates war auf jeden Fall stärker. Dieser Mann hatte etwas zu verbergen. Und dieses Etwas war vermutlich Mord. Und bis Kylie Burnett und Holiday das klarmachen konnte, stand höchstwahrscheinlich Holidays Leben auf dem Spiel.
Sie rannte in Holidays Büro und schmiss die Tür hinter sich zu. »Ich kann ihn nicht ausstehen.«
»Ich auch nicht«, knurrte Burnett.
Holiday funkelte die beiden böse an. »Ihr beide redet doch nicht einmal über dieselbe Person.«
Kylie sah Holiday fragend an. Holiday erklärte es ihr: »Blake hat angeboten, uns zu helfen, Hannah zu finden. Immerhin war er der Letzte, der sie lebend gesehen hat, deshalb finde ich, dass wir sein Angebot annehmen sollten.«
»Ein Verdächtiger, der bei den Ermittlungen hilft, ist in etwa so sinnvoll wie frittierte Eiscreme.«
Holiday stützte einen Ellenbogen auf ihren Schreibtisch. »Du hast bis jetzt nicht den kleinsten Beweis für seine Schuld.«
»Er hat mit deiner Schwester geschlafen!«, brüllte Burnett.
»Beweise, dass er schuldig ist, nicht dafür, dass er ein Stück Scheiße ist.«
»Und ich sage euch, Hayden ist der Schuldige«, schaltete sich Kylie ein.
»Dafür gibt es keinen Beweis«, sagten Holiday und Burnett gleichzeitig.
»Er verschleiert seine Emotionen. Jedes Mal, wenn er den Mund aufmacht, kommt nur die halbe Wahrheit heraus. Das kann ich spüren.«
Burnett schüttelte den Kopf. »Ich hab seinen Hintergrund sehr gründlich recherchiert, so genau, dass ich dir schon fast sagen kann, wann er die ersten Milchzähne verloren hat.«
Holiday lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück. »Kylie, wenn Hayden vorhätte, mir etwas anzutun, hätte er schon ausreichend Gelegenheit dazu gehabt. Als er zum ersten Gespräch bei mir war, hab ich mich gerade um die Beerdigung meiner Tante gekümmert. Da war ich ganz allein mit ihm.«
Kylie runzelte die Stirn. »Das ist mir egal. Ich glaub trotzdem …«
»Ihr habt beide unrecht«, beharrte Holiday. »Blake hat das nicht getan, genauso wenig wie Hayden. Und wenn ihr beide nicht aufhört, euch auf die beiden zu konzentrieren, werden wir den wahren Mörder nie finden. Und die Leichen werden wir auch nie finden.«
Burnetts Augen weiteten sich, und Kylie konnte seine Gefühle lesen. Ihn beunruhigte nicht, dass sie die Leichen nicht fanden; ihm ging es in erster Linie darum, Holiday zu beschützen. Hannahs Warnung hing wie ein Damoklesschwert über ihnen, das empfand Burnett genauso wie Kylie.
»Wo zur Hölle steckt bloß Hannah, wenn man sie mal braucht?«, entfuhr es Burnett. Und an Kylie gewandt: »Du hast sie nicht zufällig gesehen oder gespürt in letzter Zeit?«
Kylie ließ sich auf dem Sofa nieder. »Das letzte Mal war sie hier, als Blake bei Holiday im Büro war.«
»Seht ihr«, rief Burnett aus. »Sie denkt wahrscheinlich, dass wir den Bastard inzwischen geschnappt haben.«
»Das glaub ich nicht.« Kylie traute sich kaum, Burnett zu widersprechen, wenn er eine solche Laune hatte, aber es war wichtig, dass sie erfuhren, was sie wusste. »Sie sah nicht so aus, als dachte sie, es wäre vorbei, als sie gegangen ist.«
Er verschränkte die Arme vor der breiten Brust. »Können wir nicht so eine Geistersitzung, wie heißt es noch … Séance abhalten? Uns an den Händen halten und den Geist zu uns rufen oder so?«
»Eine Séance?« Holiday
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