Verfolgt im Mondlicht
daran gedacht, dass sie in ihren Fächern auch mit der Werwölfin zu tun haben würde. Möglichst ohne Fredericka anzusehen, ging Kylie zu dem Platz und setzte sich hin.
Dabei hörte sie, wie die Werwölfin murmelte. »O Mann, jetzt haben wir ja extra Licht, wo das Glühwürmchen aufgetaucht ist.«
Kylie knirschte mit den Zähnen und starrte auf das Buch auf ihrem Schreibtisch.
»Bitch«, zischte Della quer durch den Raum.
Kylie hatte es auf einmal satt, dass Della ihre Schlachten schlagen musste, und fuhr wutentbrannt in ihrem Stuhl herum. »Zusätzlich zu der Glühwürmchen-Sache, hab ich auch noch andere neue Talente entwickelt. Eines dürfte dir besonders gefallen – vorlauten Werwölfen die Krätze verpassen. Geht noch besser bei denen, die noch nach Stinktier riechen.«
Die Schüler um sie herum kicherten. Fredericka sprang wütend von ihrem Sitz auf, ihre Augen glühten in einem genervten Orange.
Als sie den Blick des wütenden Mädchens sah, fragte sich Kylie, ob es clever gewesen war, den Mund so aufzureißen. Jetzt würde sie von einer Werwölfin vermöbelt werden – und das am ersten Schultag. Wenn das nicht was Besonderes war.
33. Kapitel
»Setzt euch!«, befahl Mr Yates. »Ihr könnt euch später streiten. Nicht in meinem Unterricht.«
Kylie drehte sich erstaunt um. Sie hatte nicht erwartet, dass ausgerechnet er sie vor der Abreibung bewahren würde.
Die Spannung war immer noch spürbar, als er mit dem Unterricht begann. Kylie musste zwangsläufig nach vorn schauen und fragte sich, ob sie nicht jeden Moment einen Bleistift in den Rücken gerammt bekommen könnte.
Aber nichts passierte. Mr Yates redete über die Auswirkungen von Adrenalin auf den menschlichen Körper und wie es zum Teil die Kräfte von Übernatürlichen erklärte. Er war ein überdurchschnittlich guter Lehrer, und schon nach kurzer Zeit hingen alle Schüler gebannt an seinen Lippen. Sogar Kylie fiel es schwer, nicht mitgerissen zu werden. Trotzdem war sie sich sicher, dass Yates nicht zum Lehren hergekommen war. Und angesichts Hannahs Warnung, dass der Mörder schon im Camp war, würde Kylie ständig auf der Hut sein.
Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie nach der Stunde gerade durch die Tür gehen wollte, und sich Mr Yates hinter ihr räusperte.
»Kylie, bleib doch noch einen Moment.«
Kylie erstarrte. Della, die dem Mann auch nicht vertraute, flüsterte ihr ins Ohr: »Ich warte gleich hier draußen.«
Kylie zog ihre Bücher vor die Brust und musste daran denken, dass der großgewachsene Lehrer vielleicht ein Serienmörder war. Misstrauisch ging sie zurück ins Zimmer.
»Hab ich was falsch gemacht?« Plötzlich hatte sie das Bild der halbverwesten Mädchenleichen vor Augen. Was für eine furchtbare Person tat so etwas?
»Nein … na ja, doch. Als Protector solltest du keinen Streit mit einem Werwolf anfangen.«
»Sie hat damit angefangen«, verteidigte sich Kylie und merkte dann selbst, wie kindisch das klang. Aber dieser Typ war unheimlich und brachte in ihr die ganzen schlechten Eigenschaften hervor.
Seine Sorge um sie war zwar rührend, aber sie ging schwer davon aus, dass mehr dahintersteckte. »Ist das alles?«
»Ich hab das Gefühl, wir beide hatten einen schlechten Start.« Eine große Portion Aufrichtigkeit ging von ihm aus, aber Kylie kaufte es ihm keine Sekunde lang ab. Wenn jemand Böses ohne Gewissen einen Vampir anlügen konnte, dann konnte er mit seinen Gefühlen auch Feen täuschen.
Er fuhr fort: »Ich würde mich wirklich freuen, wenn du mir vertrauen könntest.«
Hatte er Hannah und den anderen Mädchen dasselbe gesagt? Hatte er sie erst um den Finger gewickelt und sie dann hinterrücks erwürgt? Sie hätte schwören können, dass er ihr gerade auf den Hals geschaut hatte.
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie hörte, wie sich die anderen im Gang entfernten. Wartete Della noch vor der Tür? Wenn sie schrie, würde Della rechtzeitig bei ihr sein?
»Ich vertraue niemandem so leicht«, sagte Kylie ausweichend.
»Das Gefühl hatte ich auch.« Er stand auf und ging auf sie zu.
Sie machte einen Schritt zurück, das Atmen fiel ihr schwer. »Wissen Sie, was ich auch nicht tue?« Ihr Herz schlug rasend schnell, aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
Er presste die Handflächen aufeinander. Sie konnte nicht anders, als sich vorstellen, wie er diese Hände als Waffen benutzt hatte.
»Was denn?«, fragte er.
»Ich lasse nicht zu, dass jemand einem
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