Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfolgt im Mondlicht

Verfolgt im Mondlicht

Titel: Verfolgt im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Hunter
Vom Netzwerk:
verdrehte die Augen. »Du musst noch viel über Geister lernen.«
    »Es ist mir scheißegal, wie viel ich noch über Geister lernen muss. Ich will nur, dass Hannah zurückkommt und endlich mit der Sprache rausrückt, wer dir etwas antun will.«

    Am Freitagmorgen verpasste Kylie das Frühstück und die Kennenlernstunde. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig zu Englisch.
    Offenbar war Burnett nicht der Einzige, der noch viel über Geister lernen musste. Obwohl sie Hannahs Anwesenheit in den letzten Tagen immer wieder gespürt hatte – unter anderem wieder an diesem Morgen –, zeigte sich der Geist einfach nicht mehr. Kylie hatte versucht, Hannah zu rufen, wie Holiday es ihr empfohlen hatte. Ohne Erfolg. Kylie hatte sie sogar angefleht. Nichts.
    Als sie in der Klasse auf ihrem Platz saß, klopfte sie schnell ihre Hosentaschen ab, ob sie ihr Handy mithatte – ja, da war es. Vielleicht war es nur ein Wunschtraum, aber sie hoffte, dass Lucas sie anrufen oder ihr zumindest eine SMS schreiben würde. Bisher hatte er keins von beidem getan. Das saß.
    Sie schaute nach vorn, wo Miss Kane angefangen hatte, über berühmte Autoren zu reden und die Bücher, die sie in den nächsten Wochen lesen würden. Wer hätte gedacht, dass Jane Austen und so viele andere Schriftsteller Übernatürliche gewesen waren? Kylie jedenfalls nicht.
    Kylie lauschte gebannt den Ausführungen der Lehrerin und bemerkte das Geräusch erst nach einer Weile. Es war ein leichtes Klopfen, als würde jemand an eine Tür klopfen. Das Klopfen wurde immer lauter. Verwirrt sah sich Kylie um, doch seltsamerweise schien sonst niemand darauf zu reagieren.
    Kylie wurde mulmig zumute. Das Geräusch wurde immer lauter, und Kylie bemerkte eine Bewegung rechts von der Lehrerin. Die Schranktür hinter Miss Kane wackelte so sehr, dass sie fast aus den Angeln gerissen wurde. Jetzt wusste Kylie wenigstens, wo das Klopfen herkam.
    Kylie schaute sich angestrengt um, ob noch irgendjemand die offensichtliche Störung des Unterrichts bemerkte.
    Doch dem war nicht so.
    Dann wurde es so kalt, dass sie auf einen Schlag am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Atemwölkchen formten sich vor ihrem Gesicht. Miss Kane sagte etwas, aber Kylie konnte bei dem lauten Hämmern kein Wort verstehen.
    »Kylie? Kylie?« Jemand rief ihren Namen.
    Wer? Kylie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Sie zwang sich, den Blick zu heben, und sah, wie die Lehrerin sie erwartungsvoll anschaute. Kylie versuchte, zu sprechen, wenigstens ein gemurmeltes »Was?«, aber sie brachte kein einziges Wort über die vor Kälte zitternden Lippen. Dann sah sie es. Dampf, jede Menge Dampf waberte unter der Schranktür hervor.
    Verdammt! Verdammt! Das war kein normaler Geisterbesuch. Das fühlte sich eher an wie eine nahende Vision.
    Bei dem Gedanken begann Kylies Haut zu jucken. Nicht, weil Visionen so mega gruselig waren, sondern weil so etwas in der Regel damit endete, dass Kylie das Bewusstsein verlor oder – noch schlimmer – total verwirrt unzusammenhängendes Zeug brabbelte.
    Nicht hier , flehte Kylie. Nicht vor fünfundzwanzig anderen Schülern. Eine eisige Berührung an ihrer Schulter ließ Kylie herumfahren. Eine Frau mit aschfahler Haut und dunkelvioletten Ringen unter den grauen Augen starrte Kylie an.
    »Sie will dich sehen.« Der Geist trug ein weißes Nachthemd, und ihr langes braunes Haar hing ihr um die Schultern. Sie hob eine Hand und zeigte auf den Schrank vorne im Klassenraum.
    »Wer bist du?«, fragte Kylie und bemerkte zu spät, dass sie vergessen hatte, den Satz in Gedanken zu sprechen.
    Alle Blicke waren jetzt auf sie gerichtet. Kylie fiel das Denken schwer. Es war so kalt. Sie spürte fast ihre eigene Haut nicht mehr.
    »Wer ist da drinnen?«, fragte sie den Geist.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie Stimmen. Jemand anderes rief ihren Namen, vielleicht war es Della. Dann meinte sie, Dereks Stimme zu hören, aber es hörte sich nicht richtig an. Nichts fühlte sich richtig an.
    » Sie muss dringend mit dir reden.«
    Plötzlich wurde Kylie klar, dass es Hannah sein konnte, die hinter der Tür war, und sie zwang sich, aufzustehen und zum Schrank nach vorn zu gehen. Auch wenn sie sich sicher war, dass sie es tun musste, fiel es ihr doch schwer, es vor den anderen zu tun. Aber hatte sie denn eine Wahl? Mit weichen Knien näherte sie sich der Schranktür.
    Sie sah, wie Miss Kane zurückwich, ihr Gesicht bleich vor Schrecken.
    Kylie streckte die Hand nach dem Türknauf aus. Doch noch bevor sie die

Weitere Kostenlose Bücher