Verfolgt im Mondlicht
im Speisesaal versammelt. Die Schule war abgesagt worden, und alle warteten auf Neuigkeiten. Kylie fragte sich, ob Holiday bewusst war, wie sehr sie von allen geschätzt wurde. Dass sich alle, sogar Fredericka, um sie Sorgen machten.
Alle außer … Collin Warren. Fragen türmten sich in Kylies Kopf. Schnell sah sie Burnett an. »Was ist mit Collin passiert?«
Burnett schüttelte den Kopf.
Kylie wurde schlecht. Sie erinnerte sich daran, wie sie den Mann durch den Raum geschleudert hatte und an das Geräusch, als er an die Wand gekracht war. Hatte seine Seele auch aufgegeben?
Sie hatte zwar gesagt, dass sie bereit war, für Holiday zu töten, aber jetzt, wo es vielleicht wirklich so weit gekommen war, fühlte sie sich zum Kotzen. »Hab ich …?«
Burnett schüttelte wieder den Kopf. »Fredericka. Sie hat gesagt, er ist mit dem Messer auf dich losgegangen. Sie hat sich ihm in den Weg gestellt. Es kam zum Kampf. Er hat verloren.«
Kylie erinnerte sich dunkel daran, wie sie Geräusche hinter sich gehört hatte. Der Gedanke erschien ihr dennoch absurd. »Fredericka hat mir das Leben gerettet?« O Mann. Sie wollte nicht in der Schuld von jemandem stehen, der sie so hasste. Andererseits fragte sie sich auch, wieso Fredericka das getan hatte. Sie hätte doch auch einfach zulassen können, dass Collin sie tötete.
Burnett beobachtete Kylie, als wüsste er, was ihr durch den Kopf ging. »Sie kommt ziemlich kratzbürstig rüber, aber ich glaube, sie ist nicht halb so schlimm, wie sie es die anderen gern glauben macht.« Er hielt kurz inne. »Das passiert, wenn man eine harte Kindheit hatte. Die Leute denken eh schon das Schlimmste von einem, da ist es einfacher, sie in dem Glauben zu belassen, als sie vom Gegenteil zu überzeugen.« Er warf einen Blick auf Holidays Schlafzimmertür. »Holiday hat immer an sie geglaubt.«
Lucas auch. Kylie saß da und versuchte ihre Gefühle zu ordnen. Erst dachte sie über Fredericka nach, dann über Lucas. Sie vermisste ihn. Sie wünschte, er wäre bei ihr.
Als ihr Burnetts Worte noch einmal durch den Kopf gingen, bemerkte sie die Betroffenheit in seinem Tonfall. Das passiert, wenn man eine harte Kindheit hatte. Ein Puzzleteil fiel an seinen Platz. Sie hatte keine Ahnung, wieso es wichtig war, aber es fühlte sich so an. Sie sah ihn an. »Du bist auch bei Pflegeeltern großgeworden – mit Perry, oder?«
Burnetts Blick blieb auf die Tür geheftet. »Sie wird es schaffen.« Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Der Arzt hat grad gesagt, dass sie es schaffen wird.« Er verschränkte die Hände im Nacken. Als er Kylie anschaute, lächelte er immer noch. »Ja. Ich bin bei Pflegeeltern aufgewachsen. Warum? Glaubst du, ich bin deshalb so ein fieser Kerl? Wegen meiner harten Kindheit?«
Als Kylie den Humor in seiner Stimme hörte, lächelte sie erleichtert. Sie wusste, dass er unter anderen Umständen vielleicht genervt reagiert hätte, aber im Moment war er zu froh über Holidays positive Diagnose. Kylie erkannte die Gelegenheit. »Nein, aber ich denke, deshalb ist es für dich vielleicht so schwer, Holiday deine Gefühle zu zeigen. Ihr zu sagen, dass du sie liebst. Und ich glaube, das muss sie dringend von dir hören.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin nicht derjenige, der sich dauernd zurückzieht.«
»Aber du hast ihr auch noch nicht gesagt, wie du fühlst. Und du kannst mir da vertrauen. Eine Frau muss das hören.«
Ein paar Minuten vergingen schweigend. Kylie wusste, dass Burnett über ihre Worte nachdachte. Doch dann sah der Vampir sie fragend an. »Woher wusste Hayden Yates von Collin Warren?«
Kylie wählte ihre nächsten Worte mit Bedacht. Sie hatte Burnett nicht gesagt, dass Hayden ein Chamäleon war, und sie war sich nicht sicher, ob sie das tun sollte.
»Als ich zu seiner Hütte kam, war er gerade vom Joggen zurückgekommen. Ich hab ihn beschuldigt, und er hat es abgestritten. Er hatte Collin draußen gesehen und hatte ein ungutes Gefühl.«
Burnett dachte darüber nach. »Anscheinend war Collin schon immer sozial nicht ganz fähig, aber niemand hat das Böse in ihm gesehen.« Burnett hielt inne. »Wie kommt es, dass du Haydens Handy hast?«
»Ich hatte meins vergessen, als ich heut Morgen aus dem Haus bin. Also … hab ich seins konfisziert.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Wusstest du, dass er mir eine Nachricht hinterlassen hat, dass er wegen eines Notfalls in der Familie für ein paar Tage weg muss?«
Kylie versuchte sich ihre Enttäuschung nicht
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