Verfolgt im Mondlicht
anmerken zu lassen. »Nein, das wusste ich nicht.«
»Glaubst du immer noch, dass er mit dem Verbrechen was zu tun hat?«, fragte Burnett. »Wenn ja, werde ich ihn sofort wieder zurückholen.«
»Nein«, antwortete Kylie ehrlich. »Ich hab mich geirrt. Er hatte nichts mit Holidays Entführung zu tun. Wenn überhaupt … hat er geholfen, sie zu retten.«
Burnett musterte sie aufmerksam. »Und du findest es nicht verdächtig, dass er gerade jetzt weg musste?«
»Vielleicht ein bisschen«, meinte Kylie, damit er sie nicht beim Lügen ertappte. »Aber ich bin mir sicher, er hatte nichts mit der Sache zu tun.«
»Ich werde ihn trotzdem verhören, wenn er zurückkommt«, entgegnete Burnett.
Ich auch. Kylie schüttelte den Kopf. Falls er zurückkommt.
Dann dachte sie an das Handy, das immer noch in ihrer Tasche steckte. Hayden Yates arbeitete wahrscheinlich für ihren Großvater. Und wenn das so war, dann stand der bestimmt in Kontakt mit Hayden. Was wiederum bedeutete, dass sie die Nummer ihres Großvaters in der Tasche hatte.
Vorausgesetzt, er hatte seine Telefonnummer nicht wieder geändert.
Eine halbe Stunde später, nachdem Burnett Holiday besucht hatte, betrat Kylie das Schlafzimmer. Holiday sah blass aus, aber sie lebte. Ihre roten Haare bildeten einen leuchtenden Kontrast zu dem weißen Bettbezug. Die Würgemale an ihrem Hals waren immer noch deutlich sichtbar.
Holiday berührte ihren Hals und griff nach dem Wasserglas auf ihrem Nachttisch. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, sagte sie: »Du hast mich zurückgeholt.« Holidays Stimme klang rau, schmerzhaft rau.
»Aber ich hab dich nicht ganz heilen können.« Kylie tat der Hals nur vom Zuhören weh. »Soll ich vielleicht mal schauen, ob ich …«
Holiday schüttelte den Kopf. »Ich finde, du hast genug für mich getan. Du siehst total erschöpft aus.«
Kylie fühlte sich auch total erschöpft, aber nicht so sehr, dass sie es nicht versuchen wollte. »Ich könnte …«
»Nein, das wird schon heilen.« Holiday sah besorgt aus. »Du glühst immer noch.«
»Ich weiß«, meinte Kylie. »Aber das geht bestimmt wieder weg.« Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.
Holiday nickte, sah aber nicht so überzeugt aus. »Ich muss Hannah unbedingt noch einmal sehen, bevor sie geht. In dem Moment, als ich gestorben bin, ist alles ganz langsam geworden, und da ist sie mir erschienen. Wir haben geredet, haben uns wieder versöhnt.« Tränen schimmerten in Holidays grünen Augen. »Nichts von alldem wäre so gekommen, wenn du nicht gewesen wärst. Danke. Ich weiß, dass du einen hohen Preis zahlen musst, und ich verspreche, mein Leben so zu leben, dass es dich nicht ein winziges Stück deiner Seele kostet.«
Kylie nahm Holidays Hand und drückte sie. »Ich glaub nicht, dass du es je anders gelebt hast.«
»Ich kann mich noch verbessern.« Holiday schluckte. »Der Tod zeigt einem doch am besten, wie man leben sollte.«
Kylie lächelte. »Ich hoffe, du sprichst von Burnett.«
Holiday grinste. »Der blöde Vampir hat mich gerade gefragt, ob ich ihn heiraten will. Ausgerechnet jetzt? Als ob ich in dem Zustand und so wie ich gerade aussehe, einen Antrag bekommen möchte.«
Kylies Herz machte einen Freudensprung. »Und was hast du gesagt?«
Holiday nahm einen kleinen Schluck Wasser. »Ich hab ihn gefragt, ob wir nicht einfach in Sünde zusammenleben wollen.«
Kylie runzelte die Stirn, aber dann sah sie ein Funkeln in Holidays Augen. »Und?«
»Er hat gemeint, das wäre kein gutes Vorbild für euch Kids. Also … hab ich zugestimmt, ihn zu heiraten.« Sie schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. »Lieber Gott, in was hab ich mich da reingeritten? Er ist wirklich kein einfacher Mann.«
»Ich kann euch hören«, rief Burnett aus dem Wohnzimmer, aber seine Stimme klang amüsiert.
Holiday verdrehte die Augen.
Kylie drückte Holidays Hand fester. »Er liebt dich«, flüsterte sie.
»Ja, das hat er auch gesagt.« Sie ließ sich tiefer in ihr Kissen sinken. Sie sah müde aus, aber auch glücklich.
Kylie hatte ein gutes Gefühl. Sie hatte es geschafft. Oder zumindest hatte sie dabei geholfen. Burnett und Holiday wurden endlich ein Paar.
Sie musste unwillkürlich an Lucas denken. Sie fragte sich, ob sie und er jemals so ein Glück teilen würden.
Holiday starrte für einen Moment an die Zimmerdecke. »Ich hab auch deine Großmutter gesehen, Kylie.«
»Oma? Was hat sie gesagt?«
»Nein, nicht deine Oma, deine andere Großmutter.
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