Verfolgt im Mondlicht
seiner Meinung.«
»Inwiefern?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich denke, das solltest du nicht wissen.«
Kylie runzelte missmutig die Stirn. Sie mochte es nicht, wenn er sie aus seiner Welt ausschloss, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie überhaupt dazugehören wollte. Sie würde jede Wette eingehen, dass Fredericka über alles Bescheid wusste. »Aber ich muss es wissen. Ich will doch ein Teil deines Lebens sein. Ich will nicht ausgeschlossen werden.« Ich will nicht, dass dein Rudel oder deine Familie uns auseinanderbringen.
Seine Augen wurden schmal. »Ich schließe dich nicht aus. Ich finde es nur besser, wenn du mich nur so kennst, wie ich wirklich bin.«
Sie überlegte kurz. »Du musst dich vor deinen eigenen Leuten verstellen?«
»Ich muss wegen meines Vaters und der Sache mit dem Rat ein paar Spielchen spielen. Ich muss ihn davon überzeugen, dass ich auf seiner Seite bin.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
»Das erwarte ich auch nicht von dir.«
Sie nahm ihre Hand von seinem Arm weg. »Das ist nicht richtig. Wie fändest du es, wenn du das Gefühl hättest, dass ich etwas vor dir verberge?«
Seine Lippen kräuselten sich. »Du verbirgst doch etwas vor mir. Die Sache mit deinen Geistern.« Er sah plötzlich enttäuscht aus. »Die Dinge, über die du mit Derek redest und nicht mit mir. Und du hast recht, ich finde es auch nicht richtig.«
Sie dachte über seine Worte nach und wusste, dass er recht hatte. »Ich rede mit dir nicht darüber, weil du nichts davon wissen willst. Du hasst den Geisterkram.«
Er nickte und sah wieder einigermaßen versöhnt aus, doch sie wusste, dass es nicht leicht für ihn war. »Und du kannst mir glauben, dass du die Sachen, die ich dir nicht erzähle, auch hassen würdest.«
Sie sah ihm tief in die Augen. Dieses Gespräch gefiel ihr gar nicht – aber nur, weil er ihr so viel bedeutete. »Geheimnisse können nicht gut sein. Nicht in einer Beziehung. Warum erzählen wir uns nicht einfach alles?«
»Manchmal schützt es uns, etwas nicht zu wissen. Was wir nicht wissen, kann uns nicht verletzen.« Er legte seinen Kopf an ihre Stirn. »Ich verspreche dir eins, Kylie Galen. Ich tue, was ich tun muss, aber ich werde niemals zulassen, dass dir etwas passiert.«
Sie sah ihn misstrauisch an. »Wie meinst du das, was du tun musst?«
»Genau das. Dass ich nicht zulassen werde, dass du durch mein kaputtes Leben zu Schaden kommst.«
Seine Worte machten ihr Angst. Doch sie machte sich mehr um ihn als um sich selbst Sorgen. »Ich bin nicht so ein zerbrechliches Mädchen. Ich bin nicht mehr dasselbe kleine Mädchen, durch dessen Fenster du gelinst hast.«
Sein Grinsen war warm und sexy zugleich. »O ja, das hab ich bemerkt.«
»Ich meine es ernst.«
»Ich weiß. Aber du bist immer noch mein Mädchen, und ich will dich beschützen.«
Sie verdrehte genervt die Augen. »Ich bin doch hier der Protector.«
»Ich weiß. Du bist unglaublich, und du schaffst unglaubliche Dinge. Und du hast schon einmal mein Leben gerettet. Aber als Protector gibt es jemanden, den du nicht beschützen kannst – nämlich dich selbst. Also, versuch bitte gar nicht erst, mich davon abzuhalten, es für dich zu tun.«
Am nächsten Morgen erwachte Kylie noch vor Sonnenaufgang. Das Einzige, dessen sie sich bewusst war, war Socke, der auf ihrem Bauch schlief, die spitze Stinktiernase auf ihre Brust gebettet. Sie hob den Kopf und starrte den kleinen Kerl an. Er öffnete seine Knopfaugen eins nach dem anderen und schaute sie dann voller Anbetung an. So einen Blick konnte einem nur ein Haustier schenken.
Ein Blick, der bedingungslose Liebe und Akzeptanz ausdrückte.
Die Stille im Raum war beinahe beunruhigend. Kylie fragte sich, was sie geweckt haben konnte, und zog einen Arm unter dem Laken hervor, um die Temperatur zu prüfen. Keine Kälte. Keine Geister.
Und dann hörte sie es. Oder besser sie.
»Kleiner Kater«, rief Miranda durch die einen Spalt weit geöffnete Schlafzimmertür. »Komm schon, Socke. Willst du nicht gern in einen Kater zurückverwandelt werden?«
Socke sprang auf und war mit einem Satz auf dem Boden und sauste unters Bett. Kylie fragte sich, ob er auf Miranda so allergisch reagierte, weil sie ständig neue Zaubersprüche an ihm ausprobierte, oder ob er vielleicht gar nicht zurückverwandelt werden wollte. Angesichts der Tatsache, dass sich Kylie in letzter Zeit selbst öfters verwandelt hatte, konnte sie es ihrem kleinen Haustier nicht einmal verübeln.
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