Verfolgt im Mondlicht
gehabt? Wie oft hatte ihre Mom ihr versprochen, dass es kein Monster unterm Bett gab? Wieder hörte sie das Stöhnen.
Ihre Mutter hatte unrecht. Ein Monster oder etwas vergleichbar Gruseliges lauerte unter Kylies Bett.
Sie konnte es ihrer Mom nicht einmal verübeln, dass sie sie angelogen hatte. Ihre Mom wusste es nicht besser.
Aber Kylie schon.
Allerdings half ihr das jetzt auch nicht. Sie konnte ihr kleines Haustier einfach nicht zurücklassen, also bemühte sich Kylie, ihren wie wild rasenden Herzschlag zu ignorieren, und fasste wieder nach der Bordüre. Genau in dem Moment, als ihre Finger den Stoff berührten, schoss eine Hand unter dem Bett hervor.
Ihr Schrei verpuffte in den Schatten, als die kalte, tote Hand Kylies Arm packte und daran zog.
Sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an, versuchte, die klammernden Finger von ihrem Arm zu lösen. Aber nichts half.
»Hilfe!«, schrie Kylie, doch niemand antwortete. Der Griff um ihren Arm wurde noch fester. Sie konnte nichts dagegen tun, sie wurde unters Bett gezogen. Das Letzte, was sie sah, war die Stoffbordüre, die ihr übers Gesicht fuhr. Danach war alles schwarz. Ihr letzter Gedanke, ehe ihr Verstand eindämmerte, galt dem Monster, das sie nun endlich kennenlernen würde.
10. Kapitel
Kylie lag flach auf dem Rücken. Um sie herum herrschte Dunkelheit. Tiefschwarze Dunkelheit. Es ist nur eine Vision. Es ist nicht echt. Nicht echt.
Etwas drückte sich seitlich an ihre Oberarme. Das fühlte sich echt an. Sie versuchte, sich zu bewegen, doch es gelang ihr nicht. Panik stieg in ihr auf. Sie konnte sie bitter auf der Zunge schmecken.
Verwirrt versuchte sie, sich zu orientieren. Als sie einen tiefen Atemzug nahm, konnte sie Erde riechen. Feuchte Erde. Sie war nicht mehr unter ihrem Bett. Aber wo war sie dann? Ihr schoss eine Antwort in den Kopf, auf die sie lieber verzichtet hätte. Sie war begraben. Ein Schrei blieb ihr im Halse stecken. Ihr Verstand sagte ihr, dass das nicht die Realität war. Nur eine Vision.
Aber von wem? Und von was? Ging es um Holiday?
Das Geräusch ihres eigenen Atems erschien ihr zu laut. In dem Moment wurde Kylie bewusst, dass sie nicht allein war. Es lag nicht daran, dass sie jemanden atmen hörte. Niemand außer ihr atmete hier. Aber der Griff um ihren Unterarm hatte sich nicht gelockert. Wer auch immer sie nach hier unten gezerrt hatte, derjenige hing immer noch an ihrem Arm, als würde sein Leben davon abhängen. Aber Kylie wusste, dass es dafür zu spät war. Außer ihr war niemand am Leben.
»Warum bin ich hier?« Sie versuchte wieder, sich zu bewegen, aber es fühlte sich an, als wäre sie festgebunden.
Sie erhielt keine Antwort.
Sie blinzelte, und ihre Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Sie sah die Maserung von altem Holz nur ein paar Zentimeter über ihrem Gesicht.
Wieder versuchte sie, die klammernde Hand abzuschütteln, doch der Griff verstärkte sich nur.
»O Mist. Was habt ihr nur getan? « Kylie hörte eine vertraute Stimme in der Dunkelheit.
Holiday.
»Ich bin hier«, rief Kylie. Nur dass keine Worte aus ihrem Mund kamen. Sie konnte nicht sprechen.
» Cara M. hat gesagt, dass die uns hier raushelfen kann «, antwortete eine fremde weibliche Stimme.
Über Kylie ertönten Schritte. Die Holzdielen knarzten. Staub und Dreck rieselten ihr ins Gesicht. Sie blinzelte den Dreck weg und versuchte, die Luft anzuhalten, um nicht zu ersticken.
» Er geht weg«, flüsterte jemand.
Kylie blinzelte wieder, und als sie die Augen öffnete, hatte sich alles verändert. Sie stand in einer alten, baufälligen Hütte, schaute auf die knarzenden Holzdielen hinab. Dann war es, als wäre der Boden plötzlich durchsichtig, und Kylie konnte sehen, was darunterlag.
Drei verwesende Leichen lagen dort Schulter an Schulter. Kylie schrie auf. Sie wollte weglaufen, aber ihre Füße waren wie festgefroren. Sie versuchte, wegzuschauen, doch es gelang ihr nicht.
Eine der Leichen war eine Frau mit dunklen Haaren, schätzungsweise Anfang zwanzig, die ein langes Nachthemd trug. Die zweite war blond und etwa im gleichen Alter. Sie war angezogen wie eine Kellnerin, auf ihrem Namensschild stand Cara M . Und die dritte … O Gott! Holiday.
Kylie schossen Tränen in die Augen. Sie schrie lauter, als ihr bewusst wurde, dass sie wieder auf dem Rücken lag. Dunkelheit umfing sie. Etwas bewegte sich an ihrer Seite, und ihre Panik stieg ins Unermessliche. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie fuhr hoch und schlug sich so
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