Verfolgt im Mondlicht
bist, was mich antreibt? Du bist doch der Hauptgrund, wieso ich etwas ändern möchte.«
Seine Finger strichen ihr übers Kinn in einer so zärtlichen Bewegung, dass es Kylie fast die Tränen in die Augen trieb. »Bitte, Kylie. Hab Geduld mit mir. Vertrau mir, bitte, wenn ich dir sage, dass du hier einen Platz hast.« Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust, direkt über dem Herzen. »Ich muss mich auf eine bestimmte Weise verhalten, sonst bekommt mein Vater oder der Rat Wind davon. Aber das entspricht nicht meinen Gefühlen.« Er hielt kurz inne. »Bitte gib mich nicht auf, Kylie Galen.«
Sie fühlte seinen Herzschlag unter ihrer Hand. Sie spürte seine Zerrissenheit. »Ich gebe nicht so leicht auf.« Das war die Wahrheit. Wenn sie so leicht aufgeben würde, wäre sie sicher nicht mehr in Shadow Falls.
Er legte die Arme um sie und lehnte sich gegen den Baum. So standen sie eine Weile da. Ohne zu reden. Ohne sich Versprechungen zu machen. Und Kylie konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob sie einfach beide wussten, dass sie gerade keine Versprechen machen konnten.
Er löste sich schließlich aus der Umarmung. »Ich sollte Clara helfen, sich hier zurechtzufinden.«
Kylie ließ ihn los. Doch sie wollte ihn nicht gehen lassen. Sie wollte ihn nicht zu Clara oder Fredericka oder seinem Vater zurückgehen lassen. Es klang zwar total egoistisch, aber sie wollte ihn ganz für sich allein. Oder vielleicht war es auch nicht das Problem, dass sie ihn nicht teilen wollte, sondern dass sie ihn nicht mit den Leuten teilen wollte, die gegen ihre Beziehung waren.
»Willst du mitkommen?«, fragte er.
Das würde Clara bestimmt gefallen, dachte Kylie. Oder auch nicht. »Ich lass euch mal lieber ein bisschen Zeit zu zweit.«
»Danke.« Lucas klang erleichtert. So, als hätte er gehofft, sie würde ablehnen. Er lächelte, doch er konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen. »Also bist du eine Hexe. Damit hätte ich nie gerechnet.«
»Ich bin im Moment eine Hexe«, erwiderte Kylie.
Er sah sie verdutzt an. »Du glaubst, es wird sich wieder ändern?«
»Ja. Vielleicht.« Was glaubte sie eigentlich? »Es hat sich ja vorher schon von diesem undefinierten Muster in ein menschliches verwandelt.«
»Stimmt.« Er starrte ihre Stirn an. »Aber das hier ist ein richtiges übernatürliches Muster.« Lucas schaute über ihre Schulter und knurrte. Derek bog um die Ecke.
Dereks grüne Augen suchten Kylies Blick. Er sah nicht so aus, als täte es ihm leid, sie zu unterbrechen. »Ich muss dich mal sprechen, Kylie. Es ist wichtig.«
»Über was musst du denn mit ihr sprechen?«, wollte Lucas wissen.
Derek würdigte Lucas keines Blickes. Er hatte die Augen fest auf Kylie gerichtet, als er antwortete: »Es geht um deinen Geist.«
»Seit wann bist du denn Geisterexperte?«, fragte Lucas.
Derek wandte sich nun doch dem Werwolf zu. »Seit ich weiß, dass Kylie Hilfe braucht.« Seine Anspielung hing in der Luft. Er unterstützte sie, Lucas tat es nicht.
Die Nachricht kam bei Lucas an. Seine Augen wurden orange und verengten sich zu Schlitzen.
Doch bevor die beiden richtig aneinandergeraten konnten, legte Kylie Lucas eine Hand auf die Schulter. »Geh zu Clara und hilf ihr.«
Er sah nicht gerade glücklich aus, doch sie sah auch, dass er nicht vorhatte, mit ihr zu streiten.
Was er dann tat, kam jedoch auch für Kylie überraschend: Er lehnte sich zu ihr und küsste sie leidenschaftlich. Der Kuss schien mehr für Derek bestimmt zu sein und sollte sagen, dass Kylie zu Lucas gehörte. Was Kylie ihm nicht einmal verübeln konnte.
Es hatte schon öfters Momente gegeben, da hätte sie ihn gern genauso vor Fredericka geküsst.
»Was ist denn los?«, fragte Kylie, sobald Lucas außer Hörweite war.
Derek ging auf Nummer sicher, dass Lucas auch weg war, und stellte dann fest: »Du bist enttäuscht. Warum bist du enttäuscht?« Er traf mal wieder ins Schwarze.
»Ach, nichts.« Sie hatte keine Lust, mit Derek darüber zu reden.
»Ist es wegen Lucas?«, fragte er.
»Hör auf damit«, blockte Kylie ab. »Ich bin mit ihm zusammen.«
Die Frage ist, wie lange noch? , dachte Kylie bei sich.
Seine Miene verfinsterte sich. »Ich weiß. Ich hab es vermasselt und erst gemerkt, dass ich dich liebe, als es schon zu spät war.«
Sie hob warnend die Hand. »Sag nicht …«
Er hob ebenfalls die Hand und legte seine Handfläche auf ihre. Sofort breitete sich Wärme und Ruhe in Kylie aus. Sie hasste es, dass sie so in Versuchung war, sich darauf
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