Verfolgt im Mondlicht
einzulassen. Doch da ihr bewusst war, wie durcheinander ihre Gefühle gerade waren, zog sie schnell die Hand weg. Er war ein Freund. Nur ein Freund.
»Ist schon okay.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ich akzeptiere, dass es meine Schuld war. Und du musst mir nicht sagen, dass du mich auch liebst.« Ihre Blicke trafen sich. »Aber ich kann deine Gefühle lesen, Kylie, und ich weiß, dass dir etwas an mir liegt, auch wenn du es nicht zugeben willst.«
»Hör auf damit. Mir liegt etwas an dir – als Freund.«
»Nein.« Sein Blick war entschlossen. »Da ist mehr. Aber mach dir keine Sorgen. Ich weiß, du hast auch Gefühle für Lucas. Und damit muss ich klarkommen, weil ich dich ihm direkt in die Arme getrieben habe. Und solange du glücklich bist, kann ich damit umgehen. Aber, wenn du es nicht bist …«
»Bitte, hör auf.« Kylie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten und »lalala« gesungen. Stattdessen wechselte sie schnell das Thema. »Hast du nicht gesagt, du hättest Informationen zu meinem Geisterproblem?«
Er vergrub die Hände noch tiefer in den Taschen. »Ja. Gute Nachrichten, glaub ich. Aber es könnten auch schlechte Nachrichten dabei sein.«
»Was?« Sie hoffte, es würden mehr gute als schlechte Nachrichten sein. Sie konnte gerade wirklich ein paar gute Nachrichten gebrauchen.
»Ich glaube nicht, dass dein Geist Holiday ist.«
»Aber … wie … wie kommst du darauf?«
»Ich hab ein bisschen im Internet recherchiert. War ganz einfach.« Er zögerte. »Ich hab rausgefunden, dass Holiday eine eineiige Zwillingsschwester hat. Sie heißt Hannah.«
Ich glaub, mein Name ist Hannah oder Holly oder so. Die Worte des Geistes kamen Kylie wieder in den Sinn. »Eine Zwillingsschwester? Warum hat sie denn nie was von ihr erzählt?«
Derek zuckte mit den Schultern. »Schon ein bisschen komisch, oder? Ich meine, man könnte doch meinen, dass man das mal erwähnt, wenn man einen Zwilling hat.«
»Allerdings.« Kylie fühlte sich irgendwie betrogen, dass Holiday ihr nichts von ihrer Schwester erzählt hatte, obwohl sie selbst ihr doch alles anvertraute.
»Glaubst du immer noch, dass der Geist aus der Zukunft kommt?«, fragte Derek.
Kylie dachte darüber nach. »Nein. Sie ist tot.« Genau wie die anderen Mädchen, die sie in der Vision gesehen hatte. Und auf einmal war Kylies Ärger über Holidays Misstrauen wie weggeblasen, und sie empfand nur noch Mitleid. Kylie konnte sich nicht vorstellen, wie es war, eine Schwester zu verlieren, geschweige denn eine Zwillingsschwester. Hatte Holiday sie vielleicht deshalb nie erwähnt? War die Trauer um ihre tote Schwester zu groß, als dass Holiday je hatte darüber reden können?
Derek atmete hörbar aus. »Okay, da ist noch was anderes. Ich konnte nirgends einen Hinweis auf ihren Tod finden. Gar nichts. Deshalb meinte ich, es könnte auch eine schlechte Nachricht sein.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Kylie.
Derek schaute sie unbehaglich an. »Vielleicht weiß Holiday noch gar nicht, dass ihre Schwester tot ist.«
Kylie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. »Also muss ich es ihr sagen.«
»Wenn du möchtest, kann ich das auch machen«, bot Derek an. »Oder wir gehen zusammen zu ihr.«
Sie konnte spüren, dass es ihm wirklich ernst damit war. Sie war ihm dankbar für das Angebot, mehr als er vielleicht wusste, aber das konnte sie nicht annehmen. So sehr sie es auch hasste, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein, Hannah war zu ihr gekommen, und deshalb sollte sie auch zu Holiday gehen.
Dann erinnerte sich Kylie plötzlich daran, was Hannah noch gesagt hatte. Ich glaube, ich bin hier, damit du jemandem hilfst.
Was genau meinte Hannah damit? Genügte es, wenn Kylie ihrer Schwester sagte, dass sie tot war, oder brauchte Hannah noch etwas von ihr?
Derek strich ihr mit der Hand über den Arm. »Hast du schon eine Liste gemacht mit allen Cafés, in denen du in letzter Zeit warst?«
»Cafés?« Kylie hatte keinen Plan, wovon er redete. Sie war gerade zu sehr mit der Frage beschäftigt, wie sich eine so kleine Berührung schon so falsch anfühlen konnte.
»Du hast doch gesagt, eines der Mädchen in deiner Vision war angezogen wie eine Bedienung, und die Kleidung kam dir bekannt vor.«
»Ach ja, stimmt. Aber nein, ich hatte noch keine Zeit dazu.«
Sie atmete tief ein. »Ich mach es, sobald ich zurück in meiner Hütte bin. Ich schick es dir dann per E-Mail.«
»Schick mir auch gleich eine Beschreibung der
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