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Verfolgt im Mondlicht

Verfolgt im Mondlicht

Titel: Verfolgt im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Hunter
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Vielleicht war wirklich etwas kaputt mit ihrem Gehirn. Der ganze Stress hatte sie vielleicht verrückt gemacht.
    War es ein erstes Anzeichen von Geisteskrankheit, dass sie eine Hexe geworden war? Oder gehörte es zum Chamäleon-Dasein dazu?

    Kylie folgte Holiday in den Speisesaal, um sich ein Sandwich zu holen. Das Mittagessen war bereits vorbei, also hatten sie den großen Raum für sich allein. Trotzdem sprachen sie kaum während des Essens, und Kylie fühlte sich irgendwie unwohl. Als sie den Speisesaal wieder verließen, schaute Kylie gespannt zum Waldrand, aber sie spürte nichts.
    Holiday streckte den Arm aus und berührte Kylie an der Schulter. »Rede mit mir.«
    Kylie nahm die Wärme, die Holidays Berührung ihr bot, gern an. »Ich hasse Vorurteile«, platzte sie dann heraus. Ihr war bewusst, dass Lucas das einzige Problem war, das sie jetzt mit der Campleiterin diskutieren konnte. Wenn sie Holiday erzählt hätte, was vorhin im Wald passiert war, würde sie es bestimmt Burnett erzählen. Und die beiden würden auf jeden Fall versuchen, zu verhindern, dass Kylie zu ihnen ging, sollten sie zurückkommen. Doch das musste sie.
    »Ich hasse Vorurteile auch«, sagte Holiday, als wüsste sie genau, von was Kylie redete. »Wenn es eine Sache auf der Welt gäbe, die ich ändern könnte, dann wäre es das.«
    Kylie ballte die Hände zu Fäusten und kämpfte gegen die Enttäuschung an, die sie gerade gegenüber Lucas empfand. »Man sollte doch meinen, dass die Werwolf-Gemeinschaft wissen müsste, wie unfair es ist, wenn einem mit Vorurteilen begegnet wird.«
    »Ich denke …«
    »Kann ich mal bitte kurz mit Kylie sprechen?«, fragte Lucas hinter ihnen. Allein seine tiefe Stimme zu hören, versetzte Kylie einen weiteren schmerzhaften Stich. Sie konnte sich nichts oder niemanden vorstellen, der sie davon hätte abhalten könne, sich vor ihn zu stellen, wenn die Situation andersherum gewesen wäre. Und trotzdem …
    Kylie und Holiday drehten sich um. Die Campleiterin sah Kylie fragend an. Kylie nickte.
    »Gut, aber geht nicht so weit weg.« Holiday ging zurück zur Veranda des Campbüros und setzte sich in einen der Schaukelstühle.
    Lucas nahm Kylies Hand und führte sie um die Hütte herum. Er sagte nichts, und sie schwieg ebenfalls. Er blieb bei dem Baum stehen, unter dem Kylie immer saß, und wandte sich ihr zu. Doch er sagte immer noch nichts; er schaute sie nur an.
    Was hätte sie jetzt darum gegeben, seine Gedanken lesen zu können. Was ging ihm durch den Kopf? War er enttäuscht, dass sie eine Hexe war? Tat es ihm leid, dass er ihr nicht beigestanden hatte? Hatte er realisiert, wie hoffnungslos ihre Beziehung war?
    »Danke, dass du meine Schwester gerettet hast«, sagte er schließlich. »Es tut mir leid, dass sie so undankbar ist.«
    Kylie nickte.
    Er beugte sich zu ihr runter und legte seine Stirn an ihre. Sie sah nur noch seine Augen, wie blau sie waren, wie dicht die dunklen Wimpern sie umrahmten.
    »Ich habe dir wehgetan.« Seine Stimme klang noch tiefer als sonst.
    Das bestritt sie nicht.
    Sie blickte ihm weiter in die Augen, und er blinzelte kein einziges Mal. Der Schmerz, der sich in den Tiefen seiner dunkelblauen Iris spiegelte, ließ ihr den Atem stocken.
    Er schloss die Augen und atmete tief ein, bevor er zum Sprechen ansetzte. »Hast du jemals das Richtige nicht tun können, obwohl du wusstest, dass es richtig gewesen wäre?«
    Sie wich ein Stück zurück. »Kommt darauf an. Was ist denn das Richtige?«
    Sie stellte die Frage, obwohl sie auch Angst davor hatte. Dabei war es nicht die Frage, die ihr Angst machte. Es war die Antwort. Denn tief in ihrem Innern wusste sie es. Sie hatte es gespürt, seit Lucas’ Großmutter mit ihr gesprochen hatte. Es gab einfach zu viele Dinge, die ihr und Lucas im Weg standen, als dass es funktionieren konnte.
    »Ich sollte dich besser gehen lassen«, sagte er. »Ich sollte es beenden. Denn bis sich die Dinge ändern, werden alle gegen uns sein. Und trotzdem …« Sein Kopf neigte sich nur ein klein wenig, und seine Lippen senkten sich auf ihre.
    In diesem kurzen Kuss lag so viel. Und obwohl sie gedacht hatte, in ihrem Herzen gäbe es keinen Platz für noch mehr Gefühle, berührte es sie doch. Sein Schmerz war ihr Schmerz. Seine Angst war ihre Angst. Sie schloss die Augen und ignorierte ihre Bedenken. Sie genoss einfach seine Berührung.
    Er zog sich zurück und fuhr ihr mit dem Daumen über die Lippen. »Und dennoch, wie kann ich dich gehen lassen, wenn du das

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