Verfolgt im Mondlicht
getrennt hätten? Wie lange, bis man aufhört, ihnen sagen zu wollen, dass sie endlich mit dem Streiten aufhören und wieder zusammenkommen sollen?«
»Da bin ich die Falsche.« Holiday seufzte und lächelte mitfühlend. »Ich warte immer noch darauf. Ich glaube, wenn man mit beiden Eltern zusammen aufwächst, wird man immer daran glauben, dass sie ewig zusammenbleiben. Aber ich weiß, dass ich inzwischen einen Zustand erreicht habe, wo ich mir bewusst bin, dass es für meine Eltern besser ist, nicht zusammen zu sein. Trotzdem … Es kommt immer noch vor, dass ich mich daran zurückerinnere, wie es war, als wir noch eine glückliche Familie waren und … ich mir wünsche, dass die Dinge anders gelaufen wären. Die traurige Wahrheit ist, dass wir uns verändern. Eltern. Geschwister. Und wenn das passiert, entfernt man sich manchmal voneinander und …«
»Aber wenn wir lieben, sollte sich nichts verändern.« Oder vielleicht doch? Kylies Gedanken wanderten von der Scheidung ihrer Eltern zu Derek und dann zu ihrem Geisterproblem. Plötzlich ging Kylie auf, dass der Verlauf des Gesprächs ihr die Gelegenheit gab, Holiday nach ihrer Schwester zu fragen. »Musstest du die Zeit denn allein durchstehen?«
»Allein?« Holiday sah sie verdutzt an.
»Ich meine, hast du Geschwister?«
Holiday schaute schnell zur Seite, so dass Kylie ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, aber so wie die Campleiterin zusammenzuckte, hatte Kylie offenbar einen Nerv getroffen. Aber wieso? Über was wollte Holiday da nicht mit ihr reden? Hatten Hannah und Holiday sich zerstritten?
Die Sekunden vergingen, und Kylie zögerte, unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Sollte sie auf eine Antwort drängen oder den Moment einfach verstreichen lassen? Immerhin ging es nicht nur darum, dass Holiday ihr vertrauen sollte, sondern auch um Hannah. Sie brauchte Kylies Hilfe, um hinüberzugehen. Und wenn Kylie erst mal dieses Geisterproblem gelöst hatte, würde sie sich wieder auf ihre anderen Probleme konzentrieren.
»Leider«, hob Holiday an und beendete damit das betretene Schweigen, »sind Geschwister bei so was nicht immer eine Hilfe.« Sie nahm ihr Handy aus der Tasche. »Du, ich muss noch dringend telefonieren, das hab ich ganz vergessen. Kannst du schon mal zum Speisesaal vorgehen? Ich hab auch Miranda und Della gefragt, ob sie helfen können. Della übernimmt dann auch den Schatten-Dienst. Da sind ein paar Banner, die ihr aufhängen könnt, und Ballons müssten aufgeblasen werden. Außerdem würde ich gern ein paar Tische aufstellen, auf denen wir die Häppchen anrichten können. Ich bin in ein paar Minuten bei euch. Und Burnett wird hoffentlich auch bald zurück sein, damit wir vor den Feierlichkeiten noch schnell zum Wasserfall gehen können.«
»Klar.« Kylie war enttäuscht. Sie spürte, dass Holiday davonlief, um Kylies Fragen zu entgehen.
Holiday hob die Augenbrauen, weil sie wahrscheinlich Kylies Enttäuschung bemerkt hatte, und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, du würdest mit mir reden.«
Ich wünschte auch, du würdest mit mir reden . »Bei mir ist alles okay.« Kylie sah Holiday hinterher, wie sie in Richtung Büro davonging. Als sie sich umdrehte, stand Della genau vor ihr.
»Zu Ihren Diensten, Frau Hexe.« Della grinste und musterte interessiert Kylies Stirn. »Ich muss schon sagen, ich bin ein wenig enttäuscht. Immerhin mochtest du den Geschmack von Blut, deshalb hatte ich damit gerechnet, dass du zumindest zur Hälfte Vampir bist.«
Kylie rollte verzweifelt mit den Augen und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihre Stirn. »Ich sag doch schon dauernd, dass das bestimmt nicht endgültig ist.«
»Sieht ziemlich endgültig aus, wenn du mich fragst.«
»Und was war ich letzte Woche? Ein Mensch, oder? Und für wie lange? Ein paar Wochen?«
Della verzog das Gesicht. »Okay, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Aber es ist das erste übernatürliche Muster, das du zeigst.«
»Ja, und ich wette, es wird nicht das letzte sein. Lass es mich mal so sagen: Ich glaub, mein Gehirnmuster hat ADS. Es ist einfach nie still. Es muss sich dauernd verändern.«
»Verdammt. Miranda hat recht. Du willst echt keine Hexe sein, oder?«
Kylie stöhnte entnervt auf. »Das ist doch gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass mein Dad gesagt hat …«
»Dass du eine Eidechse bist.« Della machte ein mitfühlendes Gesicht. Und das kam bei ihr selten vor. »Sieh mal, nichts für ungut, aber ich würde an deiner Stelle eher glauben, dass ich
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