Verfolgt im Mondlicht
erste Mal, dass ich das Hexe-Sein cool finde.«
»Danke!« Miranda setzte sich aufrecht hin.
»Ich meine, kannst du dir alles herzaubern, was du möchtest? Einen heißen Kerl? Ein Glas 0-negativ-Blut? Neue Jeans?«, fragte Della.
»Also, bitte! Natürlich geht das nicht«, erwiderte Miranda. »Das ist total gegen die Regeln.«
»Aber …« Kylie starrte Miranda verdutzt an. »Du hast mich doch gerade dazu angestachelt.«
»Ja, du bist ja auch ein Neuling. Da zählt es nicht.« Miranda warf Della einen Blick zu. »Das heißt aber nicht, dass ich nichts tun kann. Wenn es einem guten Zweck dient, kann ich es auch machen. Wenn es aber nur zu meinem eigenen Vorteil ist, na ja, dann muss es eben im Rahmen bleiben. Zum Beispiel, wenn ich ein Thunfisch-Sandwich bekomme, aber lieber Truthahn will, dann ist das okay. Da tausche ich ja nur den Belag. Übertreiben sollte man das aber auch nicht, dann bekommt man Ärger.«
»Von wem?«, fragte Della. »Den Sandwich-Göttern?«
Miranda funkelte sie böse an. »Von der Hexen-Gemeinschaft Wicca.«
»Moment mal«, hakte Kylie ein. »Willst du sagen, die wissen, was ich mache?«
Della räusperte sich, aber Kylie überhörte die Warnung. Sie war zu geschockt davon, dass die Wicca-Gemeinschaft ihre dummen Fehler mitbekam.
»Ja«, entgegnete Miranda. »Das ist wie mit der Kristallkugel von bösen Hexen in Filmen. Sie wissen immer, ob du gut oder böse warst.«
»Na super! Also schaut da grade jemand in eine Zauberkugel und weiß, dass ich einen halbnackten Schauspieler herbeigezaubert habe?«, fragte Kylie.
»Was hast du gemacht?«, fragte eine tiefe Stimme hinter Kylie.
Sie erstarrte, und ihr erster Gedanke war, dass Zac wieder da war. Die Tatsache, dass sie sich darüber kein bisschen freute, sagte wohl auch einiges über ihren psychischen Zustand aus. Doch da erkannte sie die Stimme.
Mist. Jetzt hatte sie echt ein Problem.
20. Kapitel
Kylie drehte sich auf ihrem Stuhl um und sah einen verdutzt dreinblickenden Lucas in der Tür stehen. Er trug schwarze Jeans und ein blaues T-Shirt, das gerade eng genug war, um erahnen zu lassen, dass es Lucas’ Bauchmuskeln mit denen von Zac durchaus aufnehmen konnten.
Er starrte sie immer noch an. »Hast du etwa gerade gesagt, dass …?«
»Ein Zauberspruch ist schiefgegangen. Ich hab aus Versehen einen Typ hergezaubert – aber nur für ein paar Sekunden.« Normalerweise wäre sie jetzt rot geworden, aber das Gefühlschaos, in dem sie wegen ihm steckte, war stärker als die Peinlichkeit der Situation.
Sie stand auf, weil sie viel zu hibbelig war, um sitzen zu bleiben. Einerseits freute sie sich total, ihn zu sehen, andererseits wusste sie nicht, wie sie mit der angestauten Wut auf ihn umgehen sollte. Sie wollte ihn küssen, aber gleichzeitig war ihr auch zum Heulen zumute.
»Aha.« Er warf Della und Miranda einen auffordernden Blick zu. Ohne dass er es aussprechen musste, standen die zwei auf – Miranda gleichgültig, Della mit deutlich zur Schau getragenem Widerwillen.
»Wir sind dann mal auf der Veranda«, sagte Della entsprechend schnippisch.
»Danke.« Obwohl Kylie ihren Freundinnen noch nichts von ihren aktuellen Problemen mit Lucas erzählt hatte, wusste sie, dass sie sich schon ihren Teil gedacht hatten. Sie wusste ja auch, was im Leben ihrer beiden besten Freundinnen los war.
Kylie und Lucas schauten sich wortlos an, bis die Tür ins Schloss gefallen war. Dann wandte sich Kylie ab und versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. Nur um etwas zu tun zu haben, öffnete sie den Kühlschrank.
»Willst du was trinken?«, fragte sie Lucas, obwohl nichts im Kühlschrank war außer einer Flasche Blut für Della.
»Ich hab dir drei SMS und drei E-Mails geschrieben, und du hast auf nichts reagiert«, stellte er vorwurfsvoll fest.
Sie schloss die Augen und versuchte die Schuldgefühle, die sich in ihrem Bauch zusammenbrauten, zu verdrängen. »Ich hab meine E-Mails ewig nicht gecheckt.« Sie schlug die Kühlschranktür zu und ging zum Computer.
»Was machst du denn da?«, fragte er.
»Ich checke meine E-Mails. Du hast doch gesagt, du hast mir geschrieben.« Das klang total blöd. Oder besser gesagt, es klang nicht nur so, es war auch total blöd. Aber sie brauchte einfach ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken.
War es richtig oder falsch, dass sie sauer auf ihn war?
Sie ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Der Computer war schon an, deshalb brauchte sie nicht lang, um ihr Postfach zu öffnen. Ganz oben warteten
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