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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ich es andererseits auch verstehen kann. Die Sachen waren echt eklig.
    Im Krankenhaus habe ich mir die ersten vierundzwanzig Stunden die Seele aus dem Leib gekotzt. Ich war superfroh, dass ich ein Einzelzimmer hatte, ich wäre gestorben, wenn mich jemand in dem Zustand gesehen hätte. Die Krankenschwestern meinten, ich hätte Glück gehabt, dass sich meine Wunden nicht entzündet haben. Ich wollte |70| ihnen klarmachen, dass ein Unbekannter die Wunden gesäubert hat, aber die Schwestern wollten mir nicht zuhören, sondern mir lieber die Arme mit Tetanusspritzen und Kochsalzinfusionen zerstechen. Letzteres, damit ich nicht austrockne wie eine Mumie.
    Als meine Mutter mich am ersten Abend besucht hat, hat sie trotz Make-up fix und fertig ausgesehen. Sie hat mir nicht nur Klamotten mitgebracht, sondern auch einen ganzen Stapel Modezeitschriften. Soso, dachte ich. Hat sich die Eiskönigin etwa Sorgen um mich gemacht?
    »Geht’s dir gut?«, hat sie gefragt und mir sogar ein Küsschen gegeben.
    »Ja«, habe ich gesagt und überlegt, ob meine Wange jetzt einschrumpelt. Meine Mutter hat mir eine Zahnbürste und meinen Schlafanzug hingelegt.
    »Was hattest du überhaupt auf dem Gelände zu suchen?«, wollte sie wissen. »Du hast dich in Lebensgefahr gebracht! Wie kann man nur so dumm sein! Das weiß doch jeder, dass die Beacon-Klinik eine Todesfalle ist.«
    »Ich wusste es eben nicht.« Ich bin wütend geworden. »Ich hab deinen blöden Köter gesucht. Hättest du dich selber drum gekümmert, läge ich jetzt nicht hier.«
    »Stimmt.« Meine Mutter hat die Lippen zusammengekniffen und stur aus dem Fenster geschaut. Das war nicht das, was sie hören wollte. Tyson ist immer noch verschwunden. Das war’s dann wohl mit den Küsschen.
    Am zweiten Tag ist eine Polizistin auf die Station gekommen und hat mich ausgefragt. Sie war mindestens |71| fünfzig und ihr Uniformhemd hat total gespannt. Sie hatte Schweißflecken unter den Achseln. Als ich ihr von meinem unbekannten Retter erzählt habe, hat sie etwas auf ihren Block gekritzelt, dann hat sie wieder über unbefugtes Betreten und Einbrüche geredet. Wahrscheinlich hat sie mich für irgend so eine kriminelle Jugendliche gehalten. Sie hat erwähnt, dass sie ein paarmal mit meinem Bruder zu tun hatte. Als Juby hat man’s echt nicht leicht. Alle Welt ist davon überzeugt, dass ich genauso auf die schiefe Bahn gerate wie mein Bruder und mein Vater. Irgendwann ist die Beamtin dann gegangen.
    Jetzt hocke ich auf dem Rücksitz und schaue aus dem Fenster, um nicht Owens behaarten Hals betrachten zu müssen, der fast den Kragen sprengt.
    »Wir haben dir etwas zu sagen, Lexi, etwas, das dich vielleicht ein bisschen aufmuntert«, verkündet meine Mutter. Vielleicht will sie mir ja jetzt erzählen, dass sie vor Sorge um mich fast umgekommen ist und wie lieb sie mich hat. Ich beobachte, wie Owen mit den wulstigen Daumen aufs Lenkrad klopft.
    »Owen hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Wie bitte?
    »Sehr witzig«, sage ich. »Von wegen.« Nach der Scheidung von Dad hat meine Mutter geschworen, sie würde nie mehr heiraten. Es ist einen Augenblick lang still und mir kommen Zweifel. Das kann sie doch nicht machen, das ist doch nicht ihr Ernst, oder?
    |72| »Ich habe Ja gesagt«, fährt meine Mutter fort.
    Ich tue so, als müsste ich meine verbundene Hand von allen Seiten genauestens untersuchen. Dann kriege ich einen schlechten Geschmack im Mund, als ob ich wieder kotzen müsste. Mir ist zum Heulen. Gerade habe ich einen Albtraum hinter mir und jetzt das.
    »Die Hochzeit soll bald stattfinden. Genau genommen schon nächsten Monat, damit ich es mir nicht noch mal anders überlege, haha!« Sie sieht Owen an.
    »Haha«, wiederholt der gleichgültig. Irgendwas stimmt hier nicht.
    »Jetzt weißt du es also!«, sagt meine Mutter munter. »Und? Lenkt dich das ein bisschen ab? Wir schmieden schon eine ganze Weile Pläne für die Hochzeit, aber wir haben auf den richtigen Augenblick gewartet, es dir zu erzählen.«
    »Ich gratuliere«, sage ich. »Da machst du ja eine gute Partie.«
    Insgeheim habe ich mir immer gewünscht, dass meine Mutter und ich eines Tages besser miteinander auskommen. Moz und ihre Mutter Sally sind fast wie Freundinnen. Sie gehen miteinander ins Kino und sind einfach gern zusammen. Wenn Mutter jetzt Owen heiratet, kommen wir uns nie näher. Owen bringt mich einfach auf die Palme. Wenn er in der Nähe ist, verwandle ich mich in eine totale Zicke. Meine Mutter und ich haben uns

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