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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Wieder zappelt er wie ein Käfer auf dem Fußboden. Meine Mutter glaubt mir |247| kein Wort, wenn ich ihr das alles erzähle. Sie weiß, dass ich Owen auf den Tod nicht ausstehen kann. Bestimmt glaubt sie, ich will ihn bei ihr anschwärzen, damit sie sich von ihm trennt. Johnny setzt sich stöhnend wieder auf und stützt den Kopf in die Hände.
    »Bitte kotzen Sie nicht auf den Teppich«, sage ich. »Meine Mutter hat das Zimmer eben erst neu eingerichtet.«
    »Tschuldigung.« Johnny rappelt sich hoch und torkelt zur Tür hinaus, kippt draußen im Flur immer wieder gegen die Wand. Die Badezimmertür knallt zu, dann hört man nur noch liebliche Geräusche, als er seinen Mageninhalt ins Klo entleert. Toll. Während er beschäftigt ist, stecke ich ein paar Klamotten in eine Tasche, gehe hinunter und inspiziere die Verwüstung. Die Küche sieht nicht so schlimm aus, wie zum Beispiel mein lieber Bruder sie hinterlassen hätte, aber meine Mutter wird sich trotzdem aufregen. Überall stehen und liegen Flaschen, leere Gläser und Zigarettenkippen. Der Glaseinsatz in der Tür zum Garten hat einen Sprung, irgendein Witzbold hat eine ganze Rolle Klopapier abgewickelt. Der Boden ist mit dreckigen Fußstapfen, Gartenerde und leeren Snacktüten übersät. Die Kühlschranktür steht sperrangelweit offen, aus einer zerbrochenen Flasche läuft Milch aus. Ich mache die Tür zum Wohnzimmer auf, werfe einen Blick auf den ehemals weißen Teppich und mache die Tür gleich wieder zu. Wenn ich mir vorstelle, was meine Mutter ihrem Zukünftigen erzählen wird, empfinde ich eine gewisse Befriedigung. |248| Dann muss ich mich auf einen Stuhl setzen, weil ich auf einmal Puddingknie habe. Wahrscheinlich noch vom Schreck über Owens Zudringlichkeit.
    Johnny kommt in die Küche gewankt und wischt sich den Mund. Seine Augen sind blutunterlaufen, ein Klecks Kotze klebt auf seinem Hemd. Er wirkt um zehn Jahre gealtert. Allerdings scheint es ihm jetzt besser zu gehen, denn er kann sich immerhin wieder halbwegs auf den Beinen halten. »Mensch, Lexi, tut mir echt leid«, entschuldigt er sich noch mal und es klingt, als würde er es ehrlich meinen. Er lässt den Blick über das Durcheinander wandern. »Wo sind die anderen denn hin?« Er spricht auch wieder verständlicher.
    »Seien Sie froh, dass Sie gepennt haben«, sage ich. »Owen und Ihre Brüder haben sich eine Flinte geholt und sind mit dem Auto weggefahren. Alle drei sind stockbesoffen. Bestimmt hält die Polizei sie an der nächsten Ecke an und sie landen in der Ausnüchterungszelle.«
    »Wo wollten sie denn hin?«, fragt er und wirkt schon wacher.
    Ich berichte ihm, dass seine Kumpels auf Kaninchenjagd gehen wollten. Das ist wahrscheinlich irgendein blödes Partyspiel. Johnny wird ganz blass. Weil ich annehme, dass ihm wieder schlecht geworden ist, halte ich ihm die Spülschüssel hin. »Lieber wär’s mir allerdings, wenn Sie in den Garten reihern«, sage ich. »Oder es ganz bleiben lassen.«
    Johnny schüttelt abwehrend den Kopf. Ihm ist nicht |249| schlecht. Ich soll ihm noch einmal sagen, wer alles ins Auto gestiegen ist.
    »Owen natürlich und Ihre beiden Brüder. Sie sind jetzt eine halbe Stunde weg. Wollen Sie etwa hinterher? Davon würde ich Ihnen abraten. Sie wollen doch nicht von den Bullen geschnappt werden.« Hoffentlich kriegt Owen eine ordentliche Strafe dafür aufgebrummt, dass er sich betrunken und dann auch noch bewaffnet ans Steuer gesetzt hat. Vielleicht muss er ja in den Knast. Dann muss die Hochzeit abgesagt werden und alles wird wieder gut.
    »Ich muss sie aufhalten«, sagt Johnny, macht ein paar torkelnde Schritte und prallt gegen die Wand.
    »In dem Zustand kommen Sie aber nicht weit«, sage ich munter. »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    »Ich bin so besoffen, Lexi, ich krieg nix mehr auf die Reihe«, nuschelt Johnny.
    Mir reicht es. Johnny scheint menschlich ja ganz okay zu sein, aber nach dem Vorfall mit Owen mag ich nichts mehr riskieren. Ich haue ab. Ich nehme meine Tasche und gehe um Johnny herum zur Tür.
    »Sie finden doch alleine raus, oder?«, rufe ich fröhlich und mache die Haustür auf.
    »Lexi   …«
    Ich knalle die Tür hinter mir zu. Dann hole ich tief Luft und schlage den Weg zu Emily ein. Hoffentlich ist sie nicht allzu sauer, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Bett klingle, aber ich habe zu viel Schiss, um zu Hause zu bleiben, und weiß nicht, wo ich sonst hinsoll. Außerdem |250| kommt Owen nie im Leben auf die Idee, dass ich bei ihr bin. Ich

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