Verführ mich nur aus Liebe
und wartete auf eine Antwort. Sie rang sich ein Lächeln ab. „Grazie, Giorgio. Bitten Sie Assunta, uns Kaffee und Gebäck zu bringen.“
Dann nahm sie all ihre Kraft zusammen. Sie wollte äußerlich gefasst und beherrscht wirken, wenn sie in den salotto ging. Wenn sie dort ihrer Cousine gegenübertrat, die in einer stürmischen Nacht ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.
7. KAPITEL
Ellie begriff sofort, dass ihre Cousine nicht gekommen war, um sich zu entschuldigen. Ein Blick zu Silvia genügte. In ihrem dunkelroten Seidenkleid stand sie mitten im Raum und schaute sich interessiert – und sichtlich neidisch – um.
„Du kannst zufrieden mit dem sein, was du erreicht hast, cara “, sagte sie, wobei sie Ellies schlichtes Outfit aus einem engen dunkelblauen Rock und einer weißen Bluse verächtlich musterte. „Seltsam, wie sich die Dinge manchmal entwickeln.“ Sie trat vor den imposanten Kamin und betrachtete das Wappen der Familie Manzini, das dort eingemeißelt war. „Ich bin zum ersten Mal hier. Wusstest du das?“
„Nein“, antwortete Ellie ruhig.
„Ich habe Angelo mehrmals zu überreden versucht, mit mir herzufahren. Aber er fand immer eine Ausrede.“
„Ich verstehe.“ Ellie richtete sich stolz auf. „Und welche Ausrede hast du für deinen jetzigen Besuch parat?“
„Brauche ich eine, um meine einzige Cousine zu sehen?“, entgegnete Silvia süßlich. „Ich habe dir kein Hochzeitsgeschenk geschickt. Was soll man auch jemandem schenken, der in jeder Hinsicht das große Los gezogen hat? Das hast du wirklich sehr clever eingefädelt!“
Silvia nahm auf einem der Sofas Platz, schlug die wohlgeformten Beine übereinander und fuhr fort: „Oder hat vielleicht diese alte Hexe das alles ausgeheckt – seine Großmutter zusammen mit ihrer Tochter, dieser schrecklichen Signora Luccino? Der Himmel weiß, dass die beiden Angelo seit Jahren eine Ehe aufzwingen wollten. Habe ich ihnen womöglich genau die Gelegenheit geliefert, die sie brauchten?“ Sie lachte bitter auf. „Was für eine Ironie!“
Ellie ging einen Schritt auf sie zu. „Wie konntest du das nur tun, Silvia?“
„Warum nicht?“ Silvias Augen blitzten auf. „Hat er sich wirklich eingebildet, er könnte mich einfach so fallen lassen? Niemand darf mich so behandeln! Ich wusste ja, wie wichtig ihm dieses Kreditgeschäft mit Zio Cesare war. Deshalb habe ich mich entschlossen, ihm eine kleine Lektion zu erteilen.“ Sie lächelte zynisch.
„Ich meine etwas anderes. Wie konntest du mich da hineinziehen?“, wandte Ellie ein. „Wie du bereits gesagt hast: Ich bin immerhin deine einzige Cousine.“
Silvia zuckte die Schultern. „Weil ich wusste, dass Angelo dich niemals attraktiv finden würde. Ich wollte sichergehen, dass er wie ein Narr dasteht und sich auch so fühlt, wenn er ausgerechnet mit dir im Turmzimmer erwischt wird.“
Tief gekränkt drehte Ellie sich um. „Du musst vollkommen verrückt sein.“
„Er hat mich leiden lassen. Deshalb wollte ich, dass er auch leidet“, entgegnete Silvia. „Er sollte erkennen, was er verloren hat, als er unsere Affäre beendete.“
„Die hätte doch sowieso nicht weitergehen können“, protestierte Ellie. „Was wäre passiert, wenn Ernesto alles herausgefunden hätte?“
Erneut zuckte Silvia mit den Schultern. „Er hätte sich von mir scheiden lassen, naturalmente. Dann wäre ich frei gewesen für Angelo – der sich inzwischen sicher jeden Tag wünscht, er hätte unser Glück nicht einfach so fortgeworfen.“
Glück? Dachte Ellie. Was für ein Art Glück konnte schon aus einer derart selbstsüchtigen Besessenheit erwachsen – oder daraus, dass man anderen Leid zufügte? „War das alles, was du mir sagen wolltest? Dann gehst du nämlich jetzt besser.“
„Viel lieber möchte ich deine Gastfreundschaft noch ein bisschen genießen und ein wenig mit dir plaudern – von Frau zu Frau.“ Silvia lachte spöttisch. „Ich brenne darauf zu erfahren, wie dir das Eheleben gefällt. Ist Angelo nicht die Erfüllung deiner einsamen Jungmädchenträume?“ Sie musterte Ellie kritisch. „Obwohl ich sagen muss, dass du nicht gerade ein Bild der Verzückung darstellst, mia cara .“
„Denk doch, was du willst“, erwiderte Ellie stolz. „Ich habe jedenfalls nicht die Absicht, mit dir über die Beziehung zu … meinem Mann zu sprechen.“ Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen. Sie war auf diese Konfrontation mit Silvia nicht vorbereitet. Zum Glück war Angelo in Rom
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