Verführ mich nur aus Liebe
gesucht.“
„Ich habe die Rolle deiner Ehefrau gespielt“, antwortete sie. „Und jetzt lasse ich den Wagen kommen und fahre nach Hause.“
„Ohne mir Bescheid zu sagen? Wie soll ich denn nach Vostranto zurückkommen?“
„Ich hätte dir natürlich eine Nachricht hinterlassen. Und ich dachte, du würdest die Nacht in Rom verbringen … wie so oft.“
„Aber doch nicht, wenn ich eine meiner seltenen Verabredungen mit dir habe, mia bella “, entgegnete er bedeutungsvoll.
„Tatsächlich? Dieses Mal wirst du mich entschuldigen müssen, fürchte ich. Ich bin nämlich zu dem Schluss gelangt, dass ich das nicht mehr kann. Und deshalb ziehe ich es vor, heute Nacht allein zu bleiben.“
„Und wenn ich das nicht akzeptiere?“
Herausfordernd schaute sie ihn an. „Dann wirst du wohl Gewalt anwenden müssen. Oder einfach hinnehmen, dass wir besser getrennte Wege gehen.“
„Ja“, gab er zu ihrer Überraschung zurück. „Vielleicht wäre das sicherer. Zumindest für heute Nacht. Dann halte ich dich nicht länger auf. Arrivederci, carissima .“
„Gute Nacht“, flüsterte Ellie und ging zur Tür hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie wollte nicht zusehen, wie er sich sofort auf die Suche nach Silvia machte. Das hätte sie nicht ertragen.
9. KAPITEL
Ellie erwachte aus tiefem Schlaf und brauchte einen Moment, um sich zurechtzufinden. Von draußen schien die Frühlingssonne hell ins Zimmer und beleuchtete weiße Wände und polierte Holzdielen. Warum war das Bett so viel schmaler als sonst? Warum war Donata nicht längst gekommen, um ihr den Morgenkaffee zu servieren?
Natürlich. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Sie hatte von Vostranto geträumt. Tatsächlich aber war sie in der Casa Bianca. Gestern war sie hierher nach Porto-Vecchio gefahren. Und sie würde nicht mehr zurückkehren.
Eine Woche war vergangen seit dem Wohltätigkeitsempfang in Rom. Sieben Tage und sieben Nächte ohne ein Wort von Angelo. „Getrennte Wege“, hatte sie ihm vorgeschlagen, und er hatte diesen Vorschlag offenbar angenommen. Auch er schien diese unselige Ehe beenden zu wollen, damit jeder wieder sein Leben aufnehmen konnte.
Sie hatte ihre Arbeit und würde sich in Rom eine kleine Wohnung suchen. In ihr altes Leben zurückkehren, endlich etwas Ruhe finden … und die vergangenen Monate als einen schlimmen, aber nicht unumkehrbaren Fehler betrachten.
Angelo mit Silvia zu sehen hatte sie endgültig wachgerüttelt. Anscheinend war er so verrückt nach ihr, dass er ihr einfach alles verzieh.
Sie selber würde wieder Ellie Blake sein und nicht mehr dieses künstliche Geschöpf Contessa Manzini. In dieser Rolle hatte sie sich nie wohlgefühlt – und ihre schöne Cousine würde sie sicher viel überzeugender ausfüllen. Angelo hatte die Expansion von Galantana mittlerweile vorangebracht, sodass er privat keine Rücksicht mehr nehmen musste.
Seine eigene Scheidung und die von Silvia würden vermutlich einen kleinen Skandal auslösen, der jedoch bestimmt schnell vergessen wäre. Ellie wollte ihm keine Steine in den Weg legen. Sie wollte seiner Großmutter, ihrer Patentante und dem Principe Damiano zeigen, dass eine Trennung die beste Lösung für diese Ehe war. Diese Ehe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war.
Letztlich war es für sie eine Frage des Stolzes gewesen, dass sie den Schlussstrich gezogen hatte. Darin bestärkt hatte sie außerdem die knappe E-Mail, die sie gestern früh von Angelo erhalten hatte. Er hatte angekündigt, dass er am Wochenende nach Vostranto kommen wollte. Dass es zwischen ihnen nicht so bleiben könnte und dass es Dinge geben würde, die sie dringend miteinander besprechen müssten. Ellie hatte die Nachricht mehrmals gelesen, bevor sie sie dann gelöscht hatte … Ihr war klar gewesen, dass sie es nicht ertragen hätte, diese Dinge zu hören.
Und schon gar nicht durfte irgendjemand – am wenigsten Angelo – erfahren, dass die Aussicht auf Silvias Triumph für sie wie ein Dolchstoß mitten ins Herz war. In diesem Augenblick hatte ihr Entschluss festgestanden. Sie hatte sofort ihre Sachen gepackt. Mit ihrem Laptop und einer Reisetasche war sie nach unten gekommen. Der besorgt dreinblickenden Assunta hatte sie lächelnd erklärt, dass sie sich zu einem Urlaub entschlossen hätte und ihre Rückkehr noch nicht genau feststehen würde. Die einzige Lüge.
Natürlich gab es nur einen Ort, an den sie gehen konnte. Die Casa Bianca war schon immer ihre Zuflucht gewesen. Dies
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