Verführ mich nur aus Liebe
„damit ich Poco später bei Ihnen vorbeibringen kann, nachdem wir uns erfrischt haben.“
„Das können Sie nicht machen!“
„Wer sollte mich daran hindern? Ich will es so“, verkündete er und kraulte Poco hinter den Ohren. „Und Poco scheint nichts dagegen zu haben.“
„Er ist nicht Ihr Hund!“
„Ihrer doch auch nicht. Und ich brauche jetzt einen Kaffee. Wenn Sie sich um Pocos Wohlergehen solche Sorgen machen, sollten Sie uns einfach begleiten.“
Ohne sich weiter um sie zu kümmern, ging er über den Strand zur Promenade. Ellie blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Auf keinen Fall wollte sie ihn auch nur in die Nähe der Casa Bianca lassen – egal, unter welchem Vorwand.
Kurz darauf saßen sie in dem Straßencafé bei Kaffee und Espresso. Ellies unerwünschter Begleiter teilte sich ein süßes Brötchen mit Poco und hatte für den Hund außerdem eine Schüssel Wasser bestellt.
„Tun Sie das, um mich zu bestrafen?“, fragte Ellie angespannt.
Er zog die Brauen hoch. „Wofür?“
Sie hielt seinem Blick trotzig stand. „Natürlich, weil ich Ihre Einladung zum Abendessen abgelehnt habe.“
„Ist der Kaffee hier so schlecht, dass er als Strafe zählt?“, erkundigte er sich amüsiert. „Das finde ich nicht.“
„Also, warum?“
„Oh, es ist ganz einfach. Vorgestern habe ich morgens ein Mädchen beobachtet, das völlig unbeschwert in den Wellen tanzte. Ich wollte herausfinden, was es so glücklich gemacht hat.“
Also hatte sie es sich doch nicht eingebildet: Sie war beobachtet worden. Nervös nippte sie an ihrem Kaffee. „Vielleicht … war es die Erkenntnis, dass ich nicht mehr unglücklich sein muss.“
„Und was hat Sie vorher so traurig gemacht?“
Sie wich seinem Blick aus. Ihr Herz pochte wie wild. „Ich … möchte nicht darüber sprechen.“
„Ah“, entgegnete er bedeutungsvoll. „Dann geht es um einen Mann?“
„Nein“, widersprach sie rasch. „Jedenfalls nicht so, wie Sie meinen.“
Das ist ein gefährliches Spiel, dachte sie besorgt. Sie sollte nicht hier sitzen und mit ihm reden. Sie sollte besser auf der Stelle aufstehen, Poco nehmen und gehen.
„Woher wissen Sie denn, was ich meine, signorina ?“
„Das weiß ich nicht. Ich kenne Sie doch gar nicht, signore. Ich weiß nichts über Sie. Und es ist mir lieber, wenn es so bleibt.“ Sie erhob sich. „Signora Alfredi fragt sich bestimmt schon, wo wir bleiben. Wenn Sie mich also entschuldigen würden …“
„Unter einer Bedingung.“ Er legte eine Hand auf ihren Arm. „Gehen Sie heute Abend mit mir essen.“
„Das ist ganz unmöglich. Und bitte, fassen Sie mich nicht an.“
Sofort zog er seine Hand zurück. „Wir müssen beide sowieso etwas essen. Treffen wir uns doch um neun in der Trattoria. Oder soll ich Sie zu Hause abholen?“
„Nein!“, wehrte sie entsetzt ab und atmete tief ein. „Außerdem wissen Sie gar nicht, wo ich wohne.“
„Das wäre nicht schwer herauszufinden“, gab er lächelnd zurück. „Ich glaube, Maria aus der Trattoria hat einen Sinn für Romantik.“
Romantik … ein gefährliches Wort. Ellie schüttelte heftig den Kopf. „Signore, Sie müssen eins verstehen: Zwischen uns kann es keine romantische Beziehung geben. Niemals.“
Durchdringend schaute er sie an. „Wie können Sie sich da so sicher sein, signorina ?“
Sie nahm den sich windenden Poco auf den Arm. „Weil ich verheiratet bin“, erwiderte sie schroff. „Und eine bittere Erfahrung reicht mir. Beantwortet das Ihre Frage? Jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe.“
Ohne sich noch einmal umzudrehen, lief sie mit Poco davon.
Den ganzen Tag konnte sich Ellie weder auf ihre Arbeit noch auf irgendetwas anderes konzentrieren. Am liebsten wollte sie erneut ihre Sachen packen, die Casa Bianca abschließen und wieder verschwinden. Aber wohin? Weder Vostranto noch der Palazzo Damiano kamen infrage … Außerdem hatte dieser Mann kein Recht, hier in ihre ganz persönliche Welt einzudringen und alles auf den Kopf zu stellen. Sich auf ihre Kosten zu amüsieren. Er sollte seine Designerkoffer nehmen und zu seinen Leuten zurückkehren!
Aber bis er das endlich tut, darf ich mich von ihm nicht zu einer Gefangenen in meinem eigenen Haus oder gar zu einem Flüchtling machen lassen, dachte Ellie trotzig. Deshalb würde sie am Abend in der Trattoria essen. Schließlich tat sie das immer, wenn sie in der Casa Bianca wohnte. Durch seine Anwesenheit würde sie sich davon nicht abhalten lassen … Allerdings würde es ihm
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