Verführ mich nur aus Liebe
unübersehbar teuer gekleidet. Und sündhaft sexy, was sich selbst in diesem überfüllten Raum bis zu ihr übertrug.
Aber nicht ihr Typ, wie sie aus bitterer Erfahrung gelernt hatte.
Wahrscheinlich wohnte er in dem großen weißen Hotel oben auf der Landzunge. Es war sehr elegant und teuer und hatte gerade erst zur Saison eröffnet. Zu ihrem Entsetzen stellte Ellie nun fest, dass er auf sie zukam.
O nein, dachte sie mit Herzklopfen. Das darf nicht wahr sein …
„ Buona sera, signorina .“ Er schenkte ihr sein gewinnendes Lächeln, das sich für sie beinahe wie eine körperliche Liebkosung anfühlte. „So wie es aussieht, sind wir beide heute Abend allein. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
„Nein! Ich meine … lieber nicht.“ Nervös nippte sie an ihrem Glas. Was spielte er da für ein Spiel? „Ich möchte lieber allein bleiben.“
Er zuckte die breiten Schultern. „Che peccato, wie schade! Ist es denkbar, dass Sie es sich bis zum Kaffee anders überlegen?“
„Ich fürchte, so lange bleibe ich nicht. Aber ich wünsche Ihnen einen guten Appetit“, erwiderte sie. Sie stieg auf das Spiel ein und versuchte zugleich, sich möglichst würdevoll aus der Affäre zu ziehen.
„Den werde ich ganz bestimmt haben. Aber in Ihrer Gesellschaft wäre es ein größeres Vergnügen gewesen.“
Wie überaus galant! Aber mich wickelt er damit nicht ein, dachte Ellie. Schließlich ging er wieder, und sie wandte sich erneut dem zarten Parmaschinken auf ihrem Teller zu. Sie glaubte, die Situation gut gemeistert zu haben – trotzdem war sie beunruhigt. Zu allem Überfluss befand sich der einzige freie Tisch genau in ihrer Nähe. Sie brauchte nur aufzuschauen, um ihn anzusehen. Und jedes Mal begegnete er ihrem Blick und betrachtete sie intensiv und nachdenklich.
Er hat kein Recht dazu, dachte sie wütend. Warum ist er nicht da geblieben, wo er hingehört?
Sie war fest entschlossen, sich keine Blöße zu geben. Ohne Eile aß sie zu Ende und bestellte sich sogar noch ein Dessert, bevor sie bezahlte und ging. Allerdings achtete sie streng darauf, jeden weiteren Blickkontakt zu vermeiden. Draußen wäre sie am liebsten losgerannt, ließ es dann jedoch bleiben. Gerade rechtzeitig wurde ihr bewusst, wie lächerlich das gewesen wäre.
Sie hatte ihm deutlich die kalte Schulter gezeigt. Sicherlich hatte er die Botschaft verstanden, dass er sich von ihr fernhalten sollte. Egal, was er mit seinem Auftritt beabsichtigt hatte: Ein Mann wie er hatte es nicht nötig, sich einer Frau aufzudrängen, die offensichtlich nichts von ihm wissen wollte. Mit etwas Glück würde er morgen bestimmt wieder verschwinden und in seine Welt zurückkehren.
Am folgenden Abend überlegte sie kurz, ob sie zu Hause essen sollte. Nein, mahnte sie sich energisch im Stillen. Sie durfte sich nicht von einem unerwünschten Eindringling, der hier gar nichts zu suchen hatte, aus ihrem Lieblingsrestaurant vertreiben lassen! Porto-Vecchio war ihre Zuflucht, die ihr niemand nehmen sollte.
Wie sich herausstellte, tauchte er auch gar nicht auf. Sie hatte sich ganz umsonst Sorgen gemacht. Dennoch blickte sie immer wieder nervös auf, sobald jemand die Trattoria betrat.
Du benimmst dich, als würdest du auf heißen Kohlen sitzen, dachte sie verächtlich. Bestimmt war er inzwischen längst wieder in seine aufregende Welt zurückgekehrt.
Ein Irrtum, wie sie am nächsten Morgen feststellte. Als sie mit Poco an den Strand ging, sah sie den ungebetenen Neuankömmling plötzlich auf sich zukommen. Er trug Shorts und ein Polohemd. Und sie bemerkte ein weiteres Mal, wie groß und athletisch er war.
„ Buongiorno “, begrüßte er sie freundlich und schaute zum Himmel hinauf. „Es soll später regnen. Denken Sie das auch?“
„Eher nicht“, antwortete Ellie betont einsilbig und wollte weitergehen. Aber Poco, der kleine Verräter, stürmte schwanzwedelnd auf den Fremden zu. Zu allem Überfluss legte er sich auf den Rücken und ließ sich genüsslich den Bauch kraulen.
„Zumindest Ihr Hund scheint mich zu mögen, signorina. Wie heißt er?“
„Poco. Aber er gehört mir nicht. Es ist der Hund meiner Nachbarin“, erwiderte Ellie abweisend.
Ihr Gegenüber richtete sich auf. Ohne Umschweife nahm er den kleinen Hund auf den Arm und erklärte: „Mein neuer Freund und ich gehen jetzt in das Café neben der Kirche. Möchten Sie nicht mitkommen?“
„Nein, selbstverständlich nicht!“
„Dann sollten Sie mir besser Ihre Adresse geben“, erwiderte er ungerührt,
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