Verführ mich undercover!
Tag und sieben Tage die Woche da draußen , kleine Schwester“, unterbrach er sie. Mit einer weit ausholenden Geste fügte er hinzu: „Damit bezahle ich all das hier, nur zu deiner Information.“
Stephanie reckte ihre niedliche Stupsnase in die Luft. „Das Ryder Equestrian Center hat im letzten Jahr eine Million Dollar eingebracht.“
Jared lachte schnaubend. „Und vier Millionen hast du dafür ausgegeben!“
„Dafür hat der Konzern es oft genug für Werbezwecke benutzt, um sein Image aufzupolieren. So etwas ist unbezahlbar!“
„Das hast du vor dem Spiegel geübt, stimmt’s?“, gab er vergnügt zurück.
„Bruderherz, du solltest endlich heiraten.“
„Bist du nicht ein bisschen zu alt, um dir eine Mutterfigur zu wünschen?“
„Eher eine Schwester. Ich hoffe, du heiratest eine lustige junge Frau. Die Pferde mag“, fügte sie zur Sicherheit hinzu und trieb ihre Stute an.
Jared schüttelte den Kopf. Die Enthüllung seines Großvaters auf dem Sterbebett, die Medien und die Befürchtungen seines Steuerberaters, dass Ryder International zu schnell expandierte, beanspruchten Jareds ganze Energie. Für eine Liebesaffäre fehlten ihm einfach Zeit und Kraft.
Als er Stephanie durch die offene Tür in einen Stall folgte, überlief ihn plötzlich ein elektrisierendes Prickeln. Abrupt drehte er sich um und begegnete dem Blick einer blonden, grünäugigen Schönheit, die mitten im Haupttor stand. Sie trug Jeans und eine blütenweiße Bluse. Mit beiden Händen hielt sie eine Mistgabel umklammert.
Schnell wandte sie den Blick ab, doch die Alarmglocken in seinem Innern schrillten bereits.
Was war das?
Er betrachtete sie genauer.
Make-up. Zwar sehr dezent, aber sie trug welches. Und er hätte gewettet, dass die blonden Strähnchen nicht die Sonne, sondern der Friseur in ihr Haar gezaubert hatte. Ihre Hemdbluse war sorgfältig gebügelt, und die Hände, die die Mistgabel hielten, wirkten weich wie die einer typischen Städterin. Sie trug keine Handschuhe.
„Wer ist das?“, fragte er seine Schwester.
Stephanie drehte sich um und folgte seinem Blick. „Warum? Findest du sie hübsch?“
Die Frau sah fantastisch aus. Aber darum ging es nicht.
„Ich glaube, sie ist eine blutige Anfängerin.“
„Sie heißt Melissa … irgendwie. Webster, wenn mich nicht alles täuscht. Soll ich dich vorstellen?“ Wieder lag dieses mutwillige Glitzern in Stephanies Augen.
„Lass das“, befahl Jared barsch.
Was seine Schwester nicht weiter beeindruckte. Sie hörte nicht auf zu grinsen.
„Du sollst erfahrene Mitarbeiter einstellen. Wir verpulvern hier schon genug Geld.“
„Na ja, sie brauchte einen Job“, erklärte Stephanie. „Sie kommt übrigens aus Indiana.“
Jared schaute zu, wie die Frau ungeschickt einen Haufen Pferdemist vom Bretterboden in eine Schubkarre schaufelte. „Ach, und wenn sie eine Million Dollar bräuchte, würdest du ihr die wohl auch geben?“
„Sie hat aber nicht nach einer Million Dollar gefragt. Sie will nach Seattle. Und braucht Geld für das Busticket.“
„Stellst du jetzt schon Durchreisende ein?“
„Nun komm mal wieder runter! Sie mistet doch nur unsere Ställe aus und unterschreibt keine Firmenschecks!“
„Über Unterschlagung mache ich mir keine Sorgen, eher über die Kosteneffizienz.“
Irgendetwas stimmte hier nicht. Welche Frau, die sich die Nägel lackierte, arbeitete im Stall, um ein Busticket bezahlen zu können?
Vielleicht ist sie vor etwas auf der Flucht, überlegte er. Oder vor jemandem . Einem Exfreund? Der wütenden Ehefrau eines Lovers? Hoffentlich nicht vor dem FBI …
Aufmerksam betrachtete er ihr fein geschnittenes Profil. Wie eine Kriminelle sah sie nicht aus. Jetzt nahm sie den nächsten Misthaufen in Angriff, und ihre zarten Hände rutschten über den hölzernen Griff der Forke.
„Sie wird Blasen an den Fingern bekommen“, stellte Jared nüchtern fest.
„Willst du ihr ein Paar Handschuhe spendieren?“
„Jedenfalls sollte sie welche tragen.“ Wenn sie ihr schon einen Job gaben, würden sie auch dafür sorgen müssen, dass sie sich nicht verletzte.
„Hey, Melissa!“, rief Stephanie.
Die Frau blickte auf.
„Hol dir Handschuhe aus dem Lagerraum.“
Verwundert betrachtete sie ihre Hände.
„Sie hat wirklich keine Ahnung“, erklärte Jared in einer ungewohnten Anwandlung von Mitgefühl. Vielleicht lief sie tatsächlich vor einem wütenden Ex davon. Schnell verbot er sich diese Gedanken. Es ging ihn nichts an.
„Bist du sicher , dass
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