Verführe niemals Deinen Mann
Wurm.“
„Er hat dich geküsst.“ Travis sprach diese Wort leise, kaum hörbar, und für Sekundenbruchteile sah Julie in seinen Augen ein Gefühl aufblitzen, das sie noch nie bei Travis gesehen hatte. Doch ebenso schnell, wie es erschienen war, verschwand es auch wieder.
Was war das gewesen? Was empfand er? Wirklich nur Wut? Oder war da noch etwas anderes, etwas Tieferes?
„Für einen Wurm bewegt er sich allerdings ziemlich schnell“, bemerkte sie.
Travis ging auf sie zu, strich ihr einige Haare aus dem Gesicht und legte ihr sanft die Hand in den Nacken. „Zu sehen, wie er dich berührt hat … das hat mir überhaupt nicht gepasst.“
Ihr Herz schlug schneller, und plötzlich schien ihr das Blut heiß durch die Adern zu pulsieren. Eine Berührung dieses Mannes, und sie schmolz dahin wie Butter auf der heißen Herdplatte. „Glaub mir, mir hat es ebenso wenig gepasst.“
„Ich möchte es so gerne“, sagte er.
„Äh, was?“ Verflixt, wenn er sie anfasste, konnte sie kaum noch klar denken.
„Dir glauben. Ich möchte dir so gerne glauben und dir vertrauen, Julie.“
Sie sah in seine Augen und spürte plötzlich eine innige Verbindung, die trotz allem zwischen ihnen bestand. Ob er das auch so empfand? Ob er sich ebenso nach ihrer Berührung verzehrte wie sie sich nach der seinen? Geriet seine Haut in Flammen, wenn sie ihn streichelte? Fühlte er mehr, als er erwartet und gewollt hatte?
Konnte er in ihren Augen sehen, dass sie ihn liebte?
Sie liebte ihn.
Ihr wurde ganz schwindelig, als diese Erkenntnis in sie eindrang. Ja, sie hatte ihn fast von Anfang an geliebt, das wurde ihr jetzt klar. Aber was hieß schon „fast“? Vielleicht hatte sie ihn immer geliebt und es nur nicht wahrhaben wollen, es in ihrem Inneren vor sich selbst verborgen. Was sie jedenfalls ganz genau wusste: Seit ihrer Hochzeitsnacht gehörte ihr Herz ihm.
Wenn er es nur wollte.
„Du kannst mir vertrauen, Travis.“
Er lächelte, fast unmerklich, aber es reichte aus, um ganz kurz die Düsternis aus seinen Augen zu vertreiben. Dann strich er ihr mit den Fingerspitzen über die Wange und ließ seine Hand auf ihrer nackten Schulter ruhen. Haut auf Haut. Hitze stieg auf, Elektrizität entstand. Sie wollte ihn, jetzt und auf der Stelle. Wollte ihn auf sich spüren. Wollte, dass ihre Körper eins wurden. Wollte die überwältigenden Gefühle genießen, die nur Travis ihr schenken konnte.
Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Und auch nicht der richtige Ort. Schon in seiner Berührung spürte sie eine gewisse Reserviertheit. Als ob er bewusst eine gewisse Distanz aufrechterhalten wollte.
„Ich … ich bin ein Mensch, der nicht so leicht vertrauen kann, Julie.“
„Du musst es versuchen, Travis“, drängte sie. „Du kennst mich doch schon fast mein ganzes Leben lang. Und ich glaube, tief in deinem Inneren weißt du auch, dass ich dich nicht betrogen habe. Ich stecke nicht mit Jean Claude unter einer Decke.“ Sie ergriff seine Hand. „Ich bin die, die ich schon immer war.“
Er lächelte wieder, sanft, verführerisch. „Und wer ist das?“
„Julie“, gab sie lächelnd zurück. „Nur Julie.“
In der Ferne hörte man plötzlich Geräusche. Autotüren schlugen zu, der Motor eines Busses heulte, Stimmen, Lachen.
„Unsere Gäste kommen“, bemerkte er und wandte sich ab.
„Travis …“ Er entzog sich ihr. Dabei war er ihr eben noch so nahe gewesen. So verlockend nahe, dass sie schon gedacht hatte, er würde sie küssen. Ihr sagen, dass er ihr vertraute. Dass er ihr glaubte.
Aber dieser wunderbare Moment war vorbei. Sein Blick verfinsterte sich wieder. Das Licht aus seinen Augen war verschwunden.
Die Stimmen kamen näher, gleich würden die Gäste hier sein. „Travis“, beteuerte sie leise und verzweifelt, „ich würde dich niemals betrügen.“
Er sah sie an, als müsste er erst herausfinden, wer sie wirklich war. Aber wusste er das nicht schon lange? Offenbar nicht.
„Übrigens“, sagte Travis, „du siehst heute umwerfend aus.“
Als er sie jetzt so ansah, ihr dunkelrotes Haar, ihre grünen Augen, die so unschuldig dreinblickten, ihren üppigen Mund, überkam ihn unbändiges Verlangen. Und er fragte sich, wer oder was ihn eigentlich steuerte. Sein Hirn oder seine Hormone?
Sie trug ein dunkelgelbes Kleid, das lediglich von einem Träger gehalten wurde. Der Saum endete gerade eben über ihrem Knie. Er hatte ihr vor einer Stunde beim Ankleiden zugesehen und sich nichts mehr gewünscht, als mit
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