Verfuehre niemals einen Highlander
jedenfalls würden lernen können.
Und nur das war wichtig. Sie fühlte sich sehr zufrieden, hatte trotz seiner Reaktion das Gefühl, gute Arbeit getan zu haben. Vielleicht würden die Bürger von Dunross ihres Vaters Großzügigkeit schätzen, selbst wenn ihr Laird es nicht konnte.
Und dass sie gedacht hatte, er werde sie küssen, nun … es war wohl nur Einbildung gewesen. Wahrscheinlicher war, dass er sie zum Teufel schicken wollte, dann aber dem Wohl seiner Leute Vorrang gegeben hatte.
Zwei Tage später stäubte feiner Regen wie Nebel über das hügelige Land. Fast schien es, als ob die tiefhängenden Wolken sich im Heidekraut verfangen hätten und sich nicht mehr losreißen konnten. Kein Gedanke daran, sich im Freien aufzuhalten, nicht einmal mit der Kutsche, daher hatte Selina es sich auf dem Sofa im Salon gemütlich gemacht und vertrieb sich die Zeit bis zum Supper mit einem Buch.
Die Tür flog auf und Chrissie kam leichtfüßig herein. „Du wirst nie erraten, wer hier ist!“
„Wer denn?“ Selina ließ das Buch sinken.
„Lieutenant Dunstan.“
„Will er mich sprechen?“ Unwillkürlich sank ihr das Herz. So bald hatte sie nicht mit ihm gerechnet. Aber je eher, desto besser, oder?
„Er ist mit deinem Vater im Arbeitszimmer.“ Chrissie verschränkte ihre Finger. „Bestimmt will er um deine Hand anhalten.“
Eine gute Nachricht – aber warum verspürte sie dann etwas wie Panik? Sie wollte es doch. Schließlich hatte sie es doch darauf angelegt. Ein neuer Anfang nach ihrem Unfall. „Schickt Vater nach mir?“
Chrissie runzelte die Stirn. „Nein, aber gewiss wird er dich rufen, wenn sie das Geschäftliche erledigt haben.“
Chrissie war auf diese Heirat genauso eifrig bedacht wie Selina selbst. Nicht dass sie etwas gesagt hätte, doch hier und da gab es zwischen ihnen bezüglich der Haushaltsführung Differenzen. Bis Vater ihr schließlich klipp und klar sagte, dass das nun nicht mehr ihre Sache sei.
Eine schmerzliche Wahrheit.
Sie legte das Buch fort, erhob sich, fuhr sich kurz übers Haar und strich sich die Röcke glatt. Kritisch betrachtete sie den blassgrünen Musselin. „Meinst du, ich sollte mich umziehen?“
„Du siehst reizend aus. Wie immer“, entgegnete Chrissie lächelnd.
„Danke.“ Vor ihrem Unfall hatte sie ihr Aussehen als selbstverständlich betrachtet. In letzter Zeit jedoch fühlte sie sich manchmal unsicher. Sie atmete tief durch, dann ging sie los, bemüht, gleichmäßige Schritte zu machen.
Der Vorraum zum Arbeitszimmer war leer, also war Mr Brunelle, der Sekretär ihres Vaters, wohl bei ihm, machte sich vermutlich Anmerkungen und notierte die Bedingungen der Mitgift. Sollte sie anklopfen und eintreten oder warten, bis die Herren herauskamen?
Während sie noch zögerte, öffnete sich die Tür. Rasch setzte sie ein Lächeln auf.
„Lady Selina!“ Der Lieutenant klang überrascht.
Sie schaute zu ihrem Vater.
„Wolltest du etwas, Tochter?“, fragte er stirnrunzelnd.
Verflixt! Anscheinend wurde sie nicht erwartet oder nicht erwünscht, was bedeutete, dass es hier gar nicht um ein Verlöbnis gegangen war. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie, noch während ihr bewusst wurde, dass die Männer auf eine Erklärung ihrerseits warteten.
Röte schoss ihr in die Wangen. Ihre Gedanken überschlugen sich. „Ich hörte, dass Lieutenant Dunstan hier ist und wollte ihn willkommen heißen.“ Hoffentlich klang das nicht zu lahm. „Und ihn fragen, ob er mit Lady Albright und mir den Tee nehmen möchte.“
Dunstans Miene erhellte sich. „Sehr gütig, Lady Selina, wirklich. Nur, fürchte ich, kann ich die Gelegenheit nicht nutzen. Ich habe in der Nachbarschaft dringende Geschäfte und kam, um mit ihrem Vater als dem Magistrat darüber zu sprechen.“
„Unannehmlichkeiten?“, fragte sie.
„Selina“, mahnte ihr Vater.
„Schmuggler“, erklärte Dunstan im gleichen Moment.
„Ach, du meine Güte, gibt es wahrhaftig solche Schurken in der Gegend?“ Sie fuhr sich mit der Hand an die Kehle und keuchte auf. Dabei schenkte sie Dunstan einen Blick, der ihm sagte, für wie heldenhaft sie ihn hielt.
„Kein Sorge, Lady Selina, mein Regiment wird die Schurken nicht entkommen lassen. Sie haben nichts zu befürchten.“ Ob seines väterlich-bevormundenden Tons biss sie die Zähne zusammen. Aber er bemühte sich ja nur, die zarte weibliche Natur, die sie zur Schau gestellt hatte, zu beruhigen. Es gab nichts an seinem Verhalten auszusetzen.
Sie klapperte mit
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