Verfuehre niemals einen Highlander
ausdruckslos.
Tearny grinste. „Aye. Aber fragen Sie ihn nur, Laird. Sie werden feststellen, dass sein Vater wusste, was er vorhatte. Hat ihn noch ermutigt. Der sollte eigentlich hier stehen.“
„Nein!“, rief der Junge. „Papa hat nicht …“ Er schaute zu Ian, lief rot an und presste die Lippen fest aufeinander.
„Aber geschlagen haben Sie den Jungen?“, fragte Ian milde.
„Er gab Widerworte, hat mich getreten. Dann wollte er auch noch wegrennen.“
Ian nickte. „Mr Tearny, wenn erwachsene Männer Knaben schlagen, kann ich das nicht billigen.“
Tearny ballte die Hände. „Sehr wohl, Laird. Ich werde es mir merken.“
„In der Tat billige ich keine Ihrer Methoden. Ich denke, es ist an der Zeit, dass Dunross auf Ihre Dienste verzichtet. Suchen Sie mich in einer Stunde in meiner Amtsstube auf, dann werden wir abrechnen. Jetzt können Sie gehen.“
Tearny lief dunkelrot an. Er öffnete und schloss den Mund, wie um etwas zu sagen, schwieg aber doch lieber und nickte abrupt. „Wie Sie wünschen.“ Wütend sah er den Jungen an. „Lass dir eines sagen, mein Junge. Lord Carrick wird solche Übergriffe nicht dulden. Also verirr dich besser nicht auf sein Land.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz herum und marschierte hinaus.
Hinter seinem Rücken machte der Junge breit grinsend eine rüde Geste.
„Das reicht!“, mahnte Ian grimmig. „Warum gehst du nicht zur Schule in der alten Scheune?“
Der Junge zuckte mit den Schultern. „Ich bin zu alt, um in die Schule zu gehen.“
„Kein Mann ist je zu alt zum Lernen. Als Strafe dafür, dass du ohne Erlaubnis auf meinem Land Karnickel gefangen hast, wirst du jeden Nachmittag, nachdem du alle deine heimischen Pflichten erledigt hast, den Unterricht besuchen. Und nun schaff die Karnickel da nach Hause.“
Sichtbar erleichtert nickte der Junge. „Jawohl, Laird.“ Er nahm die schlaffen Kadaver auf und rannte zur Tür.
„Ah, McKinly!“
Der Junge blieb stehen und sah sich ängstlich um.
„Nicht mehr als zwei Karnickel, zweimal im Monat, hörst du? Und das gilt für jeden hier, oder es gibt bald keine mehr von hier bis Edinburgh.“
Das Bürschchen strahlte kurz auf und flitzte dann aus der Tür.
Ian stieß einen tiefen Seufzer aus und verließ die Halle. Nun musste er sich mit seiner zornigen Frau befassen. Es machte ihn ein wenig krank, dass sie so schlecht über ihn urteilte, dass sie tatsächlich glaubte, er würde dem Jungen Schlimmes antun.
Draußen im Hof schlug ihm der Regen ins Gesicht. Angus, der mit einem der Stallknechte sprach, winkte ihm und wies mit einer Geste zum Stall. Schweren Herzens ging er hinein. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, dann entdeckte er Selina bei ihrem Wallach in der Box. Mit gleichmäßigen Bürstenstrichen striegelte sie sein glänzendes Fell. Was würde er dafür geben, von ihr derart beachtet zu werden?
Als sie seine Schritte hörte, schaute sie sich um, erkannte ihn, runzelte die Stirn und wandte sich wieder ab und ihrer Aufgabe zu.
„Was hast du vor?“, fragte er und bemerkte sofort seinen scharfen Tonfall, obwohl er sich doch bemühte, leichtherzig zu klingen.
„Ich dachte, ich könnte einen Ausritt machen.“
„Und wann gedachtest du, mich um meine Begleitung zu bitten?“
In aller Ruhe striegelte sie das Pferd weiter. „Ich wollte Angus fragen.“
Ein weiterer Schlag für seinen Stolz. Natürlich würde sie eher mit seinem Verwalter ausreiten als mit ihm.
„Und wohin willst du? Zufällig zu McKinlys Kate?“ Nun strengte er sich gar nicht erst an, seine Bitternis zu verbergen.
„Mag sein.“
„Und was willst du da?“
„Ihm sagen, dass sein Sohn hier ist. Dass er herkommen und … und … und Fürsprache für ihn einlegen soll. Ihn retten soll … hast du nicht gesehen, dass der Junge vor Angst fast besinnungslos war?“
„Du bist fortgerannt, ehe ich mit ihm fertig war.“ Dass sie ihm mangelnden Sinn für Gerechtigkeit unterstellte, nagte immer noch an ihm.
„Ich dachte, ich sollte besser sofort seinem Vater Bescheid sagen.“
„Und warum bist du dann noch hier?“
Erregt wirbelte sie herum und funkelte ihn böse an. „Weil Angus mich nicht gehen ließ ohne deine Erlaubnis. Anscheinend bin ich eine Gefangene.“
Tränen stiegen ihr in die Augen, und er kam sich wie ein Tyrann vor. „Es geht um deine Sicherheit, das habe ich dir doch erklärt.“ Er stöhnte ungeduldig. Eigentlich hatte er vorgehabt, sie in dem Glauben zu
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