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Verfuehre niemals einen Highlander

Verfuehre niemals einen Highlander

Titel: Verfuehre niemals einen Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Lethbridge
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seine Wachen und die Dienerschaft der Burg benutzt worden. Immer noch gab es die erhöhte Plattform im Hintergrund der Halle, auf der in alten Zeiten der Lord und die Lady der Burg ihre Mahlzeiten eingenommen hatten. Nun diente sie vorwiegend der Vorratshaltung.
    Wenn ihr Vater hier weilte, hatte er dort oben seine Pflichten als Friedensrichter ausgeübt. Anscheinend hielt Ian es genauso.
    In der Mitte der Plattform standen ein Tisch und dahinter ein Stuhl, auf dem Ian schon Platz genommen hatte, als Selina hinter ihm an den Stufen anlangte. Sie blieb dort im dämmrigen Licht stehen. Still. Beobachtend. Zum ersten Mal sah sie ihn in seiner Rolle als Laird. Er schaute ernst drein, vielleicht sogar harsch, wenn das Licht eines hochgelegenen Fensters sein Gesicht in einen Schatten legte.
    Tearny stand vor ihm und hielt den Arm eines jungen Burschen fest umklammert. Vor ihm am Boden lagen zwei Karnickel. Trotzig schob sich der Junge das rotbraune Haar von den grünen Augen fort. Er hatte einen großen roten Fleck im Gesicht, als hätte ihm kürzlich jemand einen Faustschlag versetzt. Irgendwie kam der Junge Selina bekannt vor, wenn sie auch nicht glaubte, ihn schon einmal getroffen zu haben.
    „Nun, Tearny?“, sagte Ian ausdruckslos. Seltsam, dass beide, Schotten und Iren, Gälisch sprachen und sich dennoch in ihrem heimischen Dialekt nicht verstanden. Daher mussten sie auf das Englische zurückgreifen.
    „Hab den jungen McKinly beim Wildern erwischt, Laird.“ Man hörte deutlich Tearnys irischen Akzent.
    McKinly. Selina unterdrückte ein Keuchen. Das musste der ältere Junge sein, den sie nicht kennengelernt hatte. Darum schien er ihr so bekannt. Er ähnelte Marie Flora.
    Der Verwalter stieß die Karnickel mit dem Fuß an. „Er leugnet es nicht.“
    „Auf wessen Land haben Sie ihn erwischt?“, wollte Ian wissen.
    Was spielte das für eine Rolle? Kein Mensch interessierte sich für ein paar Karnickel.
    „Hab ihn auf Ihrem Land erwischt, Laird; aber er kann sie genauso auf Carricks Seite gefangen haben. Er will’s nicht sagen.“
    Carricks Land grenzte im Süden an ihres.
    Stirnrunzelnd sah Ian den Burschen an. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“
    „Mein kleiner Bruder war krank. Grannie McDonald sagt, er braucht Fleischbrühe, damit er wieder auf die Beine kommt.“ Er funkelte Tearny an. „Ich hab nicht mehr gefangen, als was wir für einen Eintopf brauchen.“
    „Wer hat dich geschlagen?“, fragte Selina und sog scharf die Luft ein, als sich aller Augen ihr zuwandten. Doch sie hielt stand, obwohl Ian sie düster anschaute.
    Er wies auf einen Hocker neben seinem Stuhl. „Mylady, Sie mögen der Verhandlung folgen, doch bitte unterbrechen Sie uns nicht.“
    Sie errötete, erklomm jedoch aufrecht, die Schultern gestrafft, die Stufen zur Plattform und setzte sich.
    „Wer hat dich geschlagen?“, wiederholte Ian sanft die Frage.
    „Das war ich“, sagte Tearny, ehe der Junge antworten konnte. „Er hat mich vors Schienbein getreten … wollte entwischen. Er wusste, dass er was Falsches getan hatte.“
    „Sie haben mich vorher geschlagen!“, murrte der Junge.
    Ian musterte die Karnickel. „Wenn Sie die auf meinem Land entdeckt haben, müssen wir annehmen, dass sie mir gehören. Außer Sie können etwas anderes beweisen?“
    Der Ire schüttelte den Kopf. „Es ist egal, wo sie her sind. Er hat sie gestohlen. Wenn er Karnickel will, soll er sie auf dem Gemeindeland fangen.“
    „Auf dem Gemeindeland gibt es überhaupt keine Karnickel“, sagte der Junge.
    Tearny sah ihn giftig an. Zu Ian gewandt knurrte er: „Das nenne ich Dankbarkeit! Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass es nicht gut tut, denen Land zum Grasen für ihr Vieh zu geben? Sie wollen immer nur noch mehr.“
    Ian kniff die Augen zusammen. „Junger Mann, Wildern ist ein ernstes Vergehen.“
    Bei seinem strengen Ton keuchte Selina unwillkürlich auf. „Es sind nur zwei Karnickel!“, warf sie ein.
    Ian schenkte ihr einen strengen Blick.
    „Aber so ist es doch“, wandte sie ein. „Ein paar weniger könnten nicht schaden. Überall machen sie Löcher.“
    „Anscheinend hat meine Gemahlin für Karnickellöcher nichts übrig, Tearny“, sagte Ian trocken.
    Selina war die Spitze nicht entgangen. Bezog er sich darauf, dass sie sich einst den Knöchel verstaucht hatte, als sie in eines der Löcher getreten war? Damals hatte er sie zum ersten Mal geküsst. Ihr stieg die Röte ins Gesicht. Ohne diesen Karnickelbau hätten sie vermutlich

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