Verfuehre niemals einen Highlander
schwieriger wurde es, als ob sie sich desto weiter voneinander entfernten, je näher sie dem Wagen kamen.
Die Kluft zwischen ihnen war immer zu breit gewesen, um sie überwinden zu können, auch damals schon, als sie noch jünger waren.
Als Selina dann auf ihrem Sitz saß, ließ sie das Fenster herab. Er gab sich der Vorstellung hin, dass auch ihr der Abschied schwerfiel.
„Ich wünsche dir wirklich alles Gute, Ian“, sagte sie sanft. „Ich wünschte, es wäre alles anders gewesen.“
Während der letzten Wochen hatte er sehen können, wie ihr Lächeln immer künstlicher strahlte und ihr Lachen immer spröder klang. Und wenn es Dunstan war, den sie wollte, so musste er die Angelegenheit in Ordnung bringen. Unbedingt. Ganz egal, wie es ihm dabei ging.
Als er sie nun anschaute, die Rußflecke auf ihren Wangen, das wild zerzauste dunkle Haar, das sich um ihr herzförmiges Gesicht kräuselte, fand er nicht, dass sie hier in den rauen Highlands fehl am Platze wirkte. Nur hatte er sie seinem Clan zuliebe zu dieser Heirat verleitet. Er stand in ihrer Schuld, tiefer, als er ihr es je vergelten könnte, doch so sehr er auch hoffte, dass sie ihn nicht verließ, stärker noch wünschte er, sie glücklich zu wissen. Da er die Vergangenheit nicht ändern konnte, musste er es ihr überlassen zu wählen, wie sie in Zukunft leben wollte. Dieses Geschenk musste er ihr machen.
Ihm wurde die Brust eng. Zu sehr schmerzte es, sie zu verlieren. Doch sie verdiente Besseres als einen armen, unvermögenden Laird. Sie sollte unter Ihresgleichen glänzen. Dort Liebe finden. Mit zärtlicher Wehmut rieb er über einen Schmutzfleck auf ihrer Wange. „Du siehst aus, als hättest du die Hölle durchquert.“
Ihr Lächeln war scharf wie eine Klinge. „Beim nächsten Pferdewechsel mache ich mich frisch.“
Offensichtlich konnte sie nicht schnell genug fortkommen.
Und es war allein seine Schuld. In jener Nacht, als sie ihm die Warnung vor den Zöllnern brachte, hätte er seine Entscheidungen nicht von seiner Schwäche für sie beeinflussen lassen dürfen. Er hätte sie nach Dunross Keep zurückbringen und auf ihr Schweigen vertrauen sollen.
„Wann immer du magst, wirst du in meinem Haus willkommen sein“, sagte er. Seine Stimme klang heiser. Hoffentlich klang er nicht so kläglich, wie er sich fühlte.
Sie suchte seinen Blick. „Ich danke dir.“
Mühsam kämpfte er gegen den Drang, sie aus dem Wagen zu zerren und zu küssen, bis sie nie wieder fortgehen wollte, gegen den Drang, sie zu verführen, bis sie vergaß, dass er sie hintergangen hatte. Ehrlich war immer nur ihre Leidenschaft gewesen. Doch die dauerte stets nur bis zum Morgen, und im kalten Licht des Tages hatte er sich jedes Mal wieder der Wahrheit stellen müssen.
Dass er sie unglücklich machte.
Er umfing ihre kleine Hand, die sie ihm durchs Fenster entgegenstreckte, und fand sie eiskalt. Sie war so zerbrechlich, so zierlich und so unglaublich stark.
„Geht es dann los, Herr?“, rief der Kutscher von seinem Bock.
„Einen Augenblick noch“, befahl er, als sie schon ihre Hand zurückziehen wollte. Eines musste er ihr noch sagen, ihr noch ein Geschenk mitgeben, auch wenn es ihn zerriss. Tief atmete er ein. „Ich muss dir noch etwas sagen.“
Sie hob eine Braue.
Sah er da Hoffnung in ihren Augen? Hoffnung auf was? Er verdrängte den Gedanken. Hoffnung hatte keinen Platz bei dem, was er zu sagen hatte. „Es tut mir leid, dass ich dich verleitete, mich zu heiraten. Die Eheschließung stand auf … auf ziemlich wackligen Beinen, selbst für schottische Verhältnisse. Wir hätten sie vielleicht wirklich annullieren lassen können.“
Sie keuchte auf. Sichtlich empört.
„Ich weiß.“ Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Ob wir damit durchkommen, weiß ich nicht. Aber eine Scheidung wäre bestimmt nicht völlig ausgeschlossen …“
Unter dem Schmutz war sie erbleicht. „Das hast du bisher verschwiegen.“
„Nein.“ Weil er immer noch gehofft hatte, sie werde bleiben. Aber natürlich hatte er nur an sich selbst gedacht. „Ich werde so bald wie möglich mit einem Anwalt sprechen, dann wirst du von mir hören.“
Als sie ihm direkt in die Augen schaute, glaubte er Bedauern in ihrem Blick zu lesen. Das kam unerwartet. Gab es doch Grund zur Hoffnung?
„Ich verstehe“, antwortete sie kühl. „Es wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn du mich an dem Tag hättest gehen lassen, als mein Vater abreiste.“
Noch nie hatte sie so kalt geklungen. Und nun
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