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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dachte, wurde ihr jetzt noch kalt vor Angst.
    »Damit du verstehst, wie so etwas möglich ist, muss ich dir von mir und meinen Brüdern erzählen. Schon als wir jung waren, noch keine zweihundert Jahre alt, wussten wir, dass wir uns von anderen karpatianischen Männern unterscheiden. Wir hinterfragten jede Regel, stießen an jede Grenze. Wir waren sehr überzeugt von unserer Macht und unserer Stärke, und wenn uns der Prinz Befehle erteilte, befolgten wir sie zwar, aber nicht, ohne sie infrage zu stellen. Zacarias war unser anerkannter Anführer, noch vor unserem Prinzen.«
    »Ihr wart also die schlimmen Jungs der Gemeinde.« »Mehr als das. Wir waren wütend über die Einschränkungen, die unserer Art auferlegt sind. Unsere engsten Freunde waren die Malinov-Brüder. Sie trieben es genauso schlimm wie wir, liebten den Kampf und die Herausforderung. Wir führten lange Diskussionen darüber, ob unsere Spezies nicht die Welt beherrschen sollte. Wir wussten, dass wir die Macht dazu hatten, und es kam uns falsch vor, dass unser Prinz unsere Kräfte geheim halten wollte. Je stärker wir wurden, während wir unser Können als Krieger verfeinerten und gegen Vampire kämpften, desto enger wuchsen wir zusammen und desto mehr stellten wir die Autorität unserer Führung infrage. Wir sprachen sogar darüber, die Familie Dubrinsky zu stürzen und die Herrschaft an uns zu reißen.«
    Colby, die auf einmal weiche Knie hatte, sank in einen Sessel. Bis jetzt flößte ihr nichts von dem, was er gesagt hatte, Vertrauen zu ihm und einer Beziehung zu ihm ein. »Ihr hattet wirklich vor, euren Fürsten zu stürzen?«
    »Es war eher eine Gedankenspielerei, die sich über einen langen Zeitraum hinzog, und keiner von uns dachte ernsthaft daran. In der Nacht, als unser Prinz uns aus unserer Heimat schickte und uns damit die Chance nahm, jemals eine Gefährtin des Lebens zu finden – das glaubten wir damals jedenfalls –, sprachen wir darüber, zu Vampiren zu werden. Wir überlegten, ob wir stark genug wären, um zu verhindern, uns gegenseitig zu bekämpfen, wie es Vampire nun mal machen. Wir redeten davon, uns zu trennen und Gleichgesinnte zu rekrutieren, dabei aber denselben Codenamen zu benutzen. Auf diese Weise hätte es so ausgesehen, als ob ein und dieselbe Person an mehreren Orten gleichzeitig wäre.«
    Colby dachte an das grauenhafte Monster, das Paul vor sich gehalten hatte wie einen Schild, das seine Zähne tief in ihren Bruder geschlagen hatte, an die Mutanten, die um den Vampir herumgeschwirrt waren. Sie legte eine Hand auf ihren Magen. »Wann kommt der Teil, wo ich wieder etwas verstehe?«
    »Ich versuche dir nur zu erklären, dass wir vom Wesen her dunkler, animalischer und raubtierhafter als viele Karpatianer waren. Nur der Tatsache, dass meine Brüder und ich immer zusammengeblieben sind, ist es zu verdanken, dass wir einen Pakt geschlossen und ihn auch eingehalten haben. Wir diskutierten alles gründlich durch, doch letzten Endes lief es auf eines hinaus: Ehre. Wir wollten nicht ohne Ehre leben. Die Malinov-Brüder sahen es genauso. Doch unsere Entscheidung machte es uns nicht leichter, uns den Regeln zu beugen. Meine Natur entspricht der eines Raubtiers. Du hast dein Leben noch nicht mit meinem verbunden. Du musst diese Bindung eingehen, damit unsere Seelen vollständig miteinander verschmelzen können. Ich brauche dich als Anker.«
    Sie sprang auf. »Jetzt gibst du mir die Schuld! Deine Raubtiernatur kann jederzeit wieder zum Vorschein kommen, und nächstes Mal tötest du vielleicht mich oder Paul oder meine Schwester!«
    Ein leises, ungeduldiges Zischen entfuhr ihm. »Ich habe dir Dinge erzählt, die ich noch niemandem anvertraut habe, und trotzdem begreifst du nicht, dass ich dir mit diesem Eingeständnis ein Geschenk gemacht habe. Dieses Wissen über den schlimmsten Teil von mir hättest du nie in meinem Inneren gefunden, so tief ist es vergraben. Ich hatte mich zu absoluter Aufrichtigkeit entschlossen. Nicolas hat recht, es gibt keine andere Möglichkeit, als dich zu zwingen.«
    Sie befeuchtete mit der Zungenspitze ihre trockenen Lippen. Unter seiner täuschend gelassenen Fassade war er rasend vor Wut, ein wirbelnder Hexenkessel aus Hitze und Feuer. Er verbrannte sie allein mit seinem Blick. Seine Augen waren einen Moment sengend heiß, im nächsten eiskalt. Colby ließ langsam den Atem entweichen. »Was hast du vor?« Zu ihrem Entsetzen brachte sie nur ein Flüstern heraus.
    »Zum Glück für dich kommt gerade dein

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