Verführer der Nacht
gemacht. Tony hält sich nicht immer unbedingt an die Gesetze.«
Rafael zuckte gleichgültig die Schultern. »Hat er etwas mit den Vorfällen auf Colbys Ranch zu tun?«
»Ich denke schon«, erwiderte Ben. »Er ist dem Thema ausgewichen, doch er hat es auch nicht ausdrücklich geleugnet. Ich glaube, sein schleimiger Boss versucht, billig an Colbys Land zu kommen, und Tony hat ein bisschen nachgeholfen. ›Colby wäre nicht so hochnäsig, wenn ihr klar wäre, dass sie einen Mann braucht, der ihr hilft.‹ Das hat er im Verlauf unseres Gesprächs gleich zwei Mal gesagt. Ich glaube, auf seine verdrehte Art hat Tony geglaubt, er könnte Colby dazu bringen, ihn um Hilfe zu bitten.«
»Ausgerechnet!« Colby hätte beinahe geschnaubt. »Diese Ratte würde ich nie um Hilfe bitten. Du hättest ihn sehen sollen, als er dachte, dass ich allein draußen bei den Minen wäre. Er und dieser... « Sie brach ab und biss sich fest auf die Lippe. Sie wollte nicht über Ernie Carter reden oder an Rafael denken, wie er, über und über mit Wunden bedeckt, seine Faust in die Brust des Mannes gestoßen hatte. Ihr wurde übel, und sie schloss die Augen.
Ben zuckte die Schultern. »Tony hatte die Gelegenheit und auf seine Art auch ein Motiv.«
Sie richtete sich kerzengerade auf. »Du verdächtigst ihn doch nicht, Pete getötet zu haben, oder?« Tony war einiges, aber ein Mörder ganz sicher nicht. Sie wollte gar nicht erst versuchen, Ben zu erzählen, dass sich Vampire und ihre Handlanger in seinem Bezirk herumtrieben. Er würde sie in eine Gummizelle sperren. Doch sie konnte nicht zulassen, dass Tony unter Mordverdacht festgenommen wurde.
»Tony ist nicht clever genug, um einen Mord zu begehen und damit durchzukommen. Er trinkt zu viel, und er redet, wenn er getrunken hat. Niemand würde ihm helfen, einen Mord zu decken.«
Colby ließ langsam ihren Atem entweichen. »Wenn dieser Widerling Clinton Daniels hinter all den Vorfällen auf meiner Ranch steckt, wie sollen wir ihn dann überführen ? Sicher lässt er Tony oder einen anderen seiner Männer die Drecksarbeit erledigen – er selbst würde sich nie die Hände schmutzig machen.«
»Woran du jetzt auch denken magst, Colby«, warnte Ben sie, »vergiss es.«
»Irgendjemand muss ihn schließlich aufhalten ! Und es macht mich nicht glücklich, Tony ins Gefängnis wandern zu sehen, wenn Daniels der wahre Schuldige ist.«
Rafael, den es ärgerte, dass Ben Colbys Gedanken so leicht erriet, entdeckte in ihrem Bewusstsein, was sie plante. Sie überlegte, ob sie Daniels gelegentlich auf einen Drink treffen und ein bisschen mit ihm flirten könnte, um sich Informationen zu verschaffen und auf Band aufzunehmen. Würde sie es über sich bringen, ihn zu küssen? Sie war sich nicht sicher, ob sie so weit gehen könnte.
Lieber nicht. Ich müsste den Mann töten. Rafael klang sehr sachlich. Und danach müsstest du mit meinem Zorn fertig werden.
Erspare mir dein Macho-Theater! Die Sache ist ernst. Clinton Daniels ist eine Schlange. Ich kämpfe seit Monaten um unsere Ranch.
»Halt dich von Daniels fern, Colby«, bat Ben. »Ich kann mich zusätzlich zu Toten und Vermissten nicht noch mit deinem Mumpitz belasten.«
Colby grinste ihn an. Ben hatte seinen strengsten Ton angeschlagen. »Ben, Liebling, kein Mensch sagt mehr ›Mumpitz‹.«
Sofort spürte sie die Dunkelheit und hörte das Brüllen eines wilden Tieres. Rafael wandte das Gesicht ab und starrte aus dem Fenster. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, aber Colby wusste, dass seine Eckzähne lang und messerscharf wurden. Rafael kämpfte gegen einen dunklen Impuls an, der ihm schwer zuzusetzen schien.
Was ist? Gereizt fuhr sie sich mit einer Hand durchs Haar.
Du nennst diesen Mann ›Liebling‹, wenn du die Möglichkeit, mich zu lieben, nicht einmal in Betracht ziehen willst. Was erwartest du von mir?
Es war fast ein Knurren. Ihr Herz hämmerte hart gegen ihre Brust. Du bist eifersüchtig auf Ben ? Spinnst du ? Ben hält mich für total irre. Er liebt mich wie eine Schwester oder so was in der Art. Und ich liebe ihn auf dieselbe Art.
Sprich nicht davon, dass du einen anderen liebst, wenn du es ablehnst, mich zu lieben.
Rafael, Ben versucht nicht, die geistige Kontrolle über mich zu bekommen und mich zu beherrschen, als wäre ich ein hirnloses Sexspielzeug. Vielleicht könntest du das eine oder andere von ihm lernen.
Ben versucht es nicht, weil du nicht ihm gehörst.
»O Gott!« Colby sprang erzürnt auf. »Männer sind solche
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