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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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guter Freund, der Sheriff, obwohl du ihn nicht gerufen hast. Du hast noch eine kurze Gnadenfrist.«
    Colby fiel ein Stein vom Herzen. Kraftlos ließ sie sich wieder in den Sessel sinken. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass ihre Anspannung so groß war. Colby blinzelte einmal, und schon lehnte Rafael nicht mehr in der Tür, sondern kauerte zu ihren Füßen und starrte sie an. »Sei vorsichtig bei diesem Mann, Colby. Ich bin unglaublich gereizt, und ich brauche dich mehr, als du ahnst. Ich möchte nicht, dass ein Unschuldiger leiden muss, nur weil du mich zu weit treibst.«
    Colby verschränkte nervös ihre Finger. So unglaublich es schien, ein Teil von ihr war enttäuscht, und sie war ehrlich genug, sich diese Tatsache einzugestehen. Sie ertrank förmlich vor Verlangen nach Rafael. Ihr Körper sehnte sich genauso nach ihm wie ihr Geist. Zu ihm auf Distanz zu gehen war schwierig und sehr zermürbend. »Tu Ben nichts«, wisperte sie.
    Seine Finger schlossen sich mit einem festen Griff um ihr Kinn. »Dann tu du nichts, was mich in Rage bringen könnte. Denk daran, dass ich kein Mensch bin. Wenn du dir das erst einmal bewusst gemacht hast, wirst du leichter akzeptieren können, dass ich nicht nur menschliche Züge habe. Ich wurde zum Jäger geboren und erzogen. Dafür lebe ich. Jeder Instinkt, den ich habe, ist der eines Raubtiers.«
    »Okay.« Sie wandte den Blick von ihm ab. »Du bist deiner Sache nicht unbedingt förderlich. Warum versuchst du bewusst, mir Angst zu machen? Ich fürchte mich sowieso schon.«
    »Weil du Angst haben solltest. Du stehst nicht einem zivilisierten Mann gegenüber, der eure Gesetze versteht und befolgt. Unsere Gesetze, die auf unserer animalischen Seite beruhen, beherrschen uns. Wenn ich meinem Instinkt nicht gehorche, bringe ich viele andere in Gefahr. Dagegen fällt dein Widerstand kaum ins Gewicht, vor allem, weil ich ohnehin weiß, wie es ausgehen wird.«
    »Das weißt du nicht«, unterbrach sie ihn und versuchte, sich aus seinem festen Griff zu befreien. Seine Kraft erstaunte sie immer wieder, aber trotzdem tat er ihr nie weh, nicht einmal, wenn er grob war. Seine Berührung ließ Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen.
    »Ich weiß es. Das Einzige, was daran etwas ändern könnte, wäre mein Tod.«
    Bei seinen Worten stockte ihr der Atem, und ein dunkles Grauen bemächtigte sich ihrer. Hastig blinzelte sie ihre Tränen weg, wütend, dass allein der Gedanke an seinen Tod sie zum Weinen brachte.
    Das Klopfen an der Küchentür war laut, aber kurz. Ben rief nach ihr. »Colby? Bist du da? Doc hat mir erzählt, dass du eine schlimme Wunde am Bein hast, und der Tierarzt sagt, dein Pferd hätte Drogen gespritzt bekommen.« Er kam ins Haus geschlendert.
    Rafaels Miene verdüsterte sich angesichts des unbefangenen Auftretens des anderen Mannes. Widerwillig ließ er zu, dass Colby ihr Kinn aus seiner Hand zog, und stand auf, einer Raubkatze ähnlicher denn je.
    »Ich bin im Wohnzimmer, Ben«, antwortete Colby, ohne den Blick von Rafael zu wenden. Sie konnte nicht wegschauen, auch wenn sie es versuchte. Seine Persönlichkeit war zu übermächtig; sie erfüllte den ganzen Raum, atmete alle Luft und nahm sämtlichen Platz ein.
    »Wie schlimm ist es diesmal, Süße?«, erkundigte sich Ben, als er hereinkam. Er stutzte, als er Rafael mit verschränkten Armen am Schreibtisch lehnen sah, und die Spannung im Raum stieg sofort um einige Grad an.
    Colby rieb sich das Gesicht. »Mir geht's gut, Ben. Lieb, dass du dir meinetwegen Sorgen gemacht hast. Paul und Ginny sind im Moment bei den Everetts, und ich ruhe mich bloß ein bisschen aus.« Warum sagte sie nichts? Sie könnte Rafael wegen Belästigung anzeigen. Colby presste ihre Finger an ihre hämmernden Schläfen und schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit. Sie hatte nicht die Kraft, die erforderlich wäre, um Rafael aus ihrem Leben zu drängen. Für ihre Geschwister würde sie es vielleicht schaffen, aber nicht für sich selbst. Sie fing langsam an, sich zu verachten.
    Querida. Seine Stimme war leise, eindringlich und sehr intim. Du fängst an, die Dinge zu verstehen und zu akzeptieren. Für andere nimmst du es mit so vielen Problemen furchtlos auf, aber für dich selbst kannst du nichts annehmen.
    Wenn er wie jetzt telepathisch mit ihr kommunizierte und diese Stimme in ihrem Inneren erklingen ließ, wollte sie am liebsten alles andere vergessen, sich in ihm verlieren und all das sein, was er wünschte und brauchte.
    »Hier bei uns gibt's Ärger,

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