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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Idioten! Ich halte das nicht mehr aus, wirklich! Ben, geh jetzt, bitte, und nimm Rafael gleich mit.«
    Der Sheriff sah völlig verdattert aus. »Du bist ja wohl mal wieder total daneben, Colby.«
    »Bin ich nicht! Männer sind daneben. Ich brauche jetzt dringend Ruhe. Ich bin durcheinander, und ehrlich gesagt, wenn ihr zwei nicht sofort aus meinem Haus verschwindet, hetze ich den Hund auf euch.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und starrte Rafael böse an.
    Er richtete sich langsam auf. Es war eine träge Bewegung, die katzenhaft und sehr sinnlich wirkte. Oder raubtierhaft und sehr sinnlich. Colby wusste es selbst nicht. Was es auch war, sie konnte kaum noch atmen, als er sie mit Blicken verschlang.
    Mit Blicken auszog und für sich beanspruchte. Er kam einen Schritt auf sie zu und blieb plötzlich abrupt stehen. Die unterschwellige Leidenschaft in seinen Augen verblasste und wich eiskalter Berechnung. Sie spürte sofort die Dunkelheit, die am Himmel aufzog und sich über ihr Land legte.
    Was ist los? Aber sie wusste es bereits. Der Vampir war da draußen und beobachtete sie; vielleicht war er wieder hinter Paul her. Der Untote war aus seinem Versteck gekommen.
    Er weiß, dass ich noch nicht ganz bei Kräften bin, und will mich zum Kampf herausfordern. Ein Vampir nimmt jeden Vorteil wahr.
    »Dann geh nicht. Bleib hier bei mir.« Colby lief zu ihm und packte ihn am Arm. »Warte, bis es dir besser geht.« Es war pervers und eine völlige Kehrtwendung, doch ihre Emotionen gerieten bei der Vorstellung, dass Rafael in Gefahr sein könnte, völlig außer Kontrolle. Sie konnte nicht anders, sie musste sich an ihn klammern, obwohl sie ihn gerade eben noch sonst wohin gewünscht hatte.
    Ben warf gereizt die Arme hoch. »Vor zwei Minuten wolltest du uns noch rausschmeißen und den Hund auf uns hetzen, und jetzt sollen wir bleiben. Reiß dich zusammen, Colby.«
    Rafael beugte sich zu ihr vor und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Du weißt, dass ich gehen muss, meu amor. Paul ist in viel zu großer Gefahr.«
    »Dann ruf Nicolas!«
    Er legte seine Stirn an ihre und ließ Ben, den Vampir und alles und jeden in den Hintergrund treten, bis es nur noch sie beide gab: Colby und Rafael. »Das geht nicht, und das weißt du auch. Er ist zu müde, zu nahe am Abgrund. Und er kämpft ständig gegen die Dunkelheit an.«
    »Er wird noch mehr kämpfen müssen, wenn dir etwas zustößt«, flüsterte sie. »Geh nicht allein, Rafael. Genau das will der Vampir doch.«
    »Wissen Sie etwas über das Verschwinden dieser Leute, De La Cruz?«, fragte Ben. »Wenn Sie jemanden treffen wollen, der gefährlich ist, komme ich mit Ihnen.«
    Rafael wandte leicht den Kopf, sah aber immer noch Colby an. »Danke für Ihre Besorgnis, doch mit diesem Problem muss ich allein fertig werden. Vielleicht könnten Sie zur Eve-rett-Ranch fahren und Colby mitnehmen. Sagen Sie Juan und Julio, sie sollen auf den Jungen aufpassen.«
    Er küsste Colby und nahm ihren Mund in Besitz, wie er es immer tat, ohne zärtliche Worte und ohne leichtes Vorspiel, sondern heiß und fordernd. Colby schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Bens Anwesenheit hatte sie völlig vergessen.
    Rafael ließ sie los, drehte sich um und ging. Colby lief zum Fenster, um ihm nachzuschauen. Er löste sich einfach auf, war nicht länger zu sehen, doch sie erhaschte einen kurzen Blick auf einen Haubenadler, der sich in die Lüfte schraubte.
    »Ich hoffe, dass du verdammt noch mal weißt, was du tust, Colby«, blaffte Ben sie an.
    »Das hoffe ich auch«, antwortete sie geistesabwesend.
    »Komm, ich bringe dich zu den Everetts.«
    »Ich kann nicht dorthin, Ben, aber schaust du bitte nach, ob mit Paul und Ginny alles in Ordnung ist?«
    »Bist du sicher?« Er stülpte sich seinen Hut auf den Kopf.
    »Ganz sicher.« Sie wandte sich nicht um, sondern schaute aus dem Fenster, bis der riesige Vogel hinter den Laubkronen der Bäume verschwunden war. Ihr sank der Mut. »Ich habe eine Menge zu tun.«
    »Pass auf dich auf, Colby, und sei vorsichtig mit deinem Bein.«
    Die Verletzung hatte sie fast vergessen. Rafael hatte die Wunde vollständig geheilt. Lange nachdem Ben weggefahren war, starrte Colby immer noch aus dem Fenster und kämpfte mit den Tränen. Schließlich langte sie in ihre Tasche und zog den zerknitterten Zettel mit Natalyas Handy-Nummer heraus.

Kapitel 16
    R afael. Komm raus und spiel mit mir Ein misstönendes Lachen gellte durch das Tal und hallte in den Bergen wider.

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