Verführer der Nacht
vertraute ihrem Instinkt.
Er neigte seinen dunklen Kopf zu ihr, während der Rhythmus der Musik in ihren Körpern schlug und durch ihre Adern strömte. »Was, wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihre Gedanken lesen kann?« Er hauchte die Worte an ihrer Pulsader, die so hektisch in ihrer Halsbeuge pochte. Kleine Flammen begannen, an ihrem Hals und ihrer Schulter zu lecken.
Colby schloss die Augen. Die Musik hüllte sie ein und umfing sie wie seidene Laken, sodass sie vor Verlangen zu glühen begann. Sie standen beide in Flammen, das spürte sie an seinem Körper. Mit ihm zu tanzen war eine sinnliche Folter. Sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören, und ihr Körper fühlte sich wie flüssiges Feuer an. »Dann müsste ich Sie einen Lügner nennen, Mr. De La Cruz. Wenn ich etwas ganz sicher weiß, dann ist es, dass Sie meine Gedanken nicht lesen können.« Und dafür war sie unendlich dankbar. Weil sie ihn mit jeder Faser ihres Seins begehrte. Sie wollte diese perfekt geformten Lippen auf ihren spüren, wollte fühlen, wie seine Hände über ihren Körper glitten und ihn in Besitz nahmen.
Rafael hielt sie eng an sich gepresst. Sein Körper schmerzte vor Verlangen. Diese Frau war die Eine, die zu ihm gehörte. Er würde sie bekommen. In all den Jahrhunderten seines Lebens war ihm noch nie etwas versagt worden, was er haben wollte. Nichts und niemand hatte in weit mehr als tausend Jahren sein Interesse geweckt. Jetzt beschäftigten sich seine Gedanken in jedem wachen Moment mit ihr. Es war Folter. Sie war schlicht und einfach eine Folter. Colby Jansen gehörte ihm, und niemand würde sie ihm nehmen. Jetzt nicht und auch sonst nie.
Was sie sagte, war wahr. Und es war schockierend. Er konnte mühelos die Gedanken anderer lesen, aber ihr Bewusstsein war ihm teilweise verschlossen. Und sie wusste, dass es so war. Der Gedanke machte ihn rasend und ließ zusammen mit sexuellem Hunger und Lust Wut in ihm aufstiegen. Er würde sie bekommen. Alles von ihr, egal, zu welchem Preis. Er würde sie für sich behalten und mit ihr schlafen, wann immer er wollte. Er würde seinen Hunger an ihr stillen und sie erobern. Sie besitzen. Sie würde ihm gehorchen, und wenn er ihre Geheimnisse erst einmal entschlüsselt hatte, würde sie ihre Gedanken nie wieder vor ihm verbergen.
Rafael beugte sich noch näher zu ihr, näher zu der Versuchung, die ihre seidenweiche Haut darstellte, und atmete ihren Duft ein, den Geruch nach Frühling, Wäldern und hohen Bergen. Colby war anders, ganz anders als jede menschliche Frau, der er je begegnet war. Ein faszinierendes Rätsel, das er lösen würde. Er würde es genießen, sich Zeit lassen, seinen Weg durch diese ihm unvertraute Situation zu ertasten. Notfalls würde er sie einfach in seine Heimat mitnehmen. Dort herrschte seine Familie, und niemand würde es wagen, sich einzumischen. Wie auch immer, sie konnte ihm nicht entkommen.
Colby beging den Fehler, den Blick zu heben und seine anziehenden, sinnlichen Züge zu betrachten. Sein markantes Kinn wirkte herrisch, und ein rücksichtsloser Zug lag um seinen Mund. In diesem Moment waren seine Augen ausdruckslos, hart und kalt. Sie erschauerte, und er zog sie sofort noch enger an sich, sodass sich ihr weicher Körper an seine Erektion schmiegte. »Ich bekomme keine Luft mehr.« Sie hatte es sarkastisch sagen wollen, aber ihre Stimme verriet sie, denn sie war nur noch ein atemloses Wispern. Sie klang gepresst und angstvoll.
Rafael führte sie geschickt durch die Schar betrunkener Cowboys auf der Tanzfläche in den Schatten. Sein dunkler Kopf beugte sich zu ihr, bis sein Mund auf ihrer verführerischen Pulsader ruhte. Ihre Körper bewegten sich im Rhythmus der Musik, in einem erotischen Tango. Er atmete tief ein, um ihren Geruch tief in seine Lungen, seinen Körper und seine Seele aufzunehmen, damit er sie überall erkennen und überall finden würde. Tief in seinem Inneren erhob der Dämon sein Haupt und forderte sein Recht. Colby Jansen konnte seinen allgegenwärtigen Hunger stillen. Sie würde die Leere ausfüllen, seiner kalten, grauen Welt neue Farben geben und das Feuer löschen, das unkontrollierbar in seinen Adern brannte. Er würde sie bekommen, koste es, was es wolle. Sie gehörte ihm.
»Du kannst atmen, querida.« Seine Stimme war leise, beinahe sanft, doch seine Arme waren wie Stahl. »Du hast Angst davor, mich in deinem Körper aufzunehmen, Angst, von mir in Besitz genommen zu werden, aber irgendwann wirst du es akzeptieren.« Sein
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