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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Akzent war sehr stark, sinnlich, eine einzige Versuchung, und noch nie hatte jemand sie in Versuchung geführt. Sie schnappte bei seinen Worten leise nach Luft, doch er strich mit seinem Daumen zärtlich über ihre Unterlippe und erstickte wirkungsvoll ihren Protest. Seine Gedanken beschäftigten sich mit den Geheimnissen, die sie vor ihm verbarg. Was schützte ihr Bewusstsein vor seinem Eindringen? Es würde sie nicht ewig schützen. Wenn er ihr Blut nahm, gehörte sie ihm und konnte ihm nie mehr entkommen. »Nie mehr, verstehst du?« Er sagte es laut, als könnte sie seine Gedanken lesen, und stellte sie auf die Probe, während er gleichzeitig seinen Kopf über ihren Hals beugte.
    Sie konnte seine Zähne auf ihrer Pulsader spüren, wo sie leicht über die Haut strichen, an ihr knabberten und sie liebkosten. Ihr ganzer Körper verspannte sich, ihr Schoß zog sich schmerzhaft zusammen. Ihre Brüste spannten sich, und ihre Brustspitzen wurden zu kleinen, harten Knospen. Colby keuchte, so schockiert war sie über ihre Reaktion auf ihn, und legte den Kopf zurück, um ihn anzuschauen. Sein Gesicht war dunkel vor Verlangen, seine Augen verschleiert vor Hunger. Er wirkte wie ein Raubtier. Rafael versuchte nicht, es vor ihr zu verbergen; er hielt einfach ungerührt ihrem entsetzten Blick stand. Wieder hatte sie das seltsame Gefühl, zu fallen, sich in seine Richtung zu bewegen und ihn anzunehmen, ja, ihn zu bitten, in ihr Bewusstsein einzutreten.
    »Lassen Sie mich los!«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Plötzlich hatte sie furchtbare Angst, obwohl das Lokal voller Leute war, ein Raum, in dem sich jede Menge rauer Burschen befand, von denen jeder für sie kämpfen würde. Tief im Inneren, dort, wo es zählte, wusste Colby, dass sie gegen Rafael nicht gewinnen konnten. Keiner von ihnen konnte ihn schlagen, weder allein noch gemeinsam mit den anderen. Niemand würde sie vor ihm retten können, wenn er beschloss, sie gewaltsam zu nehmen. Rafael De La Cruz war unter der dünnen Schicht Zivilisation tatsächlich ein sehr gefährlicher Mann. Diese Erkenntnis stand deutlich in ihr Bewusstsein geschrieben.
    Er hielt sie noch eine ganze Weile fest und kostete das Gefühl aus, ihren Körper so eng an seinem zu fühlen. Ihre schönen Augen funkelten, teilweise vor Zorn, vor allem aber vor Furcht. »Du glaubst, du könntest mir entkommen, pequena, doch du hast keine Chance. Das kannst du ebenso akzeptieren wie die Tatsache, dass du Luft zum Atmen brauchst. Und es gefällt mir nicht, dass du Nein zu mir sagst. Niemand sagt Nein zu mir, am allerwenigsten du.«
    Keines seiner Worte verstörte sie. Es waren vielmehr die Art, wie er es sagte, mit dieser rauen und sehr sinnlichen Stimme, und die Eindringlichkeit in seinen schwarzen Augen, die besitzergreifend über ihr Gesicht glitten.
    »Dann gewöhnen Sie sich lieber dran. Gehen Sie nach Hause zurück, Mr. De La Cruz. Sie können meine Geschwister nicht haben. Und Sie bekommen die beiden schon gar nicht, indem Sie versuchen, mich zu verführen«, erklärte Colby schneidend, obwohl ihre Stimme durch die dünne Seide seines Hemdes leicht gedämpft wurde.
    Er ließ sie mit einem leisen Lachen männlicher Erheiterung los, das in ihren Ohren fast wie eine Drohung ... oder wie ein Versprechen klang. Colby reckte trotzig ihr Kinn, machte auf dem Absatz ihrer verschrammten Stiefel kehrt und marschierte über die volle Tanzfläche. Auf halbem Weg zur Tür fing Joe sie ab und nahm sie stürmisch in die Arme. Joe, der ewige Clown. Sie kannte ihn ihr Leben lang. Der gutmütige, zuverlässige Joe. Er brachte nicht mit einer Bewegung die Erde zum Beben oder Berge zum Einstürzen. Sie schmiegte sich in die Geborgenheit seiner Arme und erlaubte ihm einen Tanz, obwohl sie sich eindringlich eines Augenpaars bewusst war, das ihnen unablässig über die Tanzfläche folgte. Sie redete nicht, konnte es nicht, weil sie so erschüttert über ihre Begegnung mit Rafael war. Colby wollte sich nur an jemanden kuscheln, der ihr vertraut war.
    Nicht ein einziges Mal wichen diese schwarzen Augen von ihrem Gesicht. Wieder verbargen sie jede Gefühlsregung und waren eiskalt, hart und ausdruckslos: der unverwandte Blick, den ein Jäger auf seine Beute richtet. Etwas Gefährliches schimmerte in diesen Augen, als sie kurz auf Joes Gesicht ruhten. Colby fröstelte und hatte plötzlich Angst um diesen Bär von Mann, der immer ihr Freund gewesen war. Von dieser Furcht getrieben, wand sie sich aus seinen

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