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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Armen. Colby versuchte, so normal wie möglich zu erscheinen, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um Joe einen Kuss auf die Wange zu drücken, bevor sie ins Freie hinausschlüpfte.
    Als sie über den Parkplatz zu der Sicherheit ihres mitgenommenen alten Trucks lief, stieß Colby halblaut etliche sehr undamenhafte Flüche aus, die sie in früher Jugend von den Rancharbeitern gelernt hatte. Es war völlig unmöglich – sie hatte Rafael auf der anderen Seite der Bar gesehen, als sie zur Tür gegangen war –, aber nun lehnte er lässig an der Kühlerhaube ihres Wagens. Er sah träge und sehr zufrieden aus, ganz und gar nicht wie das Nervenbündel, das sie selbst im Moment war. Seine langen Beine waren ausgestreckt und an den Knöcheln gekreuzt, seine Arme über der Brust verschränkt, seine Sachen -schwarze Jeans und ein schwarzes Seidenhemd – makellos.
    »Wissen Sie, was man unter Belästigung versteht?« Niemand dürfte so gut aussehen. Niemand. Es war einfach nicht fair. Colby war nicht der Typ, der verzückt gut aussehende Cowboys anstarrte; sie war eine vielbeschäftigte Frau und hatte keine Zeit, zu ihren Füßen in Ohnmacht zu fallen. Außerdem war sie laut Paul der unabhängige, herrische Typ, und jeder Mann im Umkreis von hundert Meilen fürchtete ihre scharfe Zunge. »Ich weiß nicht, wie es in Ihrem Land ist, aber bei uns verstößt so etwas gegen das Gesetz.«
    »Und haben Sie viel Vertrauen in diese Gesetze?« Er siezte sie nun wieder, wie Colby feststellte. Seine Stimme war sehr ruhig und beherrscht und ließ die Frage milde, fast freundlich klingen, aber Colby hörte ein leises Lachen heraus.
    »Ich nehme an, Sie stehen über dem Gesetz«, fuhr sie ihn an und riss die Wagentür auf. Der Motor würde nicht anspringen, das wusste sie. Er sprang nie beim ersten Versuch an.
    Jetzt bewegte Rafael sich. Es schien nur ein leichtes Regen von Muskeln zu sein, doch er stand neben ihr, groß und überlegen, und strahlte eine derartige Hitze aus, dass ihr Blut zu kochen begann. Er schien lautlos wie eine Katze über den Boden zu gleiten und fixierte sie mit derselben Intensität wie ein Raubtier, das im Dschungel auf nächtlichen Beutezug geht.
    »Wir haben einen Ehrenkodex, nach dem meine Familie lebt. Das ist das Gesetz, an das ich mich gebunden fühle.« Er strich mit seinen Fingerspitzen über ihr Haar und nahm ein paar feine, seidige Strähnen in seine Hand, als wäre er von ihnen magisch angezogen. »Haben Sie Ihr Haar jemals gefühlt? Richtig gefühlt? Es ist wirklich schön.«
    Unfähig, sich zu bewegen oder etwas zu sagen, stand sie da, erfüllt von einer inneren Rastlosigkeit. So fest sie konnte, klammerte sie sich an die Wagentür, denn sie brauchte etwas, das ihr Halt gab. »Ich muss nach Hause zu meinen Geschwistern.« Colby war sich einen Moment lang nicht sicher, ob sie ihn um Erlaubnis bat. Er war einfach überwältigend.
    Seine vollkommen geraden, weißen Zähne blitzten auf. Hier draußen in der Dunkelheit wirkte er wie ein Fürst der Nacht. Wie ein Fürst in seinem Reich. Unbezwinglich.
    »Miss?« Die Stimme war leise, riss Colby jedoch aus ihrem Bann. Sie fuhr herum und sah eine junge Frau, die zögernd näher kam. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Colby erkannte in ihr die neue Kellnerin, aber nur deshalb, weil sie eine Fremde in einer Stadt voller Menschen war, die Colby sehr gut kannte. Sie schaute nicht ein einziges Mal in Rafaels Richtung, obwohl leichte Schwingungen von Macht spürbar wurden und Colby wusste, dass er die Frau dazu bringen wollte, wieder zu gehen.
    Rafael streckte eine Hand aus und legte sie um Colbys Arm. Sie wollen doch nicht, dass jemand zu Schaden kommt.
    Jetzt wandte die Frau den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf Rafael. »Sie könnten versuchen, mir etwas anzutun«, sagte sie, als hätte er laut gesprochen, »aber Sie würden sich mehr einhandeln, als Sie erwarten. Wenn Sie versuchen, ihr wehzutun, sorge ich dafür, dass Sie dafür bezahlen.«
    Colby starrte der Frau ins Gesicht. Sie war jung, doch ihre Augen waren alt. Strahlend grün, fast smaragdgrün, und tief wie das Meer. »Danke«, antwortete Colby und meinte es auch so. »Ich werde schon mit ihm fertig. Er kommt aus Brasilien, wo ihm die Frauen reihenweise zu Füßen liegen. Es schockiert ihn, dass ich nicht so bin. Ich heiße übrigens Colby Jansen.«
    Rafaels Griff wurde fester, aber er beobachtete die andere Frau aus dunklen, brütenden Augen. Colby hatte auf einmal Angst um

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