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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dem Gleichgewicht bringen ließ. Dieser Mann setzte bedenkenlos seinen Charme ein, um sein Ziel zu erreichen. Er wollte Paul und Ginny und mit ihnen ihre Ranch und war skrupellos genug, jede nur erdenkliche Methode anzuwenden, um seinen Willen durchzusetzen.
    Colby stöhnte laut. Sie hatte mehr als deutlich zu erkennen gegeben, wie empfänglich sie für seinen Sexappeal war, und sich ihm wie jedes andere weibliche Wesen im Umkreis von hundert Meilen praktisch an den Hals geworfen. Sie schaute rasch in den Spiegel, um zu überprüfen, ob ihr Gesicht vor Scham feuerrot war. Den Bruchteil einer Sekunde sah sie Augen, die zurückstarrten. Tiefschwarz, eiskalt und unverwandt. Die Augen eines gnadenlosen Jägers. In den Tiefen dieser starren Augen tanzten bösartige rote Flammen, flackernd und züngelnd. Der Blick fixierte sie; sie war die Beute, hilflos und schwach angesichts einer derartig unnachgiebigen Härte.
    Colbys Herz klopfte laut. Sie verriss beinahe das Lenkrad, als sie den Kopf wandte, um auf den Rücksitz zu spähen. Dort war nichts. Sie hatte diese roten Flammen schon früher gesehen und den Schauer von Furcht und nervöser Anspannung gespürt. Von den Bergen fielen Windböen, die ihr durchs offene Fenster ins Gesicht peitschten und wie ein unheilverkündendes Vorzeichen wirkten.
    Energisch trat sie das Gaspedal durch und holperte über die Straße. Die Federung der Sitze quietschte im Einklang mit der Musik, die aus dem Radio kam. Sosehr sie sich auch bemühte, Colby konnte einfach nicht aufhören, ständig im Rückspiegel zu überprüfen, ob diese erbarmungslosen Augen wieder aufgetaucht waren. Auch ohne sich einzubilden, Dinge zu sehen, hatte sie schon mehr als genug Sorgen. So viel war in letzter Zeit auf der Ranch schiefgegangen – Petes Verschwinden zu einem Zeitpunkt, wo sie dringend eine zusätzliche Arbeitskraft brauchte, die Hypothekenzahlungen und noch dazu diese südamerikanische Bande, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und ihr ihre Geschwister wegnehmen wollte. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und strich es sich aus dem Gesicht. Der Wind blies die seidigen Strähnen sofort zurück.
    Irgendetwas stimmte nicht auf der Ranch. Colby wusste es, sie fühlte es, aber wie sollte sie Ben begreiflich machen, dass sie manche Dinge einfach wusste? Wie bei dem Flugzeugunfall ihrer Eltern. Sie hatte es in dem Moment gewusst, als die kleine Maschine in Schwierigkeiten geriet. Sie hatte gewusst, in welchem Augenblick ihre Mutter starb. Sie war es gewesen, die das Wrack gefunden hatte, die davon überzeugt gewesen war, dass ihr geliebter Stiefvater noch am Leben war und auf sie wartete. Wie sollte sie das erklären? Wie sollte sie irgend-jemandem erklären, welche Fähigkeiten sie besaß?
    Einen Moment lang wurde sie von einer wilden Gefühlsaufwallung übermannt, die wie aus dem Nichts kam und völlig unerwartet war, weil Colby immer streng darauf achtete, sich im Griff zu haben. Tränen brannten in ihren Augen und nahmen ihr die Sicht; ihre Kehle war wie zugeschnürt, ihre Brust bleischwer. Das Gefühl von Einsamkeit lastete wie ein Stein auf ihr. Sie war so allein. Es gab niemanden, dem sie anvertrauen konnte, wer und was sie war. Colby kämpfte verzweifelt gegen das Brennen in ihrer Brust an. Sie durfte nicht die Beherrschung verlieren, und sie würde sie nicht verlieren. Es konnte gefährlich sein, sehr, sehr gefährlich.
    Der Schotterweg, der zur Ranch führte, tauchte auf; das Tor war geschlossen und abgesperrt. Colby überprüfte das leere Gelände, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war. Dann verlangsamte sie das Tempo, lehnte sich aus dem Fenster und starrte angestrengt auf das Schloss und die schwere Kette, mit der das Tor gesichert war. Kette und Schloss bebten leicht und öffneten sich dann, das Tor schwang nach innen auf und gab den Weg frei. Colby trommelte im Takt mit einem verschrammten Fingernagel auf die rostige Wagentür, als sie weiterfuhr, und lehnte sich im Fahren erneut aus dem Fenster, um das Tor wieder zu verschließen. Manchmal war sie froh, dass sie über gewisse Fähigkeiten verfügte. Es war ausgesprochen praktisch bei Regen und an Abenden, wenn sie einfach zu müde war, um so zu tun, als wäre sie wie alle anderen.
    Wieder fegte ein Windstoß über sie hinweg, und sie glaubte einen Blick zu spüren, der sich auf sie richtete. Den Geruch eines Jägers. Irgendetwas oder -jemand war da draußen in der Dunkelheit und nahm sie ins Visier. Vielleicht hatte das

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