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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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wendig und geschickt im Fliegen, sondern mit Sicherheit die eindrucksvollsten Vögel der Welt, imstande, Affen, Schlangen und sogar Faultiere als Beute zu reißen. Es war völlig ausgeschlossen, aber je länger sie den Vogel betrachtete, desto sicherer war sie sich. Was in aller Welt machte ein Exemplar dieser gefährdeten Art aus Südamerika in den Cascade Mountains?
    Colby starrte das Geschöpf unverwandt an und behielt den Blickkontakt bei, während sie mehr im Geist als mit ihrer Stimme leise Worte murmelte. Sie konnte alle möglichen Arten von Tieren anlocken. Colby flüsterte mit Pferden, Schafen und Rindern, und wenn sie allein war, auch mit wilden Tieren. Jetzt sprach sie zu dem Vogel. Seine Größe überwältigte sie. Er war wirklich wunderschön. Wild, ungezähmt und mächtig. Sie befürchtete, dass ihm irgendetwas zugestoßen sein musste, wenn er so weit von seinem ursprünglichen Territorium entfernt war.
    Tief im Inneren des Vogels lächelte Rafael De La Cruz. Colby hatte auf den Köder angebissen. Sie rief den Vogel zu sich, indem sie einen geistigen Pfad benutzte, der ihm unbekannt war, aber der Weg der Macht ließ sich direkt zu Colbys Bewusstsein zurückverfolgen und gewährte ihm den Zugang, den er brauchte, den Schlüssel, um ihre Erinnerungen zu öffnen und die Kontrolle zu übernehmen. Freiwillig würde sie ihn nie in ihr Heim bitten, aber den Vogel lud sie ein. Wenn er erst einmal im Inneren des Hauses war, würde er Colby besser unter Kontrolle haben. Der Adler breitete seine gewaltigen Schwingen aus und hob vom Ast ab. Colby erschrak über die plötzliche Bewegung, bewunderte aber gleichzeitig die Schönheit der Harpyie im Flug. Nachdem der Vogel einen weiten Kreis gezogen hatte, ließ er sich träge nach unten gleiten, landete auf ihrem Fensterbrett und schlug seine Krallen tief ins Holz. Langsam und majestätisch legte der Adler seine Flügel an.
    Colby sah im Mondschein sehr schön aus. In dem fahlen, silbrigen Licht wirkte sie wie eine junge heidnische Gottheit, die den hohen Berggipfeln ein Opfer darbringen will. Ihre Haut schimmerte weich und einladend. Rafaels Inneres krampfte sich fast schmerzhaft zusammen. Sein Verlangen kochte wie Fieber in seinem Blut, dunkel und unbezähmbar, und das gerade jetzt, da er seine Selbstbeherrschung mehr als alles andere brauchte ! Colbys Unschuld erschütterte ihn und zog ihn gleichzeitig an. Sie gehörte ihm; sie war für ihn geschaffen. Nur für ihn. Allein Colby Jansen konnte ihn von den dunklen Schatten in seiner Seele befreien.
    Colby starrte den Vogel wie gebannt an. Es war ein bisschen erschreckend, das Tier so nahe vor sich zu sehen, und sie war sich nicht sicher, ob die Situation nicht gefährlich war. Vorsichtig trat sie zwei Schritte zurück. Ihr Herzschlag hämmerte laut in ihren Ohren. Das Tier war faszinierend, sehr groß und beängstigend. Colby zwang sich, ganz ruhig zu bleiben, während sie den Vogel näher begutachtete. Er schien nicht verletzt zu sein, und sie hatte nicht den Eindruck, dass er Hunger oder Schmerzen litt. Er starrte sie genauso unverwandt an wie sie ihn.
    Rafael beobachtete, wie Colby ihre Unterlippe befeuchtete. Bei dieser kleinen Geste spannte sich sein Körper noch mehr an, und sein Blut verwandelte sich in flüssiges Feuer. Er konnte seine Reaktion auf sie nicht kontrollieren, und ihm war bewusst, dass er in ihrer Nähe noch gefährlicher als sonst war. Er musste sich jederzeit im Griff haben, denn er wollte nicht riskieren, ihr Schaden zuzufügen. Sie war die Versuchung selbst, wie sie barfuß vor ihm stand und sehr jung und schön und ein bisschen ängstlich aussah. Er spürte, wie sein Herz einen Satz machte und all seine Beschützerinstinkte erwachten. Dabei hatte er nicht gewusst, Beschützerinstinkte zu besitzen. Sie bewirkte bei ihm Dinge, mit denen er nicht umgehen konnte.
    Rafael war entschlossen, Colby zu beherrschen. Er wollte sie für sich haben, weit weg von allen anderen, irgendwo, wo er langsam und behutsam vorgehen und schließlich mit ihr machen konnte, was er wollte. Er würde sie bekommen. Er würde sie gefangen halten, entschied er; es war die einzige Möglichkeit, sie in seine Gewalt, in seine Obhut zu bekommen. Ein wildes Verlangen, sie an sich zu ketten, beherrschte ihn, und es wuchs mit jedem Augenblick.
    Colby spürte, wie heftig ihr Herz schlug, aber eher vor Erregung als aus Furcht. Eigentlich hätte sie Grund gehabt, sich zu fürchten, da sie einen echten Raubvogel vor sich hatte, doch

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