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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Anschwellen von Macht, das gerade entstanden war, als sie ihre einzigartigen Gaben gebraucht hatte, unerwünschte Aufmerksamkeit in ihre Richtung gelenkt. Colby wusste nur, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte und ihre Familie von etwas Bösem bedroht wurde. Sie war der einzige Schutz, den Paul und Ginny hatten. Colby liebte die beiden und würde sie bis zum letzten Atemzug verteidigen, vor allem und jedem.
    Mit einem Seufzer fuhr sie das kurze Stück bis zum Ranchgebäude. Ginnys Hund King, ein Border Collie, kam herausgestürzt und begrüßte sie mit freudigem Gebell. Colby lehnte ihren Kopf einen Moment lang ans Lenkrad und versuchte, die seltsamen Schwingungen am Nachthimmel zu interpretieren. Was war da draußen, so nahe, und beobachtete ihre Ranch und ihre Familie? Warum konnte sie nicht die Richtung ausmachen, aus der es kam? Sie wusste, dass sie beobachtet wurde, mehr aber auch nicht. Colby wusste Dinge und konnte sie voraussehen. Sie wusste, dass die Kuh im Stall bald kalben und dass es keine leichte Geburt werden würde. Sie wusste, wann es regnen würde und wie viel Zeit ihr blieb, um das Heu hereinzubringen.
    Sie tätschelte den Hund und ging zur Veranda. Paul saß auf der Schaukel und hatte auf sie gewartet. Dabei musste er eingeschlafen sein. Seine lange, schlaksige Gestalt war der Länge nach ausgestreckt, sein Hut tief in die Stirn gezogen, und er hatte seine Arme über der Brust verschränkt. Colby blieb stehen und betrachtete ihn liebevoll. Er war ein fantastischer Bruder. Im Schlaf sah er sehr jung und verletzlich aus. Colby tippte leicht an seine Schulter.
    Paul schrak hoch. »Ich habe nur meine Augen ausgeruht«, sagte er und grinste breit, während er mit dem Daumen seinen Hut in den Nacken schob. Seit er das einmal in einem Western gesehen hatte, machte er es ständig. Damals war er ungefähr sieben Jahre alt gewesen, und Colby brachte es nicht übers Herz, ihn an den Ursprung dieser Geste zu erinnern. Im Übrigen fand sie diese Angewohnheit sehr liebenswert.
    »Joclyn Everett ist eine sehr nette Frau, Paul. Ihren Mann habe ich natürlich schon oft gesehen, aber sie kannte ich bis jetzt nicht. Die beiden sind okay, glaubst du nicht?«
    Sein Seufzer war in der Stille der Nacht gut zu hören. »Was ich glaube, ist, dass du dieser Frau zugesagt hast, ihrer Tochter Reitstunden zu geben, obwohl du in Arbeit ertrinkst. Das glaube ich, Colby.«
    Colby wich seinem Blick aus und rieb sich die Stirn. »Na ja, das Mädchen ist in Ginnys Alter, und Ginny ist oft sehr allein.«
    »Das kannst du nicht machen, Colby. Du schuftest dich jetzt schon so ab. Glaubst du, ich weiß nicht, dass du die halbe Nacht auf den Beinen bist? Du kannst dir nicht noch mehr aufhalsen.«
    »Sie zahlen gut, Paul, und Ginny braucht eine Freundin. Ich dachte, ich könnte bei jeder Lektion kurz mit dem Mädchen arbeiten und dann Ginny übernehmen lassen. Das sollte eigentlich nicht zu viel Zeit kosten.«
    Paul stöhnte laut. »Du spinnst total, Colby, aber es bringt ja nichts, mit dir zu streiten.« Er hielt die Tür auf. »Ich habe die Tiere versorgt und eine Runde über die Ranch gemacht, du kannst dich also gleich in die Falle hauen.«
    Sie warf ihm ein schnelles Lächeln zu. »Danke, Paul. Ich bin heute Abend ziemlich müde.« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen.«
    »Ich würde dir gern die Leviten lesen«, sagte er, »doch irgendwie mag ich Sean Everett. Und da wir Nachbarn sind, kann es wohl nicht schaden, wenn wir uns mit ihm anfreunden.« Colby brach in Lachen aus. Es war ansteckend, und Paul ertappte sich bei einem breiten Grinsen.
    »Das sagst du doch nur, weil du ein neues Opfer suchst, das dir hilft, unsere kaputten Maschinen zu reparieren.«
    »Beschuldigst du mich etwa, Hintergedanken zu haben?« Er gab sich Mühe, unschuldig dreinzuschauen.
    Colby schickte King mit einer Handbewegung in die Scheune. Normalerweise schlief der Hund zusammengerollt auf dem Boden in Ginnys Schlafzimmer, aber in letzter Zeit war Colby so unruhig, dass sie ihn als Nachtwächter einsetzte. Paul schaute ihr zu und runzelte die Stirn. »Du machst dir echt Sorgen, stimmt's?«
    Sie zuckte betont lässig die Schultern. »Ich finde bloß, es ist besser, auf Nummer sicher zu gehen, als es später zu bereuen, Paul. Ben glaubt, dass es Jugendliche sind, die uns Streiche spielen.«
    Paul schnaubte verächtlich. »Ben gibt immer Teenagern die Schuld. Was soll das?«
    Colby lachte

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